Bekanntlich gibt es viele verschiedene Möglichkeiten des Factoring. Varianten wie offenes und stilles Factoring oder echtes und unechtes Factoring helfen Unternehmen dabei, sich bei ihren geschäftlichen Tätigkeiten ein Höchstmaß an Liquidität zu erhalten. Neben dem klassischen Factoring gibt es aber auch eine Sonderform, die besonders im Einkauf interessant ist: das Reverse Factoring.
Dieses bietet nicht dem Lieferanten, sondern dem Käufer von Waren und Dienstleistungen zusätzliche Flexibilität in der Finanzierung. Dies wird durch die Vorfinanzierung über einen spezialisierten Dienstleister ermöglicht. Im Laufe der Jahre hat sich das Reverse Factoring als gute Alternative zu einer bankenunabhängigen Finanzierung etabliert, zu der wir Sie gerne beraten.
Reverse Factoring effektiv nutzen: Erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten dieser besonderen Form des Factorings und finden Sie zuverlässige Anbieter nach Ihren Anforderungen. Gerne informieren wir Sie im Rahmen einer kostenfreien und unverbindlichen Erstberatung.
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich beim Reverse Factoring um eine Umkehrung der Finanzierungsart. Häufig wird diese Form des Factorings auch als Lieferanten- oder Einkaufsfinanzierung bezeichnet: Hierbei arbeitet ein Unternehmen mit einem Factoring-Anbieter (Factor) zusammen, um über diesen Factor die bei einem Lieferanten eingekauften Waren oder Leistungen vorfinanzieren zu können. Dieses Verfahren kann sich im geschäftlichen Alltag aus verschiedensten Gründen anbieten:
Bei komplexen Lieferketten oder langen Lieferwegen kann es einige Zeit dauern, bis die geforderten Waren oder Leistungen dem Abnehmer bereitgestellt werden können. Muss dieser hier in Vorleistung gehen, belastet dies dessen Liquidität gegebenenfalls erheblich.
Eine (Weiter-)Verarbeitung von Rohstoffen, Rohprodukten und Waren kann mit einem hohen Aufwand an Zeit und Ressourcen verbunden sein. Der Abnehmer ist hier bereits in Vorleistung, kann die erhaltene Leistung des Lieferanten jedoch (noch) nicht zu Geld machen.
Unter Umständen ist das abnehmende Unternehmen aufgrund der Branchengegebenheiten dazu genötigt, seinen Kunden lange Zahlungsziele einzuräumen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dank Reverse Factoring kann das Unternehmen seine eigene Liquidität schonen.
Zudem haben Unternehmen ein Interesse daran, dass ihre Lieferanten weiter produzieren und dementsprechend auch wieder liefern können. Eine schnelle Begleichung der offenen Forderungen wirkt sich potenziell positiv auf die wechselseitigen Geschäftsbeziehungen aus.
Reverse Factoring ist also eine Vorfinanzierung gegenüber dem Lieferanten, wobei die Initiative für diese Finanzierungskonstellation vom abnehmenden Unternehmen ausgeht. Diese Tatsache stellt einen der wichtigsten Unterschiede zum klassischen Factoring dar.
Reverse Factoring bedeutet, dass Verbindlichkeiten von einem Lieferanten gekauft werden, dem sogenannten Kreditor. Diese Verbindlichkeiten werden auf Initiative des Abnehmers vom Factor aufgekauft. Das Unternehmen, welches Waren benötigt, nimmt diese vom Lieferanten an und gibt die entsprechende Information darüber an den Factor weiter. Der Factor bezahlt nun die Waren unter Einbezug von Skonto innerhalb kurzer Zeit.
In dem Vertrag zum Reverse Factoring, den der Factor und der Abnehmer der Waren schließen, wird festgelegt, dass der Factor die entstehenden Verbindlichkeiten des Abnehmers aufkauft, um ihm eine Vorfinanzierung möglich zu machen. Ein weiterer Vertrag wird zwischen Factor und Kreditor, dem Lieferanten, geschlossen. Dieser Vertrag beinhaltet die Forderungen, welche gegenüber dem Abnehmer vorhanden sind. Aufgrund der drei involvierten Vertragsparteien ist hier häufig von einem „Dreiervertrag“ die Rede.
Nachdem die Waren an den Abnehmer geliefert wurden und der Abnehmer die Rechnung bekommen hat, werden diese Daten an den Factor weitergeleitet. Hierauf folgt die Zahlung durch den Factor an den Lieferanten und der Abnehmer der Waren zahlt zu einem vorher bestimmten Termin den fälligen Betrag und die Kosten des Factoring an den Factor. Dieses vertraglich festgelegte Zahlungsziel ist in der Regel deutlich länger und bietet dem Abnehmer mehr finanzielle Flexibilität.
