Finanzierungslösungen für die Energiewirtschaft

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19. Juni 2020

Die Energiewende stellt die Energiewirtschaft vor große Herausforderungen. Gleichzeitig erhöht sie den Druck auf die Gewinnmarge. Umso wichtiger ist eine gesunde Finanzierungsbasis. Finanzierung.com vermittelt Energieversorgern günstige Finanzierungslösungen, die ihnen erlauben, die Aufgaben der Zukunft anzupacken.

Kraftwerk mit weißem Rauch aus den Schornsteinen

In der Energieversorgung dominieren sechs große Anbieter – E.ON, EnBW, LEAG, RWE, Uniper und Vattenfall. Sie kontrollieren zusammen drei Viertel der deutschen Stromproduktion. Daneben existieren im Bereich Erzeugung und Handel von Elektrizität, Gas und Fernwärme fast 1000 kleine und mittelgroße Anbieter. Darunter befinden sich regionale und kommunale Energieversorger sowie mittelständische Unternehmen.

Die Energiewende – eine Herkulesaufgabe

In den nächsten Jahren stehen den Unternehmen der Energiewirtschaft große Veränderungen bevor. Zu den Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, zählen:

  • der Ersatz fossiler Energieträger wie Erdöl und Kohle

  • der Ausbau der Netz- und Speicherinfrastruktur

  • die Sektorenkopplung

  • die Digitalisierung der Energienetze

Umstieg auf erneuerbare Energieträger

Die Produktion erneuerbarer Energien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Stammten Ende der Neunzigerjahre erst vier Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen, machten die Erneuerbaren 2018 bereits mehr als ein Drittel der gesamten Stromproduktion aus. Wichtigster Energieträger bei der Elektrizitätserzeugung war mit einem Anteil von 35 Prozent indessen immer noch die Kohle. Das wird sich ändern, verfolgt die deutsche Politik doch das Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu senken. Unter dem Stichwort „Energiewende“ plant die Bundesregierung den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix auf 80 Prozent zu erhöhen. Ein entscheidender Schritt auf diesem Weg ist der Kohleausstieg, der spätestens bis zum Jahr 2038 abgeschlossen sein soll.

Ausbau von Netz- und Speicherinfrastruktur

Künftig erfolgt die Energieproduktion viel dezentraler als heute. Statt weniger Großkraftwerke entstehen viele neue Solar-, Windkraft- und Biomasseanlagen. Dies erfordert einen massiven Ausbau der Netzinfrastruktur. Außerdem fallen mit Kern- und Kohlekraft zwei bedeutende Lieferanten von Grundlastenergie weg. Wind und Sonne, die derzeit wichtigsten Vertreter der erneuerbaren Energien, können den Ausfall nicht ersetzen, zumal sie wetterbedingt großen Schwankungen unterliegen. Der Bau von Speicherkraftwerken ist deshalb unumgänglich. Dabei kommen in erster Linie folgende Technologien in Betracht:

  • Pumpspeicher

  • Wärmespeicher

  • Druckluftspeicher

  • Batteriespeicher

  • chemische Speicher

Sektorenkopplung

Um die Schwankungen bei der Stromproduktion besser in den Griff zu kriegen, ist neben Speicherkraftwerken eine Vernetzung zwischen der Elektrizitätserzeugung und anderen Wirtschaftssektoren notwendig. Überschüssige Elektrizität kann beispielsweise dazu verwendet werden, in Blockheizkraftwerken Wärme zu generieren. Auch Gas und Flüssigbrennstoffe für Autos und Flugzeuge lassen sich aus Überschussstrom herstellen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die zunehmende Elektroautoflotte als Speicherkraftwerk zu benutzen. Das heißt, parkende Elektroautos laden bei schwacher Energienachfrage ihren Akku auf und speisen bei Spitzenlast wieder Strom ins Netz zurück.

Smart Grids

Damit solche Anwendungen möglich werden, braucht es intelligente Strom- und Gasnetze, sogenannte Smart Grids. In einem Smart Grid findet ein Datenaustausch statt, der eine dynamische Steuerung von Energieerzeugung, -speicherung und -verbrauch gestattet. Smart Grids helfen den Energieversorgern zudem, ihre Effizienz zu steigern. So machen sie manuelle Tätigkeiten wie das Ablesen von Zählerständen überflüssig und erlauben eine vorausschauende Wartung.

