Kleiner Börsengang

Was ist ein kleiner Börsengang?

Ein kleiner Börsengang, oft als Small IPO (Initial Public Offering) bezeichnet, beschreibt den Prozess, bei dem ein Unternehmen Aktien zum ersten Mal an einer Börse verkauft, um Kapital zu beschaffen, jedoch in einer kleineren Dimension im Vergleich zu den typischen großen Börsengängen von multinationalen Konzernen. Diese Art von Börsengang wird in der Regel von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) genutzt, die nicht den Bedarf an hohen Kapitalmengen haben oder nicht die Voraussetzungen für einen großen Börsengang erfüllen.

Ein kleiner Börsengang richtet sich häufig an kleinere Märkte oder alternative Handelsplattformen, wie z.B. das Scale-Segment der Frankfurter Börse oder das SME Growth Market der Europäischen Union. Diese Plattformen sind speziell für Unternehmen konzipiert, die nicht die gleichen Anforderungen erfüllen wie Großunternehmen, aber dennoch von den Vorteilen einer Börsennotierung profitieren möchten.

Wie funktioniert ein kleiner Börsengang?

Der Prozess eines kleinen Börsengangs ähnelt dem eines herkömmlichen IPOs, jedoch mit geringeren regulatorischen Anforderungen und niedrigeren Kosten. Unternehmen, die einen kleinen Börsengang durchführen, müssen dennoch bestimmte Kriterien erfüllen, darunter die Erstellung eines Prospekts und die Offenlegung ihrer Finanzdaten. Der Unterschied liegt darin, dass die Hürden niedriger sind, was es gerade für kleinere Unternehmen attraktiv macht.

Zu den wesentlichen Schritten eines kleinen Börsengangs gehören:

  1. Vorbereitung: Das Unternehmen muss seine Finanzunterlagen auf den neuesten Stand bringen und die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört auch die Einbindung von Beratern wie Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten, um den Prospekt zu erstellen und die Anforderungen der Börsenaufsichtsbehörden zu erfüllen.

  2. Börsenwahl: Das Unternehmen wählt eine geeignete Handelsplattform, die auf kleinere und mittelständische Unternehmen zugeschnitten ist. Märkte wie das Scale-Segment oder andere alternative Börsenplätze ermöglichen eine geringere Eintrittsbarriere.

  3. Preissetzung und Zeichnung: Wie bei einem regulären Börsengang wird der Emissionspreis festgelegt, zu dem die Aktien angeboten werden. Investoren können die Aktien dann zeichnen, also Kaufanfragen stellen.

  4. Handelsbeginn: Nach der Platzierung der Aktien beginnt der öffentliche Handel. Ab diesem Zeitpunkt können die Aktien an der Börse gekauft und verkauft werden.

Welche Vorteile bietet ein kleiner Börsengang?

Ein kleiner Börsengang bringt mehrere Vorteile für Unternehmen mit sich, die auf diese Weise Kapital aufnehmen möchten, ohne den umfassenden Aufwand eines großen IPOs in Kauf nehmen zu müssen. Zu den Hauptvorteilen zählen:

  • Zugang zu Kapital: Der Börsengang bietet Unternehmen die Möglichkeit, Kapital für Expansion, Forschung oder andere Geschäftsziele zu beschaffen. Für KMU kann dies eine wichtige Finanzierungsquelle sein, um Wachstum zu fördern.

  • Bekanntheit und Reputation: Ein Börsengang, selbst in kleinerer Form, steigert die Bekanntheit eines Unternehmens und signalisiert Stabilität und Vertrauen. Dies kann nicht nur neue Investoren, sondern auch potenzielle Geschäftspartner anziehen.

  • Flexibilität: Kleinere Börsengänge sind oft flexibler in Bezug auf die rechtlichen und regulatorischen Anforderungen. Sie ermöglichen Unternehmen, schneller an die Börse zu gehen und dennoch den Anforderungen an Transparenz und Offenlegung gerecht zu werden.

