Neue Bewegung in der europäischen Geldpolitik verunsichern die Märkte
Das Kaufprogramm für Unternehmensanleihen soll bis März 2017 eingestellt werden. Zumindest werden die Anzeichen nun immer deutlicher. Die EZB will deutliche Signale für eine Zinswende senden. Wird der Leitzins innerhalb der nächsten Jahre nicht angehoben, droht eine Überhitzung der Märkte. Steigende Zinsen in absehbarer Zeit, würden hingegen kurzfristig zu einer erhöhten Nachfrage nach Krediten – vor allem zur langfristigen Liquiditätssicherung – führen. Ist der Zinsschritt einmal getan, muss der neue Zinssatz erst einmal eine Zeit lang verteidigt werden, um der Glaubwürdigkeit der EZB nicht zu schaden. Eine vorübergehende Zinsanhebung ist sehr unrealistisch. Deshalb sind die bevorstehenden Finanzierungsentscheidungen für Unternehmen mit einem gewissen Zeitdruck versehen, überstürzt sollte jedoch nichts werden.
Wer für seine Finanzierungsvorhaben, zu den aktuell niedrigen Konditionen, noch zu keinem passenden Kredit oder einer anderen Finanzierung gelangt ist, der sollte nun gezielt nach einer geeigneten Geldquelle suchen. Denn die Hinweise, dass das niedrige Zinsniveau – früher als viele Experten vermuten – angehoben werden könnte, verdichten sich. Doch bleibt die Entwicklung abzuwarten. Dabei wird die zukünftige, geldpolitische Ausrichtung der US-amerikanischen Zentralbank FED, deren Zeiger vor der Präsidentschaftswahl in Richtung Zinsanhebung deuten, maßgeblichen Einfluss auf die europäische Geldpolitik ausüben.
Eine Zinsanhebung der FED im Dezember wird wahrscheinlicher
Der FED-Chef von Chicago, Charles Evans, hält eine baldige Zinserhöhung für akzeptabel, zumindest wenn die Konjunkturdaten weiter mitspielen. Die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und der Inflationsrate werden also mit Spannung erwartet.
Wenn die Zinsen im Ausland steigen, muss die europäische Zentralbank entweder mit einer Aufwertung des Euro, oder einem passenden Zinsschritt reagieren. In Anbetracht des derzeitigen geldpolitischen Leitmotivs der Versorgung der Märkte mit Liquidität und der gewünschten Ankurbelung der Kreditvergabe, scheint die Inkaufnahme eines steigenden Zinsniveaus wahrscheinlicher, als die Aufwertung des Euro. Dies würde nicht zuletzt, der in letzter Zeit schwächelnden Exportwirtschaft zu Gute kommen.
In Europa wird derweil auch ein stufenweises Zurückfahren der Anleihekäufe der EZB, ein Verfahren das in den USA als „Tapering“ bekannt wurde, ins Spiel gebracht. Die Märkte reagierten darauf zunächst erschrocken. Sorgen vor einer Verknappung der Liquidität machten die Runde. Die Kurse drehten ins Minus. Die Lage bleibt also weiterhin angespannt.
Investitions- und Finanzierungsentscheidungen stehen an. Machen Sie das Beste aus der Situation.
Wer relevante Investitions- oder Finanzierungsentscheidungen in der nächsten Zeit treffen muss, der sollte langsam in das finale Stadium gelangen. Die Anzeichen für eine Zinsanhebung verdichten sich. Wie die Zentralbank letzten Endes entscheiden wird, das weiß derzeit aber niemand. Überstürzen Sie deshalb keine relevanten Entscheidungen. Wer sich im Klaren ist, der sollte sich die attraktiven Konditionen sichern. Denn zu solch günstigen Konditionen können selbst risikobehaftete Investionen, beispielsweise mit Mezzanine-Kapital, vergleichsweise günstig finanziert werden.