Trumps Zoll-Zickzack sorgt für Unsicherheit – Zinsmärkte im Spannungsfeld geopolitischer Risiken

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10. April 2025

Rendite-Turbulenzen bei US-Anleihen: Märkte reagieren auf unsichere Politik. Ein Kommentar von Joachim Haedke

Joachim Haedke

Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus hat unmittelbare Auswirkungen auf die Kapitalmärkte. Zwar hatte er zunächst aggressive Strafzölle angekündigt – mit teils über 100 % auf Importe aus China beispielsweise sowie 20 % auf Waren aus der EU. Doch nur einen Tag später der Kurswechsel: Die Zölle werden für 90 Tage ausgesetzt – allerdings nicht für China. Diese erratische Handelspolitik verunsichert nicht nur Unternehmen, sondern auch Investoren weltweit. Trumps Schaukelpolitik wirft Fragen zur Verlässlichkeit künftiger Wirtschaftsentscheidungen auf und erschwert langfristige Planungen. Besonders stark betroffen sind exportabhängige Industrien sowie global vernetzte Lieferketten.

Anleihen verlieren ihre Schutzfunktion

Grund für Trumps Rückzieher dürfte ein deutlicher Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen gewesen sein. Denn 10-jährige Treasuries stiegen in dieser Woche auf 4,11 %, die 30-jährigen Papiere verzeichneten den stärksten Ausschlag seit Jahrzehnten. Auslöser war ein Short Squeeze infolge gescheiterter Basis-Trades. Viele Hedgefonds mussten aufgrund erhöhter Volatilität Positionen liquidieren. Liquidität, nicht Fundamentaldaten, treiben aktuell die Kurse – ein Alarmzeichen für alle Marktteilnehmer. Die US-Anleihen verlieren in einem Klima wachsender Unsicherheit ihre Funktion als sicherer Hafen. Globale Kapitalströme werden neu kalibriert.

Zinssenkung? Vorerst nicht in Sicht

Die Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik weicht zunehmender Ernüchterung. Denn steigende Importpreise durch potenzielle Zölle – ob sie nun kommen oder nicht – schüren Inflationssorgen. Auch ohne sofortige Umsetzung wirken die Ankündigungen psychologisch auf Märkte und Preise. Rohstoffe, Energie und Transport verteuern sich – eine Zinssenkung der Fed wird unwahrscheinlicher. Der aktuelle Leitzins liegt in den USA bei 4,25 – 4,50 % – ein Niveau, das Unternehmen und Haushalte bereits spürbar belastet. Die EZB agiert ebenfalls vorsichtig – trotz abkühlender Konjunktur.

Rezessionsrisiken steigen – Industrieproduktion rückläufig

Zölle, Unsicherheit und steigende Zinsen sorgen für einen gefährlichen Cocktail: Die Frühindikatoren zeigen eine rückläufige Industrieproduktion, das Neugeschäft vieler Unternehmen stagniert. Besonders betroffen: Automobilindustrie, Maschinenbau und Chemie – allesamt stark exportorientiert. Eine Kombination aus schwächelndem Wachstum und Inflation – die klassische Stagflation – wird zunehmend realistisch. Für Notenbanken ist dies ein politisches Dilemma: Bremsen sie die Inflation mit höheren Zinsen, gefährden sie die Konjunktur. Reagieren sie zu zögerlich, droht ein nachhaltiger Kaufkraftverlust.

Mittelstand braucht flexible Finanzstrategien

Gerade für den deutschen Mittelstand verschärft sich die Lage. Gestörte Lieferketten, volatile Wechselkurse und steigende Kosten drücken auf die Margen. In diesem Umfeld sind Liquidität und Anpassungsfähigkeit entscheidend. Unternehmen sollten ihre Abhängigkeiten von Märkten und Zulieferern kritisch prüfen, Finanzierungslösungen neu denken und sich auf mehrere Szenarien vorbereiten. Strategische Risikosteuerung und belastbare Finanzierungsmodelle sind das Gebot der Stunde – nicht nur, um Krisen zu überstehen, sondern auch, um Chancen zu nutzen.

Planungssicherheit? Ein rares Gut

Donald Trumps unberechenbare Handelspolitik stellt Finanzmärkte vor enorme Herausforderungen. Die kurzfristige Aussetzung der Zölle mag ein Signal sein – aber kein verlässliches. Die Zinsmärkte reagieren sensibel auf diese Unsicherheit. Unternehmen sollten deshalb jetzt ihre Finanzierung auf ein möglichst robustes Fundament stellen. Wer Risiken antizipiert und rechtzeitig handelt, verschafft sich einen entscheidenden Vorsprung – selbst im Sturm.


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