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Werden die Zinsen bald steigen?

Seit der Eurokrise sind die Zinsen so tief wie nie zuvor. Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass die Inflation wieder anziehen könnte. Steht uns also eine Zinswende bevor?

1,6 Prozent. So hoch war die deutsche Inflationsrate (gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex) in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres. Prinzipiell ist dies kein besorgniserregender Wert. Schließlich verfolgt die Europäische Zentralbank für den gesamten Euroraum ein Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent. Bemerkenswert ist aber der sprunghafte Anstieg. Im Dezember befand sich die Teuerungsrate mit −0,7 Prozent noch auf dem tiefsten Stand seit Juli 2009. Treiber hinter dem Inflationssprung sind die Einführung des CO2-Preises für die Bereiche Verkehr und Wärme sowie der Wiedererhöhung der Mehrwertsteuer auf das ursprüngliche Niveau vor der Pandemie.

Keine galoppierende Inflation zu erwarten

Deutschland ist mit der anziehenden Inflation indes nicht alleine. Im gesamten Euroraum legte die Teuerung zwischen Dezember und Januar von −0,3 Prozent auf 0,9 Prozent zu. In den USA verzeichnete der Verbraucherpreisindex im Januar und Februar ebenfalls ein Wachstum von 0,3 respektive 0,4 Prozentpunkten. Ein Grund für die weltweite Zunahme der Inflationswerte sind die höheren Rohstoffpreise. So stieg beispielsweise der Kupferpreis im Februar auf ein Zehnjahreshoch und der Rohölpreis für die Nordseesorte Brent verdreifachte sich innerhalb eines Jahres. Infolge von Unwetterereignissen, gestörten Lieferketten und höherer Nachfrage aus China legten auch die Lebensmittelpreise weltweit zu. Der Lebensmittelpreisindex der Welternährungsorganisation war im März 2021 um ein ganzes Viertel höher als vor einem Jahr.

Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage: Müssen wir längerfristig mit steigender Inflation rechnen oder handelt es sich bloß um ein vorübergehendes Phänomen? Die meisten Ökonomen blicken entspannt in die Zukunft. In einer jährlich durchgeführten Umfrage der EZB prognostizieren Analysten für den Euroraum einen leichten Anstieg der Inflationsrate von 0,9 Prozent im laufenden Jahr auf 1,7 Prozent im Jahr 2025. Etwas weniger entspannt ist Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Er erwartet, dass die Teuerung in Deutschland zum Jahresende bei über drei Prozent liegen wird. Allerdings rechnet auch Weidmann nicht mit einer galoppierenden Inflation. Der hohe Wert von mehr als drei Prozent sei vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen und werde nicht andauern, sagte er in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen.

Skeptiker warnen vor Stagflation

Deutlich pessimistischer ist Thomas Mayer, der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Mittelfristig drohten Preiserhöhungen „im mittleren einstelligen Bereich“, erklärte der Ökonom in einem Streitgespräch mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Peter Bofinger. Sorge bereitet Mayer die starke Geldmengenausweitung, die seiner Meinung nach schon heute zu einer Preisblase an den Immobilien- und Aktienmärkten führt. Ein weiterer Punkt, der Mayer an eine stärkere Inflation glauben lässt, ist die Überalterung der Gesellschaft. Diese könne mittelfristig zu einer Knappheit an Arbeitskräften führen und dadurch eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen.

Ähnlich skeptisch gibt sich der Leipziger Volkswirtschaftsprofessor Gunther Schnabl, der sich bereits früher kritisch zur Geldpolitik der EZB äußerte. In einem kürzlich erschienenen Interview warnte er, die lockere Geld- und Fiskalpolitik könne in Kombination mit zunehmender Regulierung und internationalen Handelshemmnissen eine Stagflation wie in den Siebzigerjahren verursachen.

