Im Februar 2020 endete die längste Hochkonjunkturphase seit der Wiedervereinigung. Das Ende war absehbar. Dass ein derart massiver Einbruch folgen würde, konnte indes niemand ahnen. Während des Lockdowns zwischen dem 23. März und dem 19. April verringerte sich die deutsche Wirtschaftsleistung gemäß Berechnungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) um ganze 20 Prozent. Selbst während der Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 und der darauf folgenden Eurokrise gab es keinen nur annähernd so dramatischen Absturz.
Corona-Pandemie hinterlässt Spuren
Mittlerweile dauert die Corona-Krise bereits ein Dreivierteljahr und Deutschland befindet sich wieder in einem Teil-Lockdown. Es ist daher an der Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und zu schauen, welche Konsequenzen die aktuelle Situation für die mittelständische Wirtschaft hat. Das kürzlich veröffentlichte Mittelstandspanel 2020 bietet hierzu einige Anhaltspunkte. Die Umfrage der KfW zeigt, dass die Krise die kleinen und mittleren Unternehmen fest im Griff hat. Trotz der Lockerungen während der Sommermonate spürten Mitte September 63 Prozent aller KMU negative Auswirkungen der Corona-Pandemie. Angesichts der zwischenzeitlich wieder verschärften Corona-Maßnahmen dürfte dieser Wert heute noch höher liegen.
Zu schaffen machen den Unternehmen vor allem folgende Probleme:
- der Nachfragerückgang
- Liquiditätseinbußen
- der Ausfall von Mitarbeitern
- die Verkleinerung des Absatzgebietes wegen Grenzschließungen
- Lieferstörungen
- die einschneidenden Hygiene- und Abstandsvorschriften
Am stärksten getroffen hat die Krise die Dienstleistungsbranche und das verarbeitende Gewerbe. Das Baugewerbe hingegen ist bis jetzt mit einem blauen Auge davongekommen.
Umsatzeinbruch von zwölf Prozent
Mehr als die Hälfte der befragten Firmen rechnet für das gesamte Jahr 2020 mit einem Umsatzeinbruch. Im Schnitt liegt die Umsatzprognose bei minus zwölf Prozent. Auch bei den Aussichten für die nächsten drei Jahre überwiegt der Pessimismus: Fast drei Viertel der Befragten erwarten bis 2022 stagnierende oder sinkende Umsätze. Wie sich die Umsatzentwicklung mittelfristig auf die Profitabilität auswirken wird, ist noch offen. Die letzte Finanzkrise zeigt, dass sinkende Umsätze nicht zwingend in Verluste münden. So ging die durchschnittliche Umsatzrendite im Jahr 2009 trotz einer Umsatzeinbuße von 6,2 Prozent bloß um einen halben Prozentpunkt auf 5,1 Prozent zurück. Angesichts des doppelt so hohen Umsatzeinbruchs ist der Druck auf die Gewinnmarge dieses Mal aber wesentlich größer.
Unter Druck steht auch die Liquidität. Im September hatten zwar drei von fünf Unternehmen Liquiditätsreserven für mindestens ein halbes Jahr. Zwölf Prozent der Betriebe hätten jedoch bei einer behördlich verordneten Geschäftsschließung gerade einmal einen Monat aus eigener Kraft überlebt. Fünf Prozent wären ohne Liquiditätsspritze bereits nach zwei Wochen in die Insolvenz geschlittert. Unternehmen, die von einem Liquiditätsengpass bedroht sind, behelfen sich meist mit der Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital. Dadurch sinkt allerdings die Eigenkapitalquote, was sich wiederum negativ auf die Kreditwürdigkeit auswirkt.