  • Mitarbeiterbindung: Durch die Börsennotierung können Aktienoptionen als Anreiz für Mitarbeiter eingesetzt werden, um Talente im Unternehmen zu halten.

Welche Nachteile hat ein kleiner Börsengang?

Ein kleiner Börsengang bringt neben seinen Vorteilen auch einige Nachteile mit sich. Die Kosten, die mit einem solchen Börsengang verbunden sind, können trotz geringerer Anforderungen im Vergleich zu einem großen IPO erheblich sein. Dazu zählen Ausgaben für Berater, Wirtschaftsprüfer und die Erstellung des Börsenprospekts. Zudem müssen Unternehmen auch nach dem Börsengang die regulatorischen Pflichten wie regelmäßige Berichterstattung erfüllen, was zusätzlichen Aufwand und Kosten verursacht. Ein weiterer Nachteil ist die oft geringe Liquidität der Aktien. Aufgrund der geringeren Handelsaktivität kann es schwierig sein, Käufer oder Verkäufer zu finden, was die Volatilität des Aktienkurses erhöht. Auch besteht die Gefahr, dass die Aktien unterbewertet werden, da kleinere Unternehmen oft weniger Aufmerksamkeit von großen Investoren erhalten. Dies kann dazu führen, dass das Unternehmen weniger Kapital einnimmt als ursprünglich erhofft.

Für welche Unternehmen ist ein kleiner Börsengang geeignet?

Ein kleiner Börsengang eignet sich vor allem für Unternehmen, die zwar Kapitalbedarf haben, aber nicht die Größenordnung für einen herkömmlichen Börsengang erreichen. Dies können junge Start-ups, Wachstumsunternehmen oder KMU sein, die expandieren wollen und zusätzliches Kapital benötigen. Besonders Unternehmen, die sich in Nischenmärkten bewegen oder innovative Geschäftsmodelle haben, könnten von einem kleinen Börsengang profitieren, um ihre Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit zu erhöhen.

Beispielsweise kann ein Technologie-Start-up, das in der Wachstumsphase ist, mit einem kleinen Börsengang die notwendige Finanzierung erhalten, um seine Produktentwicklung und Marktstrategie zu beschleunigen. Gleichzeitig ist es für das Unternehmen eine Möglichkeit, das Vertrauen potenzieller Investoren zu stärken und sich auf lange Sicht am Markt zu etablieren.

Was unterscheidet einen kleinen Börsengang von einem großen IPO?

Ein großer IPO richtet sich in der Regel an etablierte Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung, die Millionen oder sogar Milliarden Euro durch den Verkauf von Aktien generieren. Solche Unternehmen unterliegen strengen regulatorischen Anforderungen und müssen detaillierte Finanzberichte sowie umfassende Offenlegungen vorlegen. Die Vorbereitungszeit für einen großen Börsengang kann Jahre dauern, und die Kosten sind entsprechend hoch.

Ein kleiner Börsengang hingegen ist oft schneller umsetzbar, hat niedrigere Kosten und eignet sich speziell für Unternehmen mit moderater Kapitalbedarf. Die Anforderungen an die Berichterstattung und Offenlegung sind weniger komplex, was besonders für kleinere Unternehmen attraktiv ist, die trotzdem die Vorteile einer Börsennotierung nutzen möchten.

Zusammenfassung

Ein kleiner Börsengang bietet Unternehmen eine flexible Möglichkeit, Kapital zu beschaffen und gleichzeitig von den Vorteilen einer Börsennotierung zu profitieren, ohne die hohen Kosten und den umfangreichen Aufwand eines großen IPOs in Kauf nehmen zu müssen. Für wachstumsorientierte KMU oder Start-ups kann dies eine attraktive Finanzierungsoption sein, um ihre Expansion zu unterstützen und ihre Marktpräsenz zu stärken. Dennoch sollten Unternehmen die potenziellen Kosten und Risiken sorgfältig abwägen und sicherstellen, dass sie die regulatorischen Anforderungen erfüllen können.

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