Sinkende Margen

Die Energiewende und der damit verbundene Umbau der Energieversorgung benötigen enorme Investitionen, führen aber gleichzeitig zu sinkenden Erträgen. Wie eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zeigt, ist die Situation bereits heute kritisch. Innerhalb des vergangenen Jahrzehnts sank die EBITDA-Marge der Energieversorger von über 20 auf 6 Prozent. Bei einem Fünftel der Unternehmen liegt die Bonität unterhalb des Investment Grades. Eine Verbesserung der Ertragssituation ist nicht in Sicht. Denn Vergleichsportale sorgen für steigende Konkurrenz unter den Anbietern. Zwar haben seit der Liberalisierung der Energieversorgung erst 44 Prozent der Haushalte ihren Stromanbieter und 35 Prozent den Gasversorger gewechselt. Doch je mehr die Generation der Digital Natives über die Wahl des Energieversorgers entscheiden wird, desto mehr dürfte die Nutzung der Vergleichsportale und dementsprechend die Wechselbereitschaft zunehmen.

Nachhaltige Finanzierungslösungen für eine nachhaltige Energieversorgung

Um trotz angespannter Finanzlage investieren zu können, sind die Unternehmen der Energiewirtschaft auf eine robuste Finanzierung angewiesen. Angesichts des günstigen Zinsumfelds liegt es nahe, die notwendigen Ausrüstungsinvestitionen durch Darlehen mit langfristiger Zinsbindung zu finanzieren. Allerdings ist der Verschuldungsgrad vieler Versorgungsunternehmen schon jetzt sehr hoch. Darum rät Finanzierung.com, die Finanzierungsstruktur ganzheitlich zu betrachten und bei Bedarf durch alternative Finanzierungsbausteine zu ergänzen.

Mezzanine-Finanzierungen

Sind die Konditionen für Neukredite aufgrund der hohen Verschuldung schlecht, lohnt es sich, über eine Mezzanine-Finanzierung nachzudenken. Mezzanine-Finanzierungen stärken die Kreditwürdigkeit, da die Banken sie (zumindest partiell) als Eigenkapital anerkennen. Für das Finanzamt gelten sie hingegen als Fremdkapital, sodass sich die Zinsen als Betriebsaufwand von der Steuer absetzen lassen. Zum Mezzanine-Kapital gehören:

  • partiarische und Nachrangdarlehen

  • Genussscheine

  • stille Gesellschaften

  • Wandel- und Optionsanleihen

Leasing und Sale-and-Lease-back

Eine weitere Alternative zum Kauf auf Kredit ist das Firmenleasing. Neben Fahrzeugen, Büroeinrichtungen und Immobilien lassen sich mit einem Leasing beispielsweise Solaranlagen oder ganze Kraftwerke finanzieren. Das Leasing schont das Eigenkapital, ist bilanzneutral und kommt ohne Sicherheiten aus. Die monatlichen Raten unterliegen keinem Zinsänderungsrisiko und sind steuerlich absetzbar. Ein Leasing ist übrigens auch bei bereits erworbenen Gütern möglich: Das Sale-and-lease-back dient dazu, die im Anlagevermögen gebundene Liquidität freizusetzen, damit sie für weitere Investitionen zur Verfügung steht.

Fördermittel

Der Staat verfügt über verschiedene Instrumente, mit denen er den ökologischen Umbau der Energiewirtschaft unterstützt. Dazu gehört die Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die über die EEG-Umlage auf den Strompreis finanziert wird. Die Betreiber von Anlagen, die über das EEG gefördert werden, erhalten während 20 Jahren einen garantierten Abnahmepreis für den Strom. Daneben gibt es viele weitere Förderinitiativen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene. Eine wichtige Adresse für kommunale und private Energieversorger, die in erneuerbare Energien investieren wollen, sind außerdem die Landesförderbanken und die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Abgesehen von günstigen Zinsen bieten sie bei ihren Förderkrediten teilweise bis zu 50 Prozent Tilgungszuschuss.

Factoring

Das Factoring, der Verkauf offener Forderungen, gewährleistet einen stetigen Liquiditätszustrom. Factoringkunden müssen daher weniger oft auf teure Kreditlinien zurückgreifen. Üblicherweise ist im Factoring auch der Schutz gegen Zahlungsausfälle und die Übernahme des Debitorenmanagements inbegriffen. Verwendet ein Unternehmen die zusätzliche Liquidität, die ihm das Factoring verschafft, zum Forderungsabbau, verbessert es darüber hinaus seine Bonität. Dadurch gelangt es künftig günstiger an Kredite.

Finetrading

Wie das Factoring bietet auch die Einkaufsfinanzierung durch Finetrading eine Möglichkeit, die Liquidität zu schonen, ohne den Betriebsmittelkredit zu beanspruchen. Beim Finetrading schaltet sich der Finanzierer zwischen seinen Kunden und dessen Händler. Er kauft die vom Kunden bestellten Waren und verkauft sie diesem mit einem Zahlungsziel von bis zu vier Monaten weiter. Diese Finanzierungsform eignet sich insbesondere für den Rohstoffeinkauf, zum Beispiel für den Erwerb von Brennstoffen zum Betrieb eines Heizkraftwerks.


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