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Konjunkturaussichten 2020: Aufhellungen mit einigen Wolken

Im vergangenen Jahr hat das Wirtschaftswachstum an Schwung verloren, doch die befürchtete Rezession ist nicht eingetreten. Für das laufende Jahr sagen die Experten ein moderates Wachstum voraus. Den verhalten positiven Prognosen stehen indessen nicht unerhebliche Risiken gegenüber, auf die sich der Mittelstand vorbereiten sollte.

Groß war die Erleichterung, als das Statistische Bundesamt für das dritte Quartal des letzten Jahres ein Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent meldete. Nachdem die Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,2 Prozentpunkte geschrumpft war, befürchteten nämlich die meisten Ökonomen, dies sei der Beginn einer Rezession. Für das gesamte Jahr 2019 gehen die Schätzungen derzeit von einem Wachstum von 0,6 Prozent aus.

Positiv entwickelten sich in erster Linie die Konsumausgaben, der Wohnungsbau und der Dienstleistungssektor. Schwierig ist die Lage hingegen nach wie vor in der Industrie. Allerdings gibt es erste Signale für eine Entspannung. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für das verarbeitende Gewerbe legte im Januar von –5,0 Punkten auf –1,6 Punkte deutlich zu.

Keine neuen Autozölle, kein harter Brexit

Ein Grund dafür ist die Verringerung der außenwirtschaftlichen Risiken. Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich durch die Unterzeichnung des Teilabkommens vom 15. Januar etwas abgekühlt. Außerdem scheinen Strafzölle auf europäische Autos trotz wiederholter Drohungen derzeit nicht auf der Agenda der US-Regierung zu stehen. Auch beim Brexit hat sich das Blatt – vorläufig – zum Guten gewendet. Die Briten haben die Europäische Union am 31. Januar in einem geordneten Prozess verlassen. Nun gilt bis zum Jahresende eine Übergangsfrist, während der das Königreich weiterhin den Regeln von Zollunion und Binnenmarkt unterworfen bleibt.

Für positive Wachstumsaussichten sorgen auch der kräftige Lohnanstieg vom letzten Herbst und die geringe Arbeitslosigkeit. Die zunehmenden Investitions- und Konsumausgaben des Staates werden die wirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2020 ebenfalls unterstützen. Kommt hinzu, dass die Anzahl der Arbeitstage dieses Jahr höher ausfällt als im letzten Jahr, was die Wirtschaftskraft alleine um 0,4 Prozentpunkte stärkt. Unter diesen Voraussetzungen rechnet die Bundesregierung für 2020 mit einem Wachstum von 1,1 Prozent.

Rasantes Schuldenwachstum und Spekulationsblasen

Dennoch wäre es falsch, die Risiken aus den Augen zu verlieren. Je nach Verlauf hat die in China ausgebrochene Coronavirus-Epidemie das Potenzial, die Weltwirtschaft spürbar auszubremsen. Die internationalen Handelskonflikte können jederzeit erneut aufflammen und falls sich die Briten mit der EU bis Dezember nicht auf ein Freihandelsabkommen verständigen, wird die Gefahr eines harten Brexits wieder virulent.

Die rasante Zunahme der globalen Schulden ist ein weiterer Aspekt, der in Bezug auf die Wirtschaftsaussichten zur Vorsicht mahnt. Nach Angaben der Bankenvereinigung Institute of International Finance lag die weltweite Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Haushalten Ende September bei 253 Billionen US-Dollar oder 322 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Bis zum Ende des ersten Quartals 2020 soll sie um 1,6 Prozent auf 257 Billionen Dollar zulegen. Bei einem globalen BIP-Wachstum von 2,5 Prozent, wie es die Weltbank für das laufende Jahr prognostiziert, ist ein solcher Anstieg kaum nachhaltig.

