Wird der ewige Mahner erhört? Bundesbankpräsident Jens Weidmann erneuert seine Kritik an der europäischen Geldpolitik.
Jens Weidmann ist für sein ungebundenes Auftreten und sein Risikobewusstsein bekannt. Nun erneuert er seine Kritik am aktuellen Kurs der europäischen Zentralbank. Derweil steigt der Druck auf die hiesige Zinspolitik.
Einmal mehr ermahnte Bundesbank Präsident Jens Weidmann die EZB: Sollte sich die Inflationsrate dem 2 Prozent-Niveau annähern, müsse die EZB mit ihrer ultralockeren Geldpolitik einen Kurswechsel vollziehen. Man ist inzwischen an die mahnenden Worte des Bundesbankpräsidenten gegenüber der Geldpolitik der europäischen Zentralbank gewöhnt, doch sein jüngstes Statement kommt zu einem besonderen Zeitpunkt, welcher diesem eine umso höhere Bedeutung zukommen lässt.
Die jüngste Veröffentlichung von EZB-Experten, dem „Survey of Professional Forecasters“ (SFP) der EZB, Thomson Reuters & Consensus Economics, legten weitgehend eindeutige Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Inflation, innerhalb der Euro-Zone, vor. Sie prognostizieren in ihrem Bericht einen spektakulären Anstieg der Inflation bis 2019 von 0,4 auf 1,6 Prozent – das entspricht immerhin einer Vervierfachung gegenüber dem aktuellen Niveau.
Seine besorgte Haltung bezüglich der unter dem Verdacht der monetären Staatsfinanzierung stehenden Staatsanleihekaufprogrammen der nationalen Notenbanken, betonte er einmal mehr. Der Einführung weiterer, strengerer Vorschriften im Bankensektor erteilte er eine entschiedene Absage: „Aus Basel III darf kein Basel IV werden.“ Den Anleihekaufprogrammen der EZB stehe er auch weiterhin skeptisch gegenüber.
In der jüngsten Vergangenheit waren die Befürchtungen mittelständischer Unternehmen gegenüber den Konjunkturmaßnahmen der Zentralbanken immer deutlicher zutage getreten. Diese fühlen sich immer stärker im Wettbewerb mit großen Unternehmen benachteiligt. Die Zinslast bleibt für kleinere und mittlere Unternehmen erstickend hoch, während Großkonzerne immer günstigere Liquidität von Banken und Zentralbanken zugeführt bekommen.
Auch im Kontext der jüngsten US-amerikanischen Präsidentschaftswahl wird der Druck auf die ultralockere Geldpolitik in der Euro-Zone nicht geringer. President-elect Donald Trump sollte beim Wort genommen werden. Vom Konjunkturprogramm des künftigen Präsidenten erhoffen sich insbesondere Rüstungs-, Bau- und Infrastruktursektor Auftragseingänge in Milliardenhöhe. Doch was bedeutet das für die Geldpolitik? Die schuldenfinanzierten Programme des Präsidenten werden zusätzliche Milliarden in die Wirtschaft spülen, folglich zieht die Inflation an. Um schädliche Auswirkungen auf die Realzinsen einzudämmen muss die Federal Reserve die Leitzinsen erhöhen, die Kreditkosten verteuern sich, Geldanlagen werden attraktiver.
Der EZB bieten sich dann zwei Möglichkeiten, um eine Kapitalflucht aus dem Euro-Währungsraum zu verhindern. Die erste Option – eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar – scheint in Anbetracht der stark exportorientierten europäischen Wirtschaft eher unwahrscheinlich. Die Alternative – eine Erhöhung der Leitzinsen – liegt schon eher im Ermessensspielraum. Letztere Option dürfte auch eher den Vorstellungen des deutschen Bundesbank-Präsidenten entsprechen. Denn er teilt die Meinung vieler Finanz-Experten, dass die Wirkung der derzeitigen Geldpolitik zugunsten gefährlicher Nebenwirkungen zunehmend nachlasse. Die zunehmend schlechtere Ertragslage im Bankensektor gefährde auf Dauer die Finanzstabilität und den Aufbau von Eigenkapital, was wiederum die Kreditvergabe der Banken einschränkt.
Und während die Banken in einer Identitätskrise zu stecken scheinen, nehmen immer mehr Unternehmer ihre Finanzen selbst in die Hand. Dabei greifen Sie immer öfter auf alternative Finanzdienstleister mit unternehmerischem Hintergrund zurück. Das hat entscheidende Vorteile. Die Risiken von Liquiditätsproblemen werden durch die Ausdehnung auf alternative Finanzierungsquellen verringert, die speziell auf unternehmerische Bedürfnisse angepassten Finanzierungsprodukte unterstützen Unternehmer im operativen Geschäft und sind häufig auch in Krisen-Situationen, wenn die Bank längst keine Finanzierung mehr gewähren will eine Alternative, da sie auch ohne Kreditsicherheiten auskommen.
Unter den aktuell niedrigen Zinsen ist eine alternative Unternehmensfinanzierung auch denkbar günstig. Wie lange die historisch günstigen Finanzierungskonditionen für Unternehmen noch erhältlich sein werden, hängt wohl maßgeblich von den wirtschafts- und geldpolitischen Entwicklungen der westlichen Welt ab. Informieren Sie sich also über die Möglichkeiten der alternativen Finanzierungsmöglichkeiten.
Quellen: EZB Wirtschaftsbericht 07/2016 S.17 | Herausfordernde Zeiten – Perspektiven für den Bankensektor, 10.11.2016, Berlin)