Als Wachstumsbranche ist die Gesundheitswirtschaft auf innovative Finanzierungslösungen angewiesen. Im folgenden Beitrag zeigen wir, wie Ärzte, Apotheker, Pharma- und Medizintechnikunternehmen vom Factoring profitieren können.
Kein Ereignis hat die Bedeutung einer starken Gesundheitswirtschaft deutlicher vor Augen geführt als die Corona-Pandemie. Krankenhäuser, Kliniken und Arztpraxen mussten binnen weniger Tage und Wochen ihre Prozesse an die neue Krankheit anpassen – parallel zum Normalbetrieb. Pharma- und Biotech-Unternehmen entwickelten in Rekordzeit neue Testverfahren und Impfstoffe. Der Großhandel organisierte den Import Tausender Tonnen von Hygiene- und Schutzmaterialien. Dank der Leistungsfähigkeit und Innovationskraft der Gesundheitsbranche ist es bisher gelungen, die schädlichen Auswirkungen der Pandemie in Grenzen zu halten.
Die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft zeigt sich auch in den Zahlen. 2019 erwirtschaftete die Branche 372 Milliarden Euro oder 12 Prozent der deutschen Bruttowertschöpfung. Zwischen 2010 und 2019 wuchs sie mit 0,8 Prozentpunkten pro Jahr deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft. Der Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein und die zunehmende Alterung der Gesellschaft lassen einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen erwarten.
Um vom künftigen Wachstum zu profitieren, müssen die Akteure des Gesundheitswesens laufend in neue Technologien und die Entwicklung neuer Angebote investieren. Zu diesem Zweck benötigen sie ein solides Kapitalpolster. Doch die Aufnahme zusätzlicher Kredite und Darlehen verstärkt die Abhängigkeit von den Banken und verschlechtert die Eigenkapitalquote. Deshalb lohnt es sich, das Finanzierungsportfolio um alternative Finanzierungselemente wie Factoring zu erweitern.
Factoring, der Verkauf offener Forderungen, eignet sich namentlich für kleine und mittlere Zulieferer der Pharma- und Medizintechnikindustrie. Aufgrund der ungleich verteilten Marktmacht sind sie oft gezwungen, ihren Abnehmern lange Zahlungsziele einzuräumen. Auch Krankenhäuser und Kliniken erwarten von ihren Lieferanten großzügige Zahlungsmodalitäten. Zahlungsziele von bis zu 90 Tagen sind keine Seltenheit.
Gegenüber ihren eigenen Lieferanten sind mittelständische Industrie- und Dienstleistungsbetriebe aber kaum in der Lage, längere Zahlungsziele durchzusetzen. Dementsprechend hoch ist ihr Risiko, von einem Liquiditätsengpass betroffen zu sein. In der Folge sind müssen sie immer wieder auf teure Kreditlinien zurückgreifen.
Vom Forderungsverkauf profitieren auch medizinische Leistungserbringer wie
Ärzte,
Zahnärzte,
Psychotherapeuten,
Physiotherapeuten,
Heilpraktiker,
Apotheken.
Sie warten nicht selten lange auf die Vergütung durch die Krankenkassen oder die Kassenärztliche Vereinigung. Erbringen sie ihre Dienste gegenüber Privatpatienten oder Selbstzahlern, sind sie zudem von der schwankenden Zahlungsmoral abhängig.
Factoring sorgt hingegen für einen schnellen und zuverlässigen Zahlungserhalt. Der Forderungsverkauf funktioniert folgendermaßen: Factoringnehmer und Factoringanbieter schließen miteinander einen Rahmenvertrag. Gestützt auf eine vorhergehende Debitorenprüfung vereinbaren sie die Dauer der Vertragslaufzeit, die Höhe von Gebühren, Zinsen und Sicherheitseinbehalt sowie die Art und Güte der zu übertragenden Forderungen. Außerdem legen sie ein Limit fest, bis zu dessen maximaler Höhe der Factor Forderungen aufkauft. Je nach Bedürfnis treffen die Parteien zusätzlich individuelle Vereinbarungen hinsichtlich der Forderungen einzelner Debitoren.
Sobald die vertraglichen Details geregelt sind, kann der Factoringkunde damit beginnen, seine Rechnungen an den Factor zu verkaufen. Das Einreichen der Rechnungsforderungen erfolgt entweder online oder per Post. Nach Erhalt einer Rechnung zahlt der Factor innerhalb von maximal zwei Arbeitstagen. Dabei zieht er vom Rechnungsbetrag den vereinbarten Sicherheitseinbehalt ab, um sich gegen Rechtsmängel oder berechtigte Abzüge durch den Debitor abzusichern. Sobald der Debitor bezahlt hat, leitet der Factor den einbehaltenen Betrag an seinen Kunden weiter. Auch bei Überfälligkeit einer Forderung erhält der Kunde das zurückbehaltene Geld.
Der Sicherheitseinbehalt dient nämlich nicht der Absicherung des Factors gegen Zahlungsausfälle. Im Gegenteil. Mit dem Verkauf der Forderung geht das Delkredere vollständig auf den Factor über. Fällt ein Debitor aus, stellt der Factoringanbieter gegenüber seinem Kunden keine Regressforderung. Zusammen mit dem beschleunigten Zahlungseingang verschafft die Übertragung des Adressrisikos Leistungserbringern und Unternehmen aus der Gesundheitsbranche mehr Planungssicherheit beim Liquiditätsmanagement. Factoringnehmer sind daher weniger auf teure Kontokorrentkredite angewiesen und können ihren Kunden beziehungsweise Patienten längere Zahlungsziele oder Ratenzahlungen anbieten. Die verbesserte Liquiditätssituation erlaubt ihnen überdies, ihre Verschuldung abzubauen und dadurch ihr Rating zu verbessern. Davon abgesehen sind sie in der Lage, ihre Lieferanten schneller zu bezahlen, wodurch sie in den Genuss von Skonti und Rabatten kommen.
Der Forderungsverkauf bietet noch einen weiteren Vorteil: Beim sogenannten Standard- oder Full-Service-Factoring übernimmt der Factor das gesamte Debitorenmanagement. Das heißt, er ist nicht nur für die Vorfinanzierung der Außenstände zuständig, sondern trägt auch die Verantwortung für den Forderungseinzug und das Mahnwesen. Vor allem für kleinere Unternehmen sowie für Arzt- und Therapiepraxen bringt dieser Service eine erhebliche Entlastung. Denn ihre Personalressourcen reichen meist nicht für ein effizientes Forderungsmanagement und die Beauftragung eines Inkassodienstes würde erhebliche Zusatzkosten verursachen.
Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker haben beim Factoring allerdings eine Besonderheit zu beachten: Sie unterliegen der Schweigepflicht. Ohne Einverständnis des Patienten dürfen sie seine Daten nicht an Dritte weitergeben. Zu den geschützten Patientendaten gehören auch die Rechnungen. Aus diesem Grund müssen Angehörige der Heilberufe von ihren Patienten einmalig eine schriftliche Zustimmung verlangen, bevor sie deren Rechnungen an ein Factoringunternehmen verkaufen.
Factoring ist nicht die einzige Finanzierungsalternative, die den Cashflow und die Bilanzstruktur stärkt, ohne die Abhängigkeit von den Banken zu erhöhen. Medizinische Leistungserbringer und Unternehmen aus der Gesundheitsbranche sollten zusätzlich insbesondere folgende Finanzierungslösungen in Betracht ziehen:
Finetrading
Apotheken und Medikamentengroßhändler benötigen für ihr Geschäft erhebliche Vorräte. Pharma- und Biotech-Unternehmen sind für einen unterbrechungsfreien Produktionsbetrieb ebenfalls auf Vorratshaltung angewiesen. Die Vorräte binden jedoch viel Kapital, das beispielsweise für Investitionen gebraucht würde. Die Lösung dieses Problems ist die Warenvorfinanzierung durch Finetrading. Finetrading ist bankenunabhängig und schont die Kreditlinien. Es verlängert die Zahlungsziele um mehrere Monate und ermöglicht so, den Zeitraum zwischen Einkauf und Verkauf zu überbrücken. Gleichzeitig erlaubt die Warenvorfinanzierung, Skonti und Rabatte wahrzunehmen, zumal der Finanzierer die bestellten Waren gegenüber dem Verkäufer unverzüglich bezahlt.
Lagerfinanzierung
Unternehmen, die große Vorräte halten, können ferner von einer Lagerfinanzierung profitieren. Bei der Lagerfinanzierung dient das Warenlager als Sicherheit. Der Finanzierer bewertet die aktuellen Lagerbestände regelmäßig und erteilt dem Finanzierungsnehmer gestützt darauf eine Kreditlinie. Die Lagerbewertung erfolgt vielfach online, indem der Finanzierer über eine Schnittstelle auf die Daten der Warenwirtschaftssoftware zugreift. Lagerfinanzierungen sind fast immer günstiger als ein Lieferantenkredit und kosten meist auch weniger als ein klassischer Kontokorrentkredit.
Leasing
Medizinische Geräte wie Röntgen- oder MRT-Geräte, Dialysemaschinen oder Dentalbehandlungseinheiten sind teuer. Statt eines Kaufs auf Kredit lohnt es sich darum, ein Leasing zu prüfen. Dank fixer Monatsraten bietet das Leasing Planungssicherheit. Leasingraten und Leasingsonderzahlungen sind steuerlich absetzbar. Viele Leasingangebote enthalten zudem günstige Service- und Wartungsverträge. Darüber hinaus erleichtert das Leasing den regelmäßigen Austausch der Geräte gegen aktuelle Modelle.
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