Die Corona-Pandemie hinterlässt in den Bilanzen deutscher Mittelständler ihre Spuren. Gleichzeitig ist sie ein disruptives Ereignis, das die schon vor der Krise bestehenden Transformationsprozesse massiv beschleunigen wird. Jetzt bei Investitionen in die Zukunft zu sparen, um krisenbedingte Ausfälle wettzumachen, wäre deshalb gefährlich.
Für den österreichisch-amerikanischen Ökonomen Joseph Schumpeter war die Quintessenz des Kapitalismus seine Tendenz zur schöpferischen Zerstörung. Schumpeter verglich Marktanpassungen und Innovationen mit einer ständigen Revolution, die alte Strukturen aufbricht und neue hervorbringt. Dieser Prozess läuft allerdings nicht kontinuierlich ab, sondern in einer unsteten Folge von Umbruchphasen, die sich mit längeren Ruhepausen abwechseln.
Phase der schöpferischen Zerstörung
Momentan befinden wir uns in einer Umbruchphase. Die Corona-Pandemie ist ein disruptives Ereignis, das die Wirtschaft weltweit stark verändern wird. Wochenlang galten strenge Distanzierungsregeln. Restaurants, Veranstaltungslokale, Friseursalons, Kleiderläden und viele andere Unternehmen mussten ihr Geschäft schließen. Auch die Autoindustrie legte einen Großteil ihrer Werke still. Wer den Betrieb aufrecht erhielt, hatte mit unterbrochenen Lieferketten, mangelnder Verfügbarkeit von Mitarbeitern und fehlender Kundschaft zu kämpfen.
Der deutsche Mittelstand zeigte sich in der Krise flexibel. Schnapsbrennereien produzierten Desinfektionsmittel. Messebauer, die wegen des Veranstaltungsverbots kaum Aufträge hatten, installierten in Ladenlokalen und Restaurants Plexiglasscheiben zum Schutz vor Ansteckungen. Die Textilbranche lieferte Hygienemasken und Schutzanzüge. Autozulieferer, Hersteller von Heizgeräten und Staubsaugern entwickelten in kürzester Zeit dringend benötigte Beatmungsgeräte.
Flexibilität während des Lockdowns
Am meisten gefordert war der Handel, dem wegen der behördlich verfügten Ladenschließungen der wichtigste Vertriebskanal wegbrach. Dementsprechend stellte ein Drittel aller Mittelständler zumindest teilweise auf den Vertrieb über Internet oder Telefon um, wie eine Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau zeigt. Derselben Umfrage lässt sich entnehmen, dass 17 Prozent aller kleinen und mittleren Unternehmen ihre Dienstleistungen an die veränderten Bedingungen anpasste. Weitere 15 Prozent planen Änderungen bei ihrem Dienstleistungsangebot. Darüber hinaus nahm während der letzten Wochen fast jedes zehnte KMU neue Produkte in sein Sortiment auf. Sieben Prozent der befragten Firmen gaben an, Änderungen an ihrem Geschäftsmodell vorgenommen zu haben.
Insgesamt passten mehr als vier von zehn Mittelständlern wegen der Corona-Krise ihr Angebot oder die Geschäftsprozesse an. Diese Zahl zeugt von der disruptiven Kraft der Pandemie. Denn zwischen 2016 und 2018 nahm nur ein Fünftel aller mittelständischen Unternehmen bedeutende Änderungen vor. Selbstverständlich sind viele der krisenbedingten Anpassungen bloß vorübergehender Natur. Längerfristig werden Autozulieferer und Staubsaugerhersteller trotz erfolgreicher Entwicklung von Beatmungsgeräten nicht auf Medizintechnologie umsatteln.
Corona-Krise verstärkt Digitalisierungstrend
Gleichwohl wäre es falsch, die langfristigen Veränderungen, die von einer derart heftigen Krise wie der Corona-Pandemie ausgehen, zu unterschätzen. Beispielsweise entstand im Nachgang der Finanzkrise von 2008 und der anschließenden Eurokrise eine vielfältige FinTech-Szene. Smartphone-Banken, Blockchain-Start-ups, alternative Zahlungsabwickler, Finanzierungsportale und Crowdfunding-Plattformen lehrten den etablierten Geldinstituten das Fürchten. Ohne den disruptiven Effekt der Finanz- und Eurokrise und die damit verbundene Schwäche der Banken wären viele von ihnen wohl nicht gegründet worden. Andere Start-ups mit digitalen Geschäftsmodellen profitierten ebenfalls von der Dynamik der Krisenjahre. Zwischen 2008 und 2009 entstanden zum Beispiel WhatsApp, Airbnb und Uber.
Angesichts der großen Bedeutung digitaler Vertriebskanäle während des zweimonatigen Lockdowns ist anzunehmen, dass die Digitalisierung auch nach der Corona-Krise Auftrieb erhalten wird. Die zunehmende Verbreitung von Homeoffice wird diesen Trend zusätzlich beschleunigen. Bei der Digitalisierungsstrategie zu sparen, um die Ausfälle der vergangenen Monate zu kompensieren, wäre darum ein gefährlicher Ansatz.
