Die Welt gerät aus den Fugen. Den Eindruck könnte manch fleißiger Beobachter der Weltgeschehensberichterstattung in den letzten Jahren bekommen haben. Bürgerkrieg in Syrien, Hungersnot im Kongo und humanitäre Katastrophe im Jemen. Dabei sind Kriege und Katastrophen in Afrika und Asien seit Jahrzehnten an der Tagesordnung und haben bisher außer der Einrichtung einiger Spenden-Hotlines eher wenig Aufmerksamkeit erfahren.
Wirklich beunruhigend sind für viele Deutsche vielmehr Konflikte innerhalb der westlichen Hemisphäre, die lange Zeit unantastbar und geeint schien. Gleich zwei westliche Grundpfeiler verabschieden sich von ihren alteingesessenen Positionen im Weltgeschehen. Die USA sowie Großbritannien haben den westlichen Weg zugunsten eines nationalen Weges verlassen und sorgen somit insbesondere in Europa für Unruhe. Leidtragender könnte unerwartet schnell die deutsche Wirtschaft werden, wenn Unternehmen nicht schleunigst Vorkehrungen treffen und ihre Finanzierungsportfolios diversifizieren.
Brexit: Briten wählen Isolation
Die Briten entschieden sich jüngst für die langfristige internationale Isolation. Die nun entstehenden Komplikationen bei den Brexit-Verhandlungen werden von den deutschen Medien mit mehr Häme als Sachverstand beobachtet und während der harte Brexit mit verheerenden Folgen für den Handel immer näher rückt, scheinen Politik und Bevölkerung zu realisieren, dass man sich die Folgen der Globalisierung nicht einfach selektiv ,,herauspicken’’ kann, wie ein Biskuit zur Tea Time. Falls es tatsächlich zu einem ,,No Deal Brexit’’ kommen sollte, wären deutsche Unternehmen gut beraten, ihren Finanzierungsmix zu diversifizieren, um etwaige Liquiditätsengpässe zu überbrücken.
USA setzen auf Protektionismus statt Freihandel
Auch US-Präsident und Globalisierungsgegner Donald Trump scheint bemüht, etablierte westliche Bündnisse, wie die NATO, infrage zu stellen und ehemalige Verbündete mit Strafzöllen zu schikanieren. Trump riskiert mit seiner protektionistischen Politik, eine weltweite Abwärtsspirale auszulösen, wie einst US-Präsident Hoover in den 1930er Jahren. Dieser vollbrachte es, den Welthandel innerhalb von drei Jahren um knapp zwei Drittel einbrechen zu lassen. Opfer weiterer Strafzölle wäre insbesondere die auf Exporte fokussierte deutsche Wirtschaft.
Merkel: Stabilitätsanker oder Wachstumsbremse?
Demgegenüber steht Angela Merkel, die vermeintliche Personifikation der Stabilität.
Doch für gerade diese wurde Merkel in den letzten Jahren vielfach kritisiert: Sie verwalte Deutschland, statt es zu regieren und habe keine Visionen für das Land. Die Kritiker wären gut beraten, die Umsetzung der ,,Visionen’’ zahlreicher anderer europäischer Staaten, wie etwa Italien, Griechenland, Spanien, Irland, Portugal, Polen oder Ungarn, zu betrachten. Resultat der hocherwünschten Visionen dieser EU-Länder waren wahlweise eine sinkende Wirtschaftskraft, wachsende Staatsverschuldung, die Einschränkung der Pressefreiheit, sinkende Löhne oder exorbitante Arbeitslosigkeit.
Deutschland bleibt von Unruhen verschont
Den deutschen blieben derlei Unschönheiten erspart, was sie ironischerweise nicht daran hindert, vermeintliche Missstände anzuprangern. Ein Münchhausen-Syndrom der Wirtschaft hat in Deutschland Einzug erhalten. Wenn es wenig zu bemängeln gibt, schafft sich der unzufriedene Bürger einfach Probleme. Nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung wettern gegen Staat, Politik und Konzerne. Dass die Reallöhne in Deutschland in den letzten 10 Jahren um über 12 Prozent gestiegen sind (auch im Niedriglohnsektor!) und die Arbeitslosigkeit mit zuletzt fünf Prozent internationale Spitzenklasse ist, interessiert den besorgten Bürger eher weniger.
Protestwähler gefährden Stabilität
Der absurde Unmut von Teilen der Bevölkerung schlägt sich leider nicht nur in den Social Media Kommentarspalten, sondern auch in den Wahlergebnissen nieder. Insbesondere die rechtspopulistische ,,Alternative für Deutschland’’ feierte bei den jüngsten Wahlen Erfolge. In Umfragen erreicht die Partei zuletzt gar Höchstwerte von bis zu 17 Prozent. Das paradoxe daran: Konzepte für zukunftsweisende Themen, wie Rente, Digitalisierung oder Klimawandel, hat die Partei keine.
Nicht alles ist Gold in Deutschland
Ein Wachsender Niedriglohnsektor und die damit einhergehende steigende Kinderarmut, bewusst verfehlte Klimaschutzziele, ungenügende Investitionen in die Infrastruktur und eine vergleichsweise hohe Altersarmut – es gibt durchaus Baustellen in Deutschland. Doch sollten diese nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland eines der lebenswertesten Länder der Welt ist. So erzielt Deutschland in allen relevanten internationalen Rankings durchgehend Top 10 Platzierungen in puncto Lebensqualität. In dem 2017 von der UNO veröffentlichten Human Development Index, der Bildung, Lebenserwartung und Einkommen berücksichtigt, belegt Deutschland, hinter Norwegen, Australien und der Schweiz, den vierten Platz.
Deutsche Wirtschaft bleibt stark
Auch die deutsche Wirtschaft zeigt sich unbeeindruckt von nationalen und internationalen Unruhen. Der Dax schwankt auf konstant hohem Niveau zwischen 12.000 und 13.000 Punkten und auch der Ifo-Geschäftsklimaindex verzeichnete in den letzten Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Es bleibt abzuwarten, welche langfristigen Folgen internationale Unruheherde à la Trump auf die deutsche Wirtschaft haben werden. Sollten Strafzölle auf deutsche Produkte ausgebaut und der internationale Freihandel weiter eingeschränkt werden, ist für Unternehmen insbesondere eine krisenfeste Finanzierungsstruktur entscheidend. Ein diversifiziertes Finanzportfolio vermindert Abhängigkeiten und schützt somit vor willkürlichen Zinserhöhungen oder Kontokorrent-Kürzungen von Seiten der Banken.