Sinkende Bonität – steigende Kredithürden
Von den Firmen, die die KfW im September befragte, erwarten 36 Prozent, dass ihre Eigenkapitalquote gegenüber dem letzten Jahr abnehmen wird. Lediglich neun Prozent rechnen mit einer Zunahme. Für die meisten Mittelständler ist eine Verschlechterung der Eigenkapitalquote verkraftbar, zumal sie das Eigenkapitalpolster während der letzten Jahre kontinuierlich ausbauen konnten. 2019 erreichte die durchschnittliche Eigenkapitalquote im Mittelstand mit 31,8 Prozent einen Höchststand. Problematisch ist die Situation hingegen für jene 28,2 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen, deren Eigenkapitalquote schon 2019 bei weniger als zehn Prozent lag.
Die Verschlechterung von Eigenkapital, Liquidität und anderen bonitätsrelevanten Faktoren wirkt sich zunehmend auf den Kreditmarkt aus. Litten gemäß KfW-ifo-Kredithürde Ende 2019 16,6 Prozent der KMU unter einer restriktiven Kreditvergabe durch die Banken, waren es im dritten Quartal des laufenden Jahres bereits 21,7 Prozent. Die größten Schwierigkeiten bei Kreditverhandlungen haben derzeit Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche.
Zurückhaltende Investitionen
Zur Deckung krisenbedingter Liquiditätslücken setzen Unternehmen abgesehen von Krediten primär auf Ausgabenkürzungen. Insbesondere verzichten sie auf geplante Investitionsprojekte. In guten Jahren realisieren Mittelständler bis zu drei Viertel ihrer geplanten Investitionsvorhaben. Dieses Jahr wurden laut Mittelstandspanel weniger als die Hälfte der vorgesehenen Projekte wie geplant umgesetzt. 30 Prozent wurden verschoben, 18 Prozent aufgegeben und sechs Prozent in stark vermindertem Umfang durchgeführt.
Die Investitionszurückhaltung wird die Corona-Pandemie wahrscheinlich überdauern. Viele KMU werden aufgrund der aktuellen Krisenerfahrung zuerst ihre Liquiditäts- und Eigenkapitalpuffer aufstocken und die Verschuldung abbauen, bevor sie sich mit neuen Investitionen auseinandersetzen. Dies könnte sich als Bumerang erweisen. Schließlich hatten Unternehmen, die vor der Pandemie in ihre Innovationskraft investiert hatten, im bisherigen Krisenverlauf einen deutlichen Vorteil.
Investieren und Finanzkennzahlen verbessern – kein Widerspruch
Doch Investitionen und die Stärkung der Bilanzstruktur schließen einander nicht aus. Vielmehr kommt es auf die Verwendung der richtigen Finanzierungsinstrumente an. Durch die Aufnahme von Mezzanine-Kapital lassen sich beispielsweise sowohl Finanzierungslücken schließen als auch die Eigenkapitaldecke ausbauen. Denn wegen ihrer Nachrangigkeit und der langen Laufzeiten gelten Mezzanine-Finanzierungen in wirtschaftlicher Hinsicht als Eigenkapital. Trotzdem sind sie günstiger als echtes Eigenkapital und die Zinszahlungen an die Anleger sind sogar steuerlich absetzbar.
Geht es bei einem Investitionsprojekt hauptsächlich um die Beschaffung von Anlagegütern wie Maschinen, Fahrzeugen, IT-Systemen oder Software, kommt außerdem ein Leasing infrage. Da die Leasingobjekte nicht in die Bilanz des Leasingnehmers aufgenommen werden, belasten sie seine Eigenkapitalquote nicht. Davon abgesehen muss beim Leasing in der Regel nur ein Teil des gesamten Kaufpreises getilgt werden, was die Liquidität schont.
Auch die Nutzung von Factoring schont die flüssigen Mittel. Der Verkauf der Rechnungsforderungen sorgt für schnelle Zahlungseingänge. Zusätzlich bewirkt er, dass das Forderungsrisiko auf den Factoringanbieter übergeht. Dies erleichtert die Liquiditätsplanung – namentlich in schwierigen Konjunkturphasen, in denen Debitorenlaufzeiten und Zahlungsausfälle zunehmen. Die verbesserte Liquidität lässt sich im Übrigen dazu verwenden, Lieferanten- und Bankschulden zurückzuführen und so die Eigenkapitalquote auszubauen.
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