Zinswende in weiter Ferne

Lassen solche Befürchtungen den Schluss zu, dass die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen in nächster Zeit anheben wird? Kaum. Zum einen vertreten Inflationsskeptiker wie Schnabl und Mayer eine Minderheitsposition, wie die zitierte EZB-Umfrage unter professionellen Marktbeobachtern zeigt. Zum anderen kämen der EZB leicht erhöhte Inflationswerte nach Jahren der Niedriginflation durchaus gelegen. Denn die Corona-Krise hat zu einer regelrechten Schuldenexplosion geführt.

In Italien, das von der Pandemie besonders stark getroffen wurde, liegt die Schuldenquote des Staates derzeit 60 Prozent über der jährlichen Wirtschaftsleistung. In der gesamten Eurozone stieg die Staatsverschuldung seit Beginn der Krise um 16 Prozentpunkte auf 102 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auch die Unternehmensverschuldung befindet sich mit 146 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung auf Rekordniveau. Unter diesen Umständen würde selbst eine geringe Leitzinserhöhung die Zinslast für Staaten und Unternehmen massiv erhöhen. Es drohte eine Neuauflage der Eurokrise.

Tiefe Zinsen bedeuten nicht zwingend günstige Kredite

Aus der voraussichtlichen Weiterführung der bisherigen Zinspolitik zu schließen, dass die Kreditaufnahme für mittelständische Unternehmen in Zukunft günstiger wird, wäre jedoch falsch. Vielmehr stecken zahlreiche Banken wegen der anhaltenden Tiefzinsen in der Klemme. Schon vor Ausbruch der Covid-Pandemie erwirtschaftete nur jedes siebte deutsche Kreditinstitut die Kosten seines Eigenkapitals. Mittlerweile führt die krisenbedingt gestiegene Kreditrisikovorsorge zusätzlich zu Verlusten im Firmenkundengeschäft.

Für kleine und mittlere Unternehmen bedeutet dies: Augen auf bei der Kreditaufnahme. Wegen ihrer schwierigen Situation gewähren die Banken oft schlechte Konditionen. Sie verlangen hohe Sicherheiten, eine hohe Beteiligung aus Eigenmitteln oder hohe Zinsen. Deshalb lohnt sich ein sorgfältiger Kreditvergleich. Gleichzeitig gilt es, die Gesamtverschuldung im Blick zu behalten, verschlechtern sich doch mit sinkender Eigenkapitalquote die Kreditkonditionen.

Vorteilhafte Alternativen zum Bankkredit

Alternative Finanzierungsmethoden wie Mezzanine-Kapital, Leasing, Sale-and-Lease-back, Factoring oder Finetrading können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Bilanzstruktur zu verbessern und eine potenziell gefährliche Abhängigkeit vom Bankensektor zu vermeiden. Davon abgesehen bieten alternative Finanzierungsvarianten viele weitere Vorteile:

  • Mezzanine-Finanzierungen erhöhen die Eigenkapitalquote und sind gleichzeitig steuerlich absetzbar.
  • Leasing verringert gegenüber einem Kauf auf Kredit die Liquiditätsbelastung, weil mit den Leasingraten in der Regel nicht der gesamte Kaufpreis getilgt wird.
  • Sale-and-Lease-back ermöglicht, die im Anlagevermögen gebundene Liquidität freizusetzen und stille Reserven zu realisieren.
  • Factoring sorgt für einen schnellen Zahlungseingang und vermindert das Risiko von Zahlungsausfällen. Zudem besteht die Möglichkeit, das gesamte Debitorenmanagement an den Factoringanbieter auszulagern.
  • Durch Finetrading lassen sich die Zahlungsziele für Wareneinkäufe auf bis zu 120 Tage ausweiten. Dies ermöglicht einem Unternehmen unter anderem, flexibler auf Preisschwankungen an den Güter- und Rohstoffmärkten zu reagieren.

Gerne zeigen Ihnen die erfahrenen Spezialisten von Finanzierung.com in einem unverbindlichen Beratungsgespräch, mit welchen Finanzierungsvarianten Ihr Unternehmen derzeit am meisten von dem weiterhin günstigen Zinsumfeld profitiert.

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