Bislang hat der Mittelstand die Corona-bedingten Einschränkungen gut überstanden. Dies ist insbesondere einem starken Eigenkapitalpolster zu verdanken. Doch die Krise ist noch nicht vorbei. Eine krisentaugliche Finanzierungsstruktur bleibt deshalb das Gebot der Stunde.
Es war ein unfreiwilliges Experiment, von dem niemand wusste, wie es ausgehen würde. Noch nie wurde die Wirtschaft so lange heruntergefahren wie während des Lockdowns im Frühjahr. Entsprechend düster waren die Konjunkturprognosen für die Zeit danach. Mittlerweile hat sich die Stimmung ein wenig aufgehellt. Bundeswirtschaftsminister Altmaier zeigte sich am Rande einer Veranstaltung zur europäischen Wettbewerbspolitik optimistisch, dass die Rezession nicht so schwer ausfällt wie zunächst befürchtet: „Der Aufschwung kommt stärker und schneller als erhofft.“ Sein Ministerium verbesserte im September die Wachstumsprognose für dieses Jahr um 0,5 Prozent auf -5,8 Prozent.
Eigenkapitalquote von 39 Prozent
Einer der Gründe, weshalb Deutschland die Krise bisher vergleichsweise gut gemeistert hat, ist die robuste Verfassung des deutschen Mittelstands zum Zeitpunkt des Ausbruchs. Namentlich die Eigenmittelausstattung befand sich auf einem Rekordhoch. Gemäß Mittelstands-Fitnessindex des Deutschen Sparkassenverbands (DSGV) lag die Eigenkapitalquote Anfang 2020 bei 39 Prozent. Dies war nicht immer so. Zu Beginn des Jahrtausends ermittelte die Kreditanstalt für Wiederaufbau einen Durchschnittswert von mageren 18,4 Prozent.
Die massive Verbesserung der Eigenkapitalquote während der letzten Jahre ist nicht zuletzt eine Folge der Finanzkrise von 2008. Damals kam es zu einer Kreditklemme, während der selbst größere Unternehmen Zinssätze im zweistelligen Bereich akzeptieren mussten. Um besser für ähnliche Krisen gerüstet zu sein, verzichteten Mittelständler auf Ausschüttungen und reinvestierten einen erheblichen Teil ihrer Gewinne in den eigenen Betrieb. Dies zahlt sich nun aus. Die verbesserte Bilanzstruktur und die in den letzten Jahren ebenfalls gestärkten Liquiditätspuffer erlauben den meisten KMU, die durch die Corona-Krise verursachten Umsatzverluste aus eigener Kraft zu tragen.
Gefährlicher als Finanzkrise von 2008
Die Krise wird jedoch ihre Spuren hinterlassen. Einer Umfrage der KfW zufolge erwartet ein knappes Drittel aller Mittelständler, dass sich ihre Eigenkapitalquote bis zum Jahresende verschlechtern wird. Dagegen rechnen lediglich sechs Prozent der Befragten mit einem Ausbau der Eigenkapitaldecke. Die meisten Unternehmen, die einen Rückgang der Eigenkapitalquote befürchten, waren bereits vor Ausbruch der Krise schwach kapitalisiert. Im Schnitt lag ihre Eigenmittelquote bei 23,7 Prozent. Die größten Probleme hat gemäß Mittelstands-Fitnessindex des DSGV das Gastgewerbe, bei dem das Eigenkapital im Jahr 2020 um 17,9 Prozent schrumpfen wird. Auch in der Logistikbranche und bei den persönlichen Dienstleistungen werden die Eigenmittel voraussichtlich um mehr als zehn Prozent abnehmen.
Noch sind die Werte nicht alarmierend, wenngleich jede Verschlechterung beim Eigenkapital die Aufnahme von momentan dringend benötigter Liquidität verteuert. Trotz erster Aufschwungsignale wäre es allerdings falsch, die aktuelle Krise zu unterschätzen. Die Corona-Pandemie ist nicht ausgestanden. Je nach Entwicklung kann es jederzeit wieder zu einem (regionalen) Lockdown oder zum Erlass einschneidender Vorsichtsmaßnahmen kommen. Creditreform-Geschäftsführer Volker Ulbricht warnt im Handelsblatt: „Die derzeitige Lage ist für kleine und mittelständische Unternehmen viel gefährlicher als nach der Weltfinanzkrise von 2008. Denn diesmal ist die ganze Breite der Wirtschaft betroffen.“
Eigenkapital schonen: Alternativen zum Bankkredit
Angesichts der großen Unsicherheit ist der Mittelstand gut beraten, dem Eigenkapital weiterhin Sorge zu tragen und gleichzeitig die Barreserven zu erhöhen. Zu diesem Zweck verfolgen derzeit die meisten Unternehmen harte Kostensenkungsprogramme. Einsparungen sind dringend notwendig, sollten aber nicht auf Kosten wichtiger Zukunftsinvestitionen erfolgen. Um dem weiteren Krisenverlauf erfolgreich zu trotzen, ist es außerdem wichtig, die Finanzierungsstruktur zu überdenken. Unternehmen, die für kurzfristige Liquidität einseitig auf Bankkredite setzen, gefährden nicht nur ihre Eigenkapitalquote und damit ihre künftige Kreditwürdigkeit. Sie bringen sich auch in ein heikles Abhängigkeitsverhältnis zu den Banken. Kommt es – wie in der letzten Finanzkrise – zu einer Kreditklemme, sind die Folgen fatal.
· Alternative 1: FactoringEine einfach umsetzbare Alternative zum kurzfristigen Bankkredit ist das Factoring. Beim Factoring verschafft sich ein Unternehmen Liquidität, indem es seine Außenstände fortlaufend an einen Finanzierungspartner verkauft. Der Factoringanbieter zahlt in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach Ankauf einer Rechnungsforderung. Zusätzlich übernimmt er das Risiko von Zahlungsausfällen und entlastet seinen Kunden beim Debitorenmanagement, was gerade in der aktuellen Krisenzeit ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Darüber hinaus glättet das Factoring Liquiditätsspitzen und sorgt für eine bessere Vorhersehbarkeit des Cashflows. Dadurch wird es einfacher, die Verschuldung abzubauen und so die Kreditwürdigkeit zu verbessern. · Alternative 2: LeasingStehen größere Anschaffungen bevor, lohnt es sich, über ein Leasing nachzudenken. Diese Finanzierungsvariante ist vollkommen bilanzneutral, da das Leasinggut aufseiten des Leasinggebers verbucht wird. Die Kosten verteilen sich auf die gesamte Vertragslaufzeit und werden durch die Erträge, die sich mit den geleasten Gegenständen erwirtschaften lassen, kompensiert. Leasingzinsen und -sonderzahlungen sind steuerlich vollständig absetzbar. Dass die Leasingraten im Voraus festgelegt werden und weder bei einer allgemeinen Zinserhöhung noch bei einer Bonitätsverschlechterung eine Anpassung erfahren, sorgt im Übrigen für eine stabile Kalkulationsgrundlage. · Alternative 3: FinetradingEine andere Finanzierungsmöglichkeit, die die Abhängigkeit von der Hausbank reduziert, ist das Finetrading. Beim Finetrading handelt es sich um eine Wareneinkaufsfinanzierung. Der Finanzierer bezieht die Waren – Betriebsmittel, Rohstoffe oder Halbfabrikate – vom Lieferanten und verkauft sie seinem Kunden mit verlängertem Zahlungsziel weiter. Üblich sind 90 bis 120 Tage. Die lange Zahlungsfrist erlaubt dem Finanzierungsnehmer, auf die Verwendung teurer Kreditlinien zu verzichten. Zugleich stärkt das Finetrading seine Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten. Denn diese wissen, dass sie ihr Geld schnell erhalten werden und gewähren darum bessere Konditionen. |
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Moderne Finanzierungsmethoden wie Factoring, Leasing und Finetrading gehören in jedes Finanzierungsportfolio – nicht nur in Krisenzeiten. Doch in der Krise sind sie besonders wichtig, zumal sie helfen, die dringend benötigte Liquidität zu sