Sein Durchmesser ist tausendmal kleiner als der eines menschlichen Haares. Dennoch hat das Coronavirus große Auswirkungen. Seinetwegen steht die Wirtschaft seit Wochen still. Um die Infektionswege zu minimieren, haben die Behörden Restaurants, Kinos, Friseursalons, Fitnessstudios und andere Geschäfte, die nicht der Grundversorgung dienen, geschlossen. Die übrigen Unternehmen laufen derweil auf Sparflamme: Kunden bleiben aus Angst vor einer Ansteckung weg, Lieferketten sind unterbrochen und die Mitarbeiter befinden sich im Homeoffice. Jeder dritte Betrieb musste wegen der angespannten Situation Kurzarbeit anmelden.
Silberstreifen am Horizont
Doch seit zwei Wochen stehen die Zeichen auf Entspannung. Am 15. April hat sich die Bundesregierung mit den Ländern auf erste Lockerungen der Corona-Maßnahmen geeinigt. Die gemeinsamen Beschlüsse umfassen unter anderem folgende Änderungen:
- Läden mit einer Verkaufsfläche bis zu 800 Quadratmetern dürfen wieder öffnen, auch wenn sie nicht der Grundversorgung dienen.
- Auto-, Fahrrad- und Buchhändler unterliegen keiner Beschränkung bei der Verkaufsfläche.
- Friseursalons können ihre Arbeit unter strengen Hygieneauflagen ab dem 4. Mai wieder aufnehmen.
- Ab dem 4. Mai sind auch die Schulen wieder offen, wobei sich der Unterricht zunächst auf die Abschlussklassen und die letzte Klasse der Grundschule beschränkt.
Bei der Vorstellung der Beschlüsse betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel indes: „Was wir in der Bekämpfung der Corona-Krise erreicht haben, ist ein Zwischenerfolg, nicht mehr und nicht weniger.“ Mahnend schob sie nach, es sei ein zerbrechlicher Zwischenerfolg. Dementsprechend ist die Einigung zwischen Bund und Ländern von großer Vorsicht geprägt. Restaurants, Bars, Clubs, Fitnessstudios, Freizeitparks, Spezialmärkte und viele andere Einrichtungen werden erst in einem nächsten Schritt geöffnet. Veranstaltungen wie Festivals, Konzerte und Fußballspiele bleiben bis zum 31. August verboten.
Wirtschaftsweise sehen schnelle Erholung
Trotzdem: Den Unternehmen, die bisher unter großer Unsicherheit litten, geben die Lockerungen Grund zur Hoffnung. In den aufkeimenden Optimismus mischt sich allerdings die Sorge, ob die nach wie vor bestehenden Beschränkungen bleibende Schäden hinterlassen werden. Konjunkturexperten haben erste Einschätzungen veröffentlicht. Relativ optimistisch sind die Wirtschaftsweisen. Das Beratergremium der Bundesregierung prognostiziert für das laufende Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von bloß 2,8 Prozent, gefolgt von einem Plus von 3,7 Prozent im nächsten Jahr. Hinter diese Vorhersage ist jedoch ein Fragezeichen zu setzen.
Gestützt auf Erfahrungen aus China gingen die Wirtschaftsweisen zum Zeitpunkt ihrer Prognose (am 22. März) nämlich davon aus, dass die Wirtschaft deutlich schneller wieder hochgefahren wird. Deshalb interessieren vor allem die beiden Negativszenarien ihres Gutachtens, denen ein längerer Stillstand zugrunde liegt. Das eine geht davon aus, dass die Wirtschaft mit 5,4 Prozent dieses Jahr etwas stärker einbricht als im Basisszenario, sich aber im nächsten Jahr mit einem Wachstum von 4,9 Prozent kräftig erholt. Das andere Negativszenario nimmt an, dass die Hilfsmaßnahmen der Regierung nicht ausreichen, um Insolvenzen und Massenentlassungen zu verhindern. In einem solchen Fall würde sich die Wirtschaft im nächsten Jahr nur langsam erholen.