Zukunftsinvestitionen machen Unternehmen krisenresistenter
Ohnehin zeigt die erwähnte KfW-Umfrage, dass innovationsstarke Unternehmen in der Lage sind, flexibler auf eine Krisensituation zu reagieren. So nahmen von den Unternehmen, die bereits zwischen 2016 und 2018 zu den Innovatoren gehörten, während des Lockdowns 57 Prozent Änderungen an Produkten oder Geschäftsprozessen vor. Bei den restlichen Unternehmen waren es lediglich 38 Prozent.
Doch bleibt die Investition in die Innovationskraft nicht ein frommer Wunsch, wenn krisenbedingt die Mittel dazu fehlen und sich das Kreditrating während der letzten Monate verschlechtert hat? Keinesfalls! Denn auch bei eingeschränkter Bonität stehen genügend Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Für eine Innovationsfinanzierung eignen sich unter anderem:
- Förderkredite
- Kredite, die durch eine öffentliche Bürgschaft gesichert sind
- Mezzanine-Kapital
- alternative Finanzierungslösungen wie Sale-and-Lease-back oder Crowdinvesting
Förderkredite und Mezzanine-Kapital
Große Bedeutung kommt den Corona-Krediten der Förderbanken zu. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau unterstützt Investitionen derzeit mit bis zu einer Milliarde Euro. Bei einem Volumen von weniger als 800.000 Euro beträgt die maximale Kreditlaufzeit zehn Jahre, bei höheren Darlehenssummen sechs Jahre. Die beiden ersten Jahre sind tilgungsfrei. Der Zinssatz für kleine und mittlere Unternehmen liegt je nach Bonität bei 1,00 bis 1,46 Prozent. Damit die Banken einen Anreiz haben, die Förderkredite weiterzuvermitteln, übernimmt die KfW 90 Prozent des Ausfallrisikos. Für Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern hat sie überdies einen Schnellkredit im Angebot, bei dem sie die vermittelnde Bank zu hundert Prozent von der Haftung freistellt.
Eine andere Möglichkeit, trotz verminderter Kreditwürdigkeit Investitionen zu tätigen, ist die Aufnahme von Mezzanine-Kapital. Mezzanine-Finanzierungen wie Nachrangdarlehen, stille Beteiligungen oder Genussrechte verbinden die Vorteile von Fremd- und Eigenkapital. Sie zählen aus Sicht der Banken ganz oder teilweise zum Eigenkapital, weshalb sie zu einer Verbesserung der Bilanzstruktur beitragen. Mezzanine-Gläubiger werden jedoch nicht zu Miteigentümern des von ihnen finanzierten Unternehmens und haben folglich auch kein Mitspracherecht. Dies macht Mezzanine-Finanzierungen nicht zuletzt für Familienbetriebe und inhabergeführte Unternehmungen attraktiv. Vor dem Finanzamt gelten Mezzanine-Finanzierungen als Fremdkapital. Die Zinszahlungen lassen sich somit als Betriebsaufwand von der Steuer absetzen.
Alternative Finanzierungslösungen
Besitzt ein Unternehmen größere Vermögenswerte wie Immobilien, Maschinen, Fahrzeuge oder Patente, lohnt es sich, über ein Sale-and-Lease-back nachzudenken. Der Verkauf von Anlagegütern an die Leasinggesellschaft verschafft die für die Investitionen benötigte Liquidität, ohne Sicherheiten zu erfordern. Dabei bleiben die verkauften Güter weiterhin für das Unternehmen nutzbar und können am Ende der Leasingdauer zurückgekauft werden.
Je nach Art des zu finanzierenden Investitionsprojekts erweist sich auch ein Crowdfunding als interessante Finanzierungsoption. Wie bei Mezzanine-Finanzierungen und beim Sale-and-Lease-back sind für Schwarmfinanzierungen keine Sicherheiten notwendig. Da keine aufwendige Risikoprüfung stattfindet, kann ein Crowdfunding zudem relativ schnell über die Bühne gehen. Der größte Vorteil dieser Finanzierungsart ist der Marketingeffekt, der von einer begeisterten Investorenschaft ausgeht. Damit sich die Schwarmanleger tatsächlich als Multiplikatoren und Markenbotschafter betätigen, muss der Kapitalnehmer indes einen hohen Kommunikationsaufwand betreiben.
Schöpfung oder Zerstörung? Die Innovationsbereitschaft entscheidet!
Die Covid-19-Krise ist ein Schockereignis, das – ganz im Sinne Schumpeters – sowohl schöpferische als auch zerstörerische Kräfte freisetzt. Ob ein mittelständisches Unternehmen als Sieger oder als Verlierer aus der Krise hervorgehen wird, hängt nicht zuletzt von seiner Innovationsbereitschaft ab. Die besprochenen Finanzierungsvarianten ermöglichen dem Mittelstand, trotz der momentan angespannten Finanzlage in innovative Zukunftsprojekte zu investieren. Gerne zeigen Ihnen die kompetenten Mitarbeiter von Finanzierung.com weitere Wege, wie Sie Ihre Investitionsvorhaben verwirklichen können. Zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns für ein persönliches und unverbindliches Beratungsgespräch. Wir freuen uns auf Sie!