Zahlungsverzug und Forderungslaufzeiten haben im ersten Halbjahr 2020 zugenommen. Für mittelständische Unternehmen bedeutet dies ein nicht zu unterschätzendes Liquiditätsrisiko. Factoring hilft ihnen, den Cashflow besser zu planen und Liquiditätsengpässe zu verhindern.
Die Zahlungsmoral hat sich spürbar verschlechtert. Gemäß einer Analyse von Creditreform lag der durchschnittliche Zahlungsverzug im B2B-Geschäft während der ersten sechs Monate dieses Jahres bei 10,82 Tagen. Im zweiten Halbjahr 2019 waren es erst 10,69 Tage. Besonders groß sind die Zahlungsverzögerungen im Baugewerbe, im Bereich Grundstoffe und bei den persönlichen Dienstleistungen. Bei kleinen Unternehmen dauert der Zahlungsverzug tendenziell länger als bei großen. Mit 18,41 Tagen lassen sich Unternehmergesellschaften am meisten Zeit, bis sie überfällige Rechnungen bezahlen.
Lange Forderungslaufzeiten
Die Unterschiede beim Zahlungsverzug sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es Großunternehmen dank ihrer Verhandlungsmacht gelingt, deutlich längere Zahlungsziele auszuhandeln. Seit dem ersten Halbjahr 2019 stiegen die Zahlungsziele von Kunden mit über 250 Mitarbeitern von 34,81 Tagen auf 35,75 Tage. In der Folge beträgt die Forderungslaufzeit bei Geschäften mit Großunternehmen lange 45,27 Tage. Bei Geschäften mit kleinen Unternehmen liegt die Forderungslaufzeit trotz größerem Zahlungsverzug lediglich bei 41,02 Tagen. Dass viele Anbieter nicht in der Lage sind, gegenüber ihren Großkunden kürzere Zahlungsziele durchzusetzen, ist insofern heikel, als fast zwei Drittel des gesamten Forderungsvolumens durch große Unternehmen verursacht werden.
Eine zusätzliche Belastung für den Mittelstand ergibt sich aus der steigenden Höhe der überfälligen Forderungen. Seit 2016 nahm der Wert verspätet gezahlter Rechnungen um satte 23 Prozent auf durchschnittlich 2188 Euro zu. Pro Debitor kumulieren sich die überfälligen Rechnungsbeträge auf mehr als 25.000 Euro. Die erwähnten Zahlen zeigen allerdings nicht das gesamte Ausmaß der aktuell bestehenden Zahlungsschwierigkeiten, wie die Autoren der Creditreform-Studie betonen. Denn das erste Drittel des laufenden Jahres war von der Corona-Krise noch weitgehend unbelastet.
Pleitewelle bei Ende der Insolvenzaussetzung
Sobald die Insolvenzaussetzung endet, droht weiteres Ungemach. Experten rechnen mit einer Pleitewelle. So erwartet der Kreditversicherer Euler Hermes bis zum Ende des nächsten Jahres 40.500 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Dementsprechend sollten sich Mittelständler darauf einstellen, dass sich ein Teil ihrer Forderungen als uneinbringlich erweisen wird.
Zahlungsausfälle und verspätete Zahlungen führen bei kleinen und mittleren Unternehmen zu erheblichen Liquiditätsrisiken. Vor allem der Ausfall eines Großschuldners kann ein KMU in ernsthafte Bedrängnis bringen. Unternehmer sollten daher die verschlechterte Zahlungsmoral und die Gefahr einer Insolvenzwelle nicht auf die leichte Schulter nehmen und über eine Absicherung der offenen Forderungen nachdenken.
Factoring als Versicherung gegen Zahlungsausfälle
Ein effektiver Weg, Forderungen abzusichern, ist das Factoring. Factoring bedeutet, die ausstehenden Rechnungsforderungen kontinuierlich an einen Finanzierer, den sogenannten Factor, zu verkaufen. Dieser bezahlt innerhalb von ein bis zwei Arbeitstagen bis zu 90 Prozent der Forderungssumme. Die regelmäßigen und schnellen Zahlungseingänge vereinfachen die Planung des Cashflows und verringern die Gefahr, dass es zu unvorhergesehenen Liquiditätsengpässen kommt.
Factoring hat noch einen weiteren Vorteil: Mit dem Verkauf der Rechnungsforderungen geht das Debitorenrisiko auf den Factor über. Kommt es zu einem Zahlungsausfall, muss der Factoringnehmer dafür keine Haftung übernehmen. Zu den Leistungen der meisten Factoringanbieter gehört außerdem die Übernahme von Debitorenbuchhaltung, Inkasso und Mahnwesen. Dies ermöglicht kleineren Unternehmen, ihre Ressourcen auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und die Finanzabteilung zu entlasten.
Rettungsanker für Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
Factoring bietet jedoch nicht nur Schutz vor säumigen Zahlern. Vom Verkauf offener Rechnungsforderungen profitieren auch Unternehmen, die selbst unter finanziellem Druck stehen. Beim Factoring kommt es ausschließlich auf die Bonität der Debitoren an. Die Kreditwürdigkeit des Factoringnehmers spielt keine Rolle. Sogar Unternehmungen, über die ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, können ihre Forderungen verkaufen. Für das Factoring als Rettungsanker in finanziellen Krisensituationen spricht insbesondere seine schnelle Realisierbarkeit. Während eine Kreditprüfung oft mehrere Monate in Anspruch nimmt, lassen sich Factoringlösungen innerhalb von zwei bis drei Wochen implementieren.
Da Factoring keine Sicherheiten erfordert, ist es auch dann noch anwendbar, wenn alle sicherheitsfähigen Güter bereits zur Kreditsicherung eingesetzt werden. Davon abgesehen führt das Factoring zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote und damit der Kreditwürdigkeit. Voraussetzung ist indes, dass der Factoringnehmer den regelmäßigen Liquiditätseingang konsequent zum Abbau bestehender Schulden nutzt.
Günstige Finanzierungsalternative
Trotz seiner vielen Vorteile ist das Factoring unter dem Strich eine vergleichsweise günstige Finanzierungsmethode. Das liegt zum einen daran, dass Factoringkunden durch die schnelle Verfügbarkeit von Liquidität seltener gezwungen sind, auf teure Kreditlinien zurückzugreifen. Zum anderen müssen Factoringnehmer dank der besseren Planbarkeit des Cashflows weniger Liquiditätsreserven vorhalten. Folglich können sie ihre Lieferanten schneller bezahlen, wodurch sie in den Genuss von Skonti und Rabatten kommen. Die schnelle Bezahlung stärkt im Übrigen die Lieferbeziehungen und verhilft zu einer Vorzugsbehandlung im Falle von Lieferengpässen.
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