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Einzelhandel: Digitalisierungsinvestitionen trotz mangelnder Liquidität

Die zunehmende Bedeutung digitaler Vertriebskanäle stellt den Einzelhandel vor große Herausforderungen. Gleichzeitig leidet die Branche nach wie vor unter den Folgen des Corona-bedingten Lockdowns. Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, ohne auf wichtige Zukunftsinvestitionen verzichten zu müssen, sind Händler auf intelligente Finanzierungslösungen angewiesen. Eine davon ist das Finetrading.

Die Unterschiede sind groß. Während die Umsätze im Online- und Versandhandel zwischen Januar und Juli gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel zulegten, brachen sie bei den Waren- und Kaufhäusern um 15,2 Prozent ein. Noch höhere Umsatzverluste verzeichneten mit 27,7 Prozent die Kleider- und Schuhläden. Betroffen von der Krise sind vor allem kleine und mittlere Händler.

Entsprechend knapp ist ihr Liquiditätspolster. Das Handelsblatt veröffentlichte eine Modellrechnung des Deutschen Sparkassenverbands, der zufolge sich der Anteil der Liquidität an der Bilanzsumme mittelständischer Einzelhändler um ein Drittel verringert, wenn der Umsatz um 20 Prozent einbricht. Gehen die Umsätze auf das ganze Jahr gerechnet um 30 Prozent zurück, schmilzt die Liquiditätsquote auf bedrohliche neun Prozent des Vorjahreswertes. Zum Vergleich: Im gesamten Mittelstand verringert sich die Liquidität bei einer Umsatzeinbuße von 30 Prozent lediglich um 21 Prozent.

Zu wenig Geld für Investitionen

Die Liquiditätskrise im Einzelhandel kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn die Angst vor Ansteckungen und der wochenlange Lockdown haben den Strukturwandel hin zu digitalen Vertriebskanälen weiter beschleunigt. Namentlich kleinere Händler befinden sich in Sachen Digitalisierung indessen im Rückstand, wie die jüngst publizierte Einzelhandelsstudie des DIHK zeigt. Während bei den großen Einzelhandelsketten zwei von drei Unternehmen einen Online-Shop betreiben, sind es bei den kleinen Händlern nur 34 Prozent. Über eine eigene Smartphone-App verfügen bloß sechs Prozent der kleinen Händler, aber über die Hälfte der großen. Auch auf Kanälen wie Facebook, Instagram oder YouTube sind kleine Einzelhandelsunternehmen deutlich weniger präsent.

Zwei Drittel der kleinen Händler, die für die DIHK-Studie befragt wurden, gaben an, zurzeit keine Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Als einen der Hauptgründe für den Verzicht nannten sie die hohen Investitionskosten. Die Mehrheit der Studienteilnehmer ist allerdings von der Notwendigkeit weiterer Digitalisierungsmaßnahmen überzeugt. Nicht einmal jeder Zehnte ist der Ansicht, keinen Bedarf zu haben. Daher stellt sich die Frage: Wie können sich mittelständische Einzelhändler aus dem Dilemma zwischen sinkender Liquidität und hohen Digitalisierungskosten befreien?

Finetrading schafft Liquidität

Da im Einzelhandel besonders viel Liquidität in den Warenbeständen gebunden ist, besteht ein Lösungsansatz darin, die Wareneinkäufe durch Finetrading zu finanzieren. Finetrading ist eine bankenunabhängige Finanzierungsvariante, bei der sich der Finanzierer, der sogenannte Finetrader, als Zwischenhändler zwischen den Lieferanten und dessen Abnehmer schaltet. Der Finetrader kauft die vom Abnehmer bestellten Waren und verkauft sie diesem weiter. Dabei verlängert er das ursprüngliche Zahlungsziel auf 90 bis 120 Tage. Der Finetrader selbst bezahlt die Waren gegenüber dem Lieferanten unmittelbar nach deren Auslieferung an den Abnehmer.

Ablauf des Finetradings im Einzelhandel

  1. Falls nicht schon geschehen, schließt der Einzelhändler einen Rahmenvertrag mit dem Finetrader.
  2. Der Einzelhändler verhandelt die Konditionen der Warenbestellung mit seinem Lieferanten.
  3. Der Einzelhändler bestellt die Waren mit Zustimmung des Finetraders beim Lieferanten.
  4. Der Lieferant liefert die Waren direkt an den Einzelhändler und schickt die Rechnung an den Finetrader.
  5. Der Finetrader zahlt den Rechnungsbetrag und verrechnet ihn dem Einzelhändler mit verlängertem Zahlungsziel weiter.
  6. Der Einzelhändler zahlt den geschuldeten Betrag innerhalb des verlängerten Zahlungsziels an den Finetrader.

Nicht teurer als ein Kredit

Durch den sofortigen Zahlungserhalt fällt beim Lieferanten das Delkredererisiko weg. Die meisten Lieferanten sind deshalb bereit, für Geschäfte, die über den Finetrader laufen, Skonti und Rabatte zu gewähren, die der Käufer zur Gegenfinanzierung der Finetrading-Gebühren verwenden kann. Denkbar sind auch andere Sonderkonditionen wie eine bevorzugte Belieferung im Falle von Lieferengpässen. Neben besseren Einkaufsbedingungen profitieren die Nutzer des Finetradings von einem größeren Spielraum bei der Wahl des passenden Kaufzeitpunktes: Dank des verlängerten Zahlungsziels sind sie weniger abhängig von der aktuellen Liquiditätssituation und können so besser auf saisonale Preisschwankungen reagieren.

Berücksichtigt man diese Vorteile, ist das Finetrading nicht zwingend teurer als ein Firmenkredit – insbesondere, wenn der Käufer das Zahlungsziel nicht vollständig ausreizt. Außerdem werden die ausstehenden Zahlungen an den Finetrader im Gegensatz zu einem Bankdarlehen als kurzfristige Verbindlichkeiten verbucht, was die Kreditwürdigkeit weniger stark belastet. Sicherheiten sind nicht erforderlich, zumal sich die Waren bis zur vollständigen Zahlung durch den Käufer im Eigentum des Finetraders befinden.

Weniger Abhängigkeit von den Banken

Die Warenfinanzierung trägt dazu bei, die Abhängigkeit von den Banken zu reduzieren. Kommt es im weiteren Verlauf der aktuellen Rezession zu einer Kreditklemme, kann sich ein diversifiziertes Finanzierungsportfolio ohne einseitige Abhängigkeiten als wichtiger Wettbewerbsvorteil erweisen. Eine Einkaufsfinanzierung ist bereits ab einem vergleichsweise geringen Einkaufsvolumen von 20.000 bis 50.000 Euro möglich. Die Mindesthöhe pro finanziertem Einkauf liegt in der Regel bei 2.500 Euro.

Vorteile des Finetradings

  • Schont die Liquidität
  • Verringert die Beanspruchung teurer Kreditlinien
  • Schafft Freiraum für Investitionen
  • Ermöglicht Skonti und Rabatte
  • Reduziert die Abhängigkeit von den Banken

Digitalisierung als entscheidender Erfolgsfaktor für den Einzelhandel

Die Autoren der DIHK-Einzelhandelsstudie mahnen in ihrem Schlusswort, die Digitalisierung sei in den nächsten Jahren der entscheidende Erfolgsfaktor für den Einzelhandel. Dies gilt nicht nur für die großen Einzelhandelsketten, sondern auch für kleine und mittlere Händler. Auf Investitionen in Online-Vertriebskanäle und die Digitalisierung der Geschäftsprozesse zu verzichten, bis sich die Liquiditätssituation gebessert hat, ist darum keine Option. Zum Glück existiert mit dem Finetrading eine mittelstandsfreundliche Finanzierungsvariante, die die Liquidität deutlich verbessert und den Spielraum für Investitionen erhöht.

Andere Finanzierungsalternativen wie Factoring, Leasing und Sale-and-Lease-back können ebenfalls einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Investitionskraft leisten. Gerne unterstützt Sie Finanzierung.com bei der Suche nach zukunftstauglichen Finanzierungslösungen. Melden Sie sich bei Fragen unter der 089-215 2953 0 oder über anfrage@finanzierung.com.

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