Der Abnehmer, sprich, der Käufer der Waren, kann beim Reverse Factoring oft einen sehr guten Preis für seine Waren herausholen. Unter Einbeziehung von Skonti ist der Preis meist deutlich niedriger als bei einem normalen Kauf.
Der Abnehmer kann beim Reverse Factoring auf längere Sicht seine Zahlungsziele im Einkauf von Waren und Leistungen ausschöpfen. Damit optimiert ein Unternehmen seine Einkäufe, ohne dass Liquiditätsengpässe entstehen.
Die Zusammenarbeit mit einem Reverse Factoring-Anbieter ermöglicht die nahezu sofortige Begleichung von offenen Forderungen gegenüber Lieferanten. Damit präsentieren sich die Abnehmer gegenüber ihren Lieferanten als zuverlässige und solvente Kunden.
Da die entstehenden Verbindlichkeiten sich aus Lieferung und Leistung ergeben, nicht aber aus etwaigen Bankverbindlichkeiten oder sonstigen Positionen, ergibt sich faktisch eine Verbesserung der unternehmenseigenen Finanzstruktur.
Anstatt lange auf den Zahlungseingang warten zu müssen, können Lieferanten darauf vertrauen, dass ihre Forderungen binnen kürzester Frist und in voller Höhe beglichen werden. Dies reduziert eventuelle Unsicherheiten in der Finanzplanung.
Durch die getroffene Vereinbarung haben die Lieferanten die Gewissheit, dass ihre Forderungen unmittelbar beglichen werden. Im Rahmen des Reverse Factoring geht das Delkredererisiko auf den Abnehmer über.
Für Lieferanten ist es aus finanzieller Sicht unproblematisch, sich auf ein Reverse Factoring einzulassen. In der Regel ist es so, dass der Abnehmer die anfallenden Gebühren für die Zusammenarbeit mit dem Factor bezahlt.
Aufgrund der Vereinbarung erhalten Lieferanten ein hohes Maß an finanzieller Sicherheit und können auf dieser Basis wiederum eigene Verbindlichkeiten gegenüber Vorlieferanten zeitnah bedienen, ohne ein finanzielles Risiko einzugehen.
Ein Beispiel für Reverse Factoring ist die Automobilproduktion: In dieser Branche sind viele Vorlieferanten tätig, bevor ein Auto überhaupt im Werk zusammengesetzt wird. Da in dieser Branche oft pünktlich geliefert werden muss, haben alle Beteiligten ein Interesse daran, dass eine stabile Lieferkette besteht und der Produktionsprozess nicht ins Stocken gerät. Das Reverse Factoring stellt ein Finanzierungsmodell dar, mit dem diese Stabilität sichergestellt werden kann.
Der wesentlichste Unterschied zum normalen Factoring ist, dass die Initiative zu einer entsprechenden Vereinbarung nicht vom Lieferanten, sondern vom Abnehmer der Waren ausgeht. Weiterhin ist es erforderlich, eine vertragliche Vereinbarung zwischen allen drei Vertragsparteien – Lieferant / Factor / Abnehmer – zu treffen, um rechtliche Sicherheit für die Abtretung sämtlicher Verbindlichkeiten zu schaffen.
Beim Reverse Factoring ist außerdem die Bonität des Abnehmers entscheidend. Dies bringt gewisse Vorteile mit sich gegenüber dem normalen Factoring. Ein wesentlicher Vorteil ist das verminderte Kreditrisiko, welches beim Reverse Factoring dem Ausfallrisiko des Abnehmers gleich kommt. Ebenso ist bei Abnehmern, welche große Mengen an Waren benötigen, der Vorteil, dass sie flexible Zahlungsziele haben können, unter Vermeidung eines Schadens gegenüber dem Lieferanten.
Ob diese spezielle Art des Factorings sich für ein Unternehmen eignet, muss immer individuell geprüft werden. Ob sich Reverse Factoring lohnt, hängt auch maßgeblich mit der jeweiligen Branche und der Ausgestaltung des Vertrags zusammen. Nur so viel ist gewiss: Die Bonität des Abnehmers ist sehr wichtig, da viel Geld bei einem Kunden liegt.
Gerne helfen wir Ihnen bei der Unternehmensfinanzierung mit Reverse Factoring: Wir verfügen über ein großes Netzwerk an Partnern und sind dadurch in der Lage, Ihnen passende Finanzierungspartner für Ihre jeweiligen Geschäftsbeziehungen und Anforderungen zu vermitteln. So sind Sie und Ihr Unternehmen in Finanzierungsfragen immer auf der sicheren Seite.