Ebenso wenig nachhaltig ist die Situation an den Finanz- und Immobilienmärkten. Laut einem Bericht der FAZ vergleicht eine Commerzbank-Analyse die aktuelle Situation an den Immobilienmärkten mit dem Immobilienboom vor dem Fall der amerikanischen Investmentbank Lehman. Die Analyse kommt zum Schluss, dass in Deutschland die Preise für Wohnungen 15 Prozent über deren innerem Wert liegen. Auch in den meisten anderen EU-Ländern zeigen die Immobilienpreise ein ungesundes Wachstum. Ein Platzen der Spekulationsblasen könnte eine neuerliche Finanzkrise auslösen. Aufgrund der bereits sehr tiefen Zinsen hätten die Zentralbanken heute viel weniger Spielraum, eine Krise zu bekämpfen, als 2008.

Kapitalstruktur stärken

Mittelständische Unternehmen sind deshalb gut beraten, sich trotz positiver Konjunkturprognosen auf schwierigere Zeiten vorzubereiten. Diesbezüglich gilt es insbesondere, auf eine solide Kapitalstruktur zu achten. Im Jahr 2018 hatten deutsche KMU laut KfW-Mittelstandspanel im Schnitt eine Eigenkapitalquote von 31,2 Prozent. Doch bei über einem Drittel der Mittelständler machten die Eigenmittel weniger als zehn Prozent der Bilanzsumme aus. Ein Weg, die Bilanzsituation und damit das Rating bei den Banken zu verbessern, ist die Aufnahme von Mezzanine-Kapital. Zum Mezzanine-Kapital zählen:

  • Nachrangdarlehen
  • stille Beteiligungen
  • Genussrechte
  • Wandel- und Optionsanleihen

Diese Instrumente dienen der langfristigen Finanzierung und werden im Insolvenzfall nachrangig behandelt. Darum bewerten die Finanzinstitute sie ganz oder teilweise als wirtschaftliches Eigenkapital. Anders als die Aufnahme von echtem Eigenkapital führen Mezzanine-Finanzierungen indes nicht zu einer Veränderung der Eigentumsverhältnisse, zumal die Kapitalgeber üblicherweise kein Mitspracherecht erhalten. Mezzanine-Kapital kostet zudem weniger als Eigenkapital, wenngleich es teurer ist als Fremdkapital.

Schulden abbauen

Neben der Aufnahme von Mezzanine- oder Eigenkapital erhöht auch ein Schuldenabbau die Eigenkapitalquote. Nicht selten fehlt kleinen und mittleren Unternehmen aber die notwendige Liquidität, um ihren Schuldenstand zu verringern. In diesem Fall ist ein Factoring hilfreich, denn es sorgt für einen regelmäßigen Cashflow. Mit dem Forderungsverkauf sind weitere Vorteile verbunden. So nimmt der Factoring-Anbieter seinem Kunden das Risiko von Zahlungsausfällen ab und kümmert sich um Debitorenmanagement und Inkassowesen.

Um eine Neuverschuldung zu vermeiden, empfiehlt es sich, größere Anschaffungen statt über einen Kredit über ein Leasing zu finanzieren. Da sich die Kosten durch die Erträge der geleasten Objekte gegenfinanzieren lassen, hält sich der Liquiditätsabfluss beim Leasing in Grenzen. Die Leasingraten sind überdies steuerlich absetzbar.

Günstige Zinsen für Zukunftsinvestitionen nutzen

Angesichts der nicht unerheblichen Konjunkturrisiken ist es zwar wichtig, die Verschuldung unter Kontrolle zu halten. Allerdings wäre ein Verzicht auf Kredite falsch, wenn er auf Kosten der Investitionstätigkeit ginge. Vielmehr sollten KMU das günstige Zinsumfeld dazu nutzen, sich für die Zukunft zu rüsten. Die Digitalisierung, der Klimawandel und der Fachkräftemangel stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen, die sich nur durch hohe Investitionen meistern lassen.

Bei Investitionskrediten ist es ratsam, sich durch eine langfristige Zinsfestschreibung gegen Zinserhöhungen abzusichern. Davon abgesehen lohnt es sich, vor dem Abschluss eines Darlehensvertrags, mehrere Angebote zu vergleichen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Sicherheitsforderungen zu richten. Denn eine Übersicherung schränkt den zukünftigen Finanzierungsspielraum ein, was im Hinblick auf eine potenzielle Finanz- und Wirtschaftskrise gefährlich ist.

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