Jede Woche Stillstand kostet 1,6 Prozent des BIP
Die aktuelle Gemeinschaftsdiagnose der führenden Konjunkturinstitute kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Sie rechnet für das gesamte Jahr mit einem Wachstumsverlust von 4,2 Prozent, wobei das zweite Quartal mit einem Minus von zehn Prozent zu Buche schlägt. Die beteiligten Experten glauben, dass die Folgen der Pandemie nach ein bis zwei Jahren weitgehend überwunden sein werden. Sie geben allerdings zu bedenken, dass sich bei einem längeren Lockdown die Erholung verzögern dürfte.
Das Ifo-Institut hat versucht, zu berechnen, welchen Effekt eine Verlängerung der pandemiebedingten Maßnahmen hat. Die Münchner Volkswirte kommen zum Schluss, dass jede zusätzliche Woche eine Wachstumseinbuße von 0,7 bis 1,6 Prozent der Wirtschaftsleistung zur Folge hat. Bei einem zweimonatigen Stillstand würde die Wirtschaft insgesamt um 7,2 bis 14 Prozent einbrechen. Bei drei Monaten gingen im Vergleich zum letzten Jahr bis zu einem Fünftel der Wirtschaftsleistung oder 729 Milliarden Euro verloren.
Weltweit schwerste Rezession seit Dreißigerjahren
All diesen Berechnungen ist gemeinsam, dass sie primär auf die unmittelbaren Auswirkungen des Lockdowns in Deutschland abstellen. Ein Merkmal der Corona-Krise ist jedoch, dass sie alle Staaten gleichermaßen betrifft. Dadurch kommt es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. Der Internationale Währungsfonds rechnet bereits mit der schlimmsten Rezession seit der Großen Depression der Dreißigerjahre. Noch im Januar prognostizierten die IWF-Ökonomen ein globales Wachstum von 3,3 Prozent. Nun prophezeien sie einen Einbruch von drei Prozent. Zum Vergleich: 2009, im schlimmsten Jahr der letzten Finanzkrise, ging die Weltwirtschaft lediglich um 0,1 Prozent zurück. Damals waren ausschließlich Industrieländer betroffen.
Für die deutsche Wirtschaft, die beinahe jeden zweiten Euro im Export verdient, sind dies keine guten Aussichten. Der IWF sagt zwar für 2021 eine Erholung der Weltwirtschaft voraus. Seine Prognose steht aber auf unsicheren Beinen, zumal viele Länder wie Italien hoch verschuldet sind und lediglich beschränkte Möglichkeiten haben, ihre Wirtschaft anzukurbeln. Folglich braucht es wohl einige Zeit, bis die Exporte wieder auf das Vorkrisenniveau zurückfinden.
Obwohl die meisten Vorhersagen derzeit von einer schnellen Rückkehr in die Wachstumszone ausgehen, sollte sich der deutsche Mittelstand darum auf eine längere Durststrecke einstellen. Das gilt umso mehr, als wir heute nicht wissen, welchen Einfluss die schrittweise Lockerung der Pandemiemaßnahmen auf die Verbreitung des Coronavirus hat. Kommt es in einigen Monaten zu einer zweiten Infektionswelle, ist ein erneuter Lockdown nicht auszuschließen. In einem solchen Szenario würden die Prognosen der Konjunkturforscher zur Makulatur und die Erholung der Wirtschaft ließe deutlich länger auf sich warten.
Krisenfinanzierung: Liquidität sichern
Aus diesen Gründen ist während der kommenden Monate eine sorgfältige Liquiditätsplanung besonders wichtig. Um eine Insolvenz zu verhindern, müssen kleine und mittlere Unternehmen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, die ihnen helfen, die Liquidität zu schonen. Dazu gehören:
- die Beanspruchung von Zuschüssen, Förderkrediten und Bürgschaften aus den Corona-Hilfspaketen von Bund und Ländern
- die Nutzung von Factoring
- die Vorfinanzierung von Wareneinkäufen durch Finetrading
- die Verwendung von Leasing anstelle von Investitionsdarlehen
- die Freisetzung von Liquidität aus dem Anlagevermögen durch Sale-and-Lease-back
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