Der Lockdown ist beendet. Ist in der Corona-Krise nun das Schlimmste vorüber oder droht uns eine zweite Welle? Wir zeigen, worauf sich der Mittelstand einstellen muss und wie er dabei am besten vorgeht.
Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft kräftig durchgeschüttelt. Die Autoindustrie verzeichnete zwischen Februar und April einen dramatischen Umsatzeinbruch von 75 Prozent. Im verarbeitenden Gewerbe verringerten sich die Auftragseingänge um 38 Prozent. Federn lassen mussten deutsche Unternehmen auch in ihrer Paradedisziplin, den Exporten: Im April gingen die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahresmonat um ein Drittel zurück. Dennoch ist Deutschland bis jetzt mit einem blauen Auge davongekommen. Nicht nur hat die Bundesrepublik deutlich weniger Covid-19-Tote zu verzeichnen als vergleichbare Länder wie Großbritannien oder Frankreich. Auch die befürchtete Insolvenzflut ist bisher ausgeblieben. Zwischen März und Mai ging die Zahl der neu eröffneten Insolvenzverfahren sogar leicht zurück.
Zweite Welle möglich
Doch wo stehen wir heute? Haben wir das Gröbste hinter uns oder droht uns eine neue Infektionswelle, die wieder einschneidende Maßnahmen notwendig macht und dadurch die wirtschaftlichen Schäden verschlimmert? Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Der Virologe Hendrik Streeck, der durch seine Kritik am Lockdown bekannt wurde, bezeichnet die Gefahr einer zweiten Welle in einem Interview mit dem Bonner General-Anzeiger als unwahrscheinlich. Er glaubt eher, dass es künftig zu einzelnen Hotspot-Ausbrüchen kommen wird, die sich unter Kontrolle bringen lassen. Christian Drosten, der die Regierung zur Covid-19-Pandemie berät, sieht ebenfalls „eine theoretische Möglichkeit“, dass Deutschland ohne zweite Welle durchkommt.
Beide Experten gehen davon aus, dass die Verbreitung des Coronavirus während der Sommermonate deutlich geringer ausfallen wird als in der kalten Jahreszeit. Diese Vermutung scheint sich in den Zahlen von Australien und Südamerika zu bestätigen. Auf der Südhalbkugel gewinnt die Epidemie nämlich erst jetzt, mit Beginn des dortigen Winters, an Fahrt. Das Robert-Koch-Institut warnt indes, solange der Großteil der Bevölkerung gegen Covid-19 nicht immun sei, müsse jederzeit mit einer zweiten Welle gerechnet werden. Denkbar seien auch mehrere Wellen unterschiedlichen Ausmaßes.
Krisenkonzepte entwickeln
Für die Wirtschaft bedeutet dies: Weitere Krisen sind in naher Zukunft nicht auszuschließen. Mittelständische Unternehmen sollten deshalb die aktuelle Entspannung dazu nutzen, sich auf mögliche Schwierigkeiten vorzubereiten. Ein entscheidender Vorbereitungsschritt besteht darin, die Situation der vergangenen Wochen genau zu analysieren. Zu klären sind unter anderem folgende Fragen:
- Gab es Unterbrechungen in den Lieferketten?
- Wie stand es um die Verfügbarkeit der Mitarbeiter?
- Funktionierte die Arbeit im Homeoffice?
- Hielt die IT-Infrastruktur den veränderten Anforderungen stand?
- Wie entwickelte sich der Liquiditätsverlauf?
Anhand der Resultate gilt es, eine tragfähige Planung für eine zweite Infektionswelle zu entwickeln. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, in verschiedenen Krisenszenarien zu denken und für jedes Szenario eigenständige Krisenkonzepte zu entwerfen.
Krisenfinanzierung: Nicht nur Kredite
Angesichts der dramatischen Umsatzeinbrüche, die die erste Welle der Corona-Krise verursachte, lohnt es sich, bei der Krisenplanung ein besonderes Augenmerk auf die Finanzierung zu richten. Ein allzu großes Vertrauen auf die Hausbank dürfte sich als gefährlich erweisen. Denn neben einer zweiten Corona-Welle droht eine weitere Welle: eine Welle von Kreditausfällen. BaFin-Präsident Felix Hufeld zeigte sich an einer Online-Veranstaltung von Bloomberg zwar optimistisch, dass es nicht zu einer Bankenkrise kommt. Gleichwohl wird die Zunahme der Kreditausfälle die deutschen Banken, die ohnehin zu den ertragsschwächsten Geldinstituten der Eurozone zählen, zu einer zurückhaltenden Kreditvergabe zwingen.
Inwieweit der Staat in die Bresche springen wird, wenn es bei einem Neuaufflammen der Corona-Krise zu einer Kreditklemme kommt, steht in den Sternen. Schon wegen der laufenden Hilfspakete rechnet der Bundesfinanzminister mit einer Explosion der Staatsverschuldung von 60 auf 75 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Gegen eine einseitig auf Kredite abgestützte Krisenfinanzierung spricht noch ein anderer Grund: Je mehr Kredite ein Unternehmen zur Krisenbewältigung aufnimmt, desto höher fällt die Liquiditätsbelastung zum Zeitpunkt der Fälligkeit aus. Mehr Kredite führen zudem zu einer tieferen Eigenkapitalquote und somit zu einem tieferen Rating, was die Kapitalkosten mittelfristig erhöht.
Factoring, Finetrading und Sale-and-Lease-back als Alternative
Aus diesen Gründen sollten sich Unternehmer in ihren Krisenkonzepten unbedingt mit alternativen Finanzierungsvarianten auseinandersetzen. Eine gute Lösung zur Verhinderung von Liquiditätsengpässen ist beispielsweise das Factoring. Unternehmen, die ihre offenen Rechnungsforderungen an eine Factoringgesellschaft abtreten, profitieren von einem kontinuierlichen Zahlungsstrom. Sie müssen nicht lange auf die Überweisung ihrer Kunden warten, sondern erhalten das Geld innerhalb von ein bis zwei Arbeitstagen nach Zession der Forderung. In den meisten Fällen übernimmt der Factoringanbieter außerdem das Debitorenrisiko. Factoringlösungen lassen sich sehr schnell umsetzen und kommen folglich selbst dann noch infrage, wenn das Unternehmen bereits in Schwierigkeiten steckt.
Eine weitere Finanzierungsvariante, die mittelständische Unternehmer in ihren Krisenüberlegungen in Betracht ziehen sollten, ist die Einkaufsfinanzierung durch Reverse Factoring oder Finetrading. Sie ermöglicht dem Unternehmen, die Zahlungsziele für eingekaufte Waren wie Rohstoffe und Halbfabrikate auf bis zu 120 Tage auszuweiten. Oft führt das Finetrading überdies zu besseren Konditionen. Denn die Zulieferer wissen, dass sie ihr Geld ohne lästige Verzögerungen erhalten werden.
Auch ein Sale-and-Lease-back kann einen Beitrag zur Krisenfinanzierung leisten. Der Zweck eines Sale-and-Lease-backs besteht darin, die im Anlagevermögen gebundene Liquidität freizusetzen und stille Reserven aufzulösen. Dazu verkauft ein Unternehmen Immobilien, Maschinen oder Fahrzeuge an eine Leasinggesellschaft. Da diese Güter im Produktionsalltag unverzichtbar sind, least das Unternehmen sie sogleich wieder zurück. Nach Ablauf der Leasingdauer hat der Leasingnehmer in der Regel die Möglichkeit, die verkauften Objekte zurückzuerwerben.
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Vielleicht wird es keine zweite Corona-Welle geben. Zu hoffen ist es. Hoffnung ist aber kein guter Ratgeber. Darum sollten Unternehmer die momentane Entspannung nutzen, um sich auf ein Wiederaufflammen der Krise vorzubereiten. Die Evaluation krisentauglicher Finanzierungslösungen, die nicht ausschließlich auf den Angeboten der Hausbank beruhen, ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Vorbereitungen. Gerne unterstützt Sie Finanzierung.com dabei.
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