Seit Basel III haben die Banken ihre Kreditvergabe eingeschränkt. In die Bresche springen zunehmend Kreditfonds. Sie offerieren Übernahme- und Wachstumsfinanzierungen. Zu den Nutznießern gehören insbesondere KMU mit eingeschränkter Bonität.
Viele Mittelständler können ein Lied davon singen. Seit die Banken ihre Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen müssen, haben sie sich aus risikoreichen Domänen des Kreditgeschäfts zurückgezogen. Im Jahr 2017 bekundeten gemäß KfW-Mittelstandspanel vier von zehn KMU Mühe bei den Kreditverhandlungen. Bei 15 Prozent der Mittelständler lehnten die Banken sämtliche Kreditanfragen ab. Diese Entwicklung ist in der Unternehmensabschlussstatistik der Bundesbank deutlich sichtbar. Bestanden 1998 noch 46 Prozent aller Verbindlichkeiten von mittelständischen Unternehmen aus Bankkrediten, waren es 2016 nur noch 35 Prozent. Was sich den Berechnungen der Bundesbank nicht entnehmen lässt: Die Lücke, die die Banken hinterlassen, wird zunehmend durch alternative Finanzierungsanbieter wie Kreditfonds geschlossen.
Der Bundesverband für alternative Investments (BAI) hat eine Studie veröffentlicht, die interessante Aufschlüsse zu den Kreditfonds in Deutschland liefert. Derzeit sind in der Bundesrepublik 35 Unternehmenskreditfonds (Corporate Private Debt Funds) mit einer Kapitalisierung von 17,5 Milliarden Euro aktiv. Ihr hauptsächliches Betätigungsfeld sind Übernahme- und Wachstumsfinanzierungen für Mittelständler. Bei den Übernahmefinanzierungen im KMU-Bereich haben Private Debt Funds in Deutschland bereits einen Marktanteil von 35 Prozent. Zu ihren Kunden zählen etablierte Unternehmen aus allen Branchen des Mittelstands. Vornehmlich handelt es sich um Firmen mit einem EBITDA von 5 bis 25 Millionen Euro. Ihre Bonität befindet sich höchstens knapp auf anlagewürdigem Niveau, vielfach jedoch im spekulativen Bereich (BB oder schlechter).
So erstaunt es nicht, dass die Hälfte der Unternehmen, die der BAI für seine Studie befragte, vor allem deshalb auf Kreditfonds setzt, weil ihnen die Bank kein Darlehen gewährte. Wichtig ist den Befragten außerdem der im Vergleich zu den Banken schnellere Kreditvergabeprozess. Auch die individuell verhandelbaren Konditionen und die meist endfällige Ausgestaltung der Kreditverträge sehen sie als Vorteil. Die Höhe der von Private Debt Funds vergebenen Kredite liegt zwischen 2,5 und 150 Millionen Euro. Während Banken in eigener Regie aufgrund regulatorischer Vorgaben oft keine Kredite über 30 Millionen Euro sprechen, gewähren Kreditfonds auch größere Beträge ohne Syndizierung. Die Laufzeit beträgt im Mittel fünf bis sieben Jahre, wobei Kreditfondsmanager bestätigen, dass der Großteil der Kredite schon nach etwa drei Jahren endet. Üblicherweise enthalten die Kreditverträge mehrere Gläubigerschutzklauseln, wobei am häufigsten eine Beschränkung des Verschuldungsgrads vereinbart wird.
Die Finanzierungen der Kreditfonds sind als Senior-, Junior- oder Unitranchen strukturiert. 37 Prozent aller Kredite, die Private Debt Funds vergeben, sind Senior-Tranchen. Sie entsprechen in ihrer Ausgestaltung einem Bankdarlehen. Es handelt sich um erstrangige Kredite, die voll besichert sind und bis zu einer Verschuldung des 3,5-fachen EBITDA zur Anwendung kommen. Die Verzinsung liegt bei 5 bis 7 Prozent pro Jahr.
Unter der Junior-Tranche versteht man einen nachrangigen Kredit. Junior-Darlehen werden sowohl zusammen mit einem Senior-Darlehen als auch allein vergeben. Sie sind nicht oder nachrangig besichert. Die maximale Verschuldung, die sich mit diesem Instrument erreichen lässt, liegt beim 7,5-Fachen des operativen Gewinns, gelegentlich auch darüber. Die jährlichen Zinsen variieren zwischen 8 und 13 Prozent. Zum Teil enthalten Junior-Tranchen eine Gewinnbeteiligung oder die Zinsen werden kapitalisiert. In Deutschland bietet nicht einmal ein Zehntel der Kreditfonds nachrangige Darlehen an.
Verbreiteter sind Unitranche-Finanzierungen. Ihr Anteil an den durch Private Debt Funds ausgereichten Krediten beträgt – gleich wie bei den Senior-Tranchen – 37 Prozent. Die Unitranche ist eine Mischung aus Senior- und Junior-Tranche. Sie wird bis zu einer Verschuldung in Höhe des 4,5-fachen EBITDA vergeben und ist voll besichert. Die Sicherung des Junior-Teils kann aber nachrangig sein. Für die gesamte Unitranche wird ein einheitlicher Zinssatz berechnet, der mit 7 bis 8 Prozent leicht über den Kosten konventioneller Kombinationen von Erst- und Nachrangkrediten liegt. Die geringeren Transaktionskosten wiegen diesen Nachteil indes auf. Denn das finanzierungswillige Unternehmen steht nur einem Kreditgeber gegenüber, was den Verhandlungsprozess sowie künftige Anpassungen erleichtert und den Dokumentationsaufwand reduziert. Im Hintergrund kann der Kreditgeber mit weiteren Partnern zusammenarbeiten und die Unitranche in eine Senior- und eine Junior-Tranche aufteilen. Für den Kreditnehmer hat dies keine Auswirkungen.
Obwohl sie hierzulande erst seit 2015 direkt Kredite vergeben dürfen, erlebten die Kreditfonds in den letzten Jahren ein starkes Wachstum. Dank geringerer Regulierung sind sie schneller und flexibler als die Banken und bieten häufig bessere Konditionen – gerade für Unternehmen mit eingeschränkter Bonität. Mit den Unitranche-Krediten haben sie zudem eine interessante Alternative zu einer kombinierten Bank- und Mezzanine-Finanzierung im Angebot. In näherer Zukunft wird die Bedeutung von Kreditfonds noch zunehmen. Ab 2022 tritt nämlich Basel IV in Kraft. Die Verschärfung der Bankenregulierung wird zu weiteren Einschränkungen bei der Kreditvergabe führen.
Bereits im Jahr 2017 wurde Basel IV beschlossen, umgesetzt werden müssen die neuen Regelungen allerdings erst bis spätestens 2023. Insbesondere KMU müssen mit drastischen Veränderungen und vor allem deutlich teureren Krediten rechnen. Neben höheren Zinsen werden die erschwerten Bedingungen zur Kreditvergabe vermutlich zu einer höheren Eigenkapitalquote führen – Faktoren, welche die Anzahl der von Mittelständlern beantragten Kredite wohl stark reduzieren und alternative Finanzierungsformen weiter in den Mittelpunkt rücken werden.
Neben den gängigen Kreditfonds für Unternehmen haben sich in den letzten Jahren auch alternative Finanzierungsanbieter in der Branche etabliert, die spezialisierte Finanzierungen für Klein- und Großunternehmer bereitstellen. Immer mehr an Relevanz gewonnen haben dabei unter anderem die Folgenden:
Green Energy Debt Funds: Dieser Kreditfonds gehört zu den Junior Debt Funds und kann für sämtliche Projektentwicklungs-, Bau- und Betriebsprozesse im Bereich der erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Photovoltaik oder Windanlagen, genutzt werden.
Real Estate Debt Funds: Real Estate Immobilienkreditfonds sind derzeit stark nachgefragt. Die erstrangig besicherten Senior-Debts dieser Kreditfonds bieten ein recht konservatives Risikoprofil, auf der anderen Seite warten Distressed-Debt Fonds mit gleichermaßen höheren Risiken wie auch höherem Return auf Investoren. Auch Whole-Loan-Debt Fonds sind eine Möglichkeit – sie kombinieren Senior-Kredite mit Mezzanine-Darlehen.
Digital Infrastructure Debt Funds: Hier sind sowohl Junior als auch Senior Debt Finanzierungen möglich, um Projekte der Digitalen Infrastruktur zu realisieren. Dazu gehören der Ausbau und Betrieb von Glasfasernetzen, Datacenters sowie der Mobilfunkinfrastruktur.
Welche Kreditfonds für einzelne Unternehmen die passenden sind, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab – darunter die Bonität, die Finanzierungsziele, die gewünschten Konditionen und mehr. Als Ihr erfahrener Finanzierungsvermittler beraten wir Sie hier umfassend zu Ihren Möglichkeiten.
Privates Fremdkapital aus spezialisierten Investmentfonds wird heutzutage in Unternehmen weitaus mehr genutzt als noch vor einigen Jahren. Als direkte Antwort auf die steigenden Erwartungen der Banken, insbesondere im Bereich der Eigenkapitalbeteiligung, bieten alternative Mittelstandsfinanzierungen auch weniger liquiden Unternehmen viele Möglichkeiten – auch wenn Investoren hier nach wie vor stabile Geschäftsmodelle präferieren. Vielmehr treten nun kategorische Ausschlusskriterien in den Hintergrund und individuelle Fälle werden bei der Kreditvergabe genauer betrachtet und geprüft.
Etablierte Mittelständler haben auch bei Kreditfonds Vorteile gegenüber Kleinunternehmern. Während Unternehmen mit einem Umsatz von rund 5 bis 75 Millionen Euro zuvor vor allem auf Innenfinanzierungen und klassische Darlehen über die Hausbank setzten, nutzen sie nun Private Debt, um Finanzierungen zu realisieren.
Bei Kleinst- und Kleinunternehmen, die sich über Kreditfonds finanzieren, hingegen handelt es sich um Unternehmen mit einem EBITDA (Ergebnis von Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände) von 2,5 bis 5 Millionen Euro. Wie hoch die Finanzierung der einzelnen Kreditfonds für mittelständische oder kleine Unternehmen konkret ausfällt, kann je nach individuellem Bedarf variieren, in der Regel ist jedoch mit einem Kreditvolumen von 5 bis 100 Millionen Euro zu rechnen.
Private Debt in Form von durch Kreditfonds vergebene Finanzierungen ist immer weiter auf dem Vormarsch. Während Großunternehmen und Konzerne mühelos reguläre Darlehen beantragen können, profitieren gerade Mittelständler und Kleinst- wie auch Kleinunternehmen von der alternativen Finanzierungsform.
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