Die Deutsche Bank war lange Zeit international renommiert und stand für erfolgreiche Geschäfte und den deutschen wirtschaftlichen Aufschwung, den sie mittrug. Heute ist das einst ehrwürdige Institut ein Schatten seiner selbst.
Bereits seit drei Jahren konnte die Deutsche Bank keine Gewinne mehr vorweisen. Zudem muss die Deutsche Bank fast quartalsweise Strafzahlungen an verschiedene Aufsichtsinstitutionen für windige Bankgeschäfte und illegale Marktbeeinflussungen zahlen. Auch das zweitgrößte deutsche Finanzinstitut, die Commerzbank, verliert seit Jahren an Wert. Trotz Sanierungsbemühungen scheint der Fall der Bank unaufhaltsam.
Wert der deutschen Großbanken sinkt kontinuierlich
Die Commerzbank ist aktuell noch rund 10 Milliarden Euro wert, die Deutsche Bank 21 – zum Vergleich: die US-Bank JP Morgan liegt bei 340 Milliarden Euro. Auch europäische Konkurrenten, wie Santander oder BNP Paribas übersteigen den Wert der größten deutschen Institute bei weitem.
Gründe für den Wertverlust sind divers
Die Gründe für den Wertverlust sind divers: verschlafene Digitalisierungstrends, verlustreiche Investments und regelmäßige Strafzahlungen erklären die Situation nur bedingt. Der visionenbefreite Führungsstil einer ganzen Reihe von Vorstandschef prägt insbesondere die Firmenpolitik der Deutschen Bank seit einigen Jahren. Weder Anshu Jain noch John Cryan vollbrachten es dringend benötigte Einsparungen konsequent umzusetzen und höhere Gewinne zu erwirtschaften.
Geringe Eigenkapitalquote gefährdet Stabilität der Deutschen Bank
Die Eigenkapitalquote der deutschen Bank liegt übrigens bei 4 %. Ein signifikanter Anteil des Geschäfts wird folglich über Schulden finanziert. Was Unternehmen vieler anderer Branchen das Genick brechen würde, ist im Bankensektor durchaus üblich. Das sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass eine geringe Eigenkapitalquote auch für Banken gefährlich ist. Das gilt insbesondere, wenn eine Bank regelmäßig Strafzahlungen für windige Finanzgeschäfte zahlen muss, wie etwa zuletzt 205 Millionen Dollar an die amerikanische Finanzbehörde DFS sowie beachtliche 3,1 Milliarden Dollar in 2016.
Deutsche Wirtschaft auf inländische Banken angewiesen
Das Einbrechen des deutschen Bankensektors ist nicht nur für zehntausende Beschäftigte problematisch (die Deutsche Bank hat bereits angekündigt knapp 10 Prozent der gesamten Belegschaft zu entlassen), auch die deutsche Wirtschaft könnte mittelfristig zu Schaden kommen. Bei einer zu großen Abhängigkeit von ausländischen Instituten könnten Unternehmen insbesondere in Krisenzeiten in Bedrängnis kommen, da viele Banken dann ihren Heimatmarkt bevorzugen.
Commerzbank steigt aus DAX ab
Sinnbild des untergehenden Sterns der deutschen Großbanken ist auch der Abstieg der Commerzbank aus dem Dax in den MDax. Den Platz übernimmt das FinTech Wirecard zum 24. September. Zuletzt hatte der Börsenwert von Wirecard auch jenen der deutschen Bank überflügelt. Wirecard wird mittlerweile mit mehr als 21 Mlliarden Euro beziffert.
Commerzbank Chef Martin Zielke kommentiert: ,,Natürlich ist es nicht schön, dass wir als Gründungsmitglied den Leitindex verlassen müssen. Für unsere Kunden und unser Geschäft aber ändert sich nichts.’’ Einsicht in die prekäre Situation des Geldhauses? Keine Spur.
Mögliche Fusion von Commerzbank und Deutsche Bank
Seit Jahren steht eine Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank zur Debatte. Viele Experten gehen davon aus, dass diese früher oder später kommen muss, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Die Debatte hatte jüngst wieder Fahrt aufgenommen und wird in den Medien größtenteils euphorisch kommentiert, was verwundert, da die großen Bankenfusionen (HRE & Depfa, Deutsche Bank & Postbank, Commerzbank & Dresdner Bank) lange nicht alle von Erfolg gekrönt waren. Es bleibt abzuwarten, ob die Fusion tatsächlich kommt und welche Auswirkungen diese auf die angeschlagenen Institute haben wird.
Bedeutung von FinTechs nimmt zu
Die Bedeutung von neuartigen Finanztechnologien hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Der Aufstieg von Wirecard ist Ausdruck dieses Erstarkens. Deutsche Bankhäuser hingegen verlieren seit Jahren an Bedeutung und sind mittlerweile international abgeschlagen und kaum konkurrenzfähig. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob auch das letzte im Dax vertretende deutsche klassische Geldinstitut aus der ersten Unternehmensliga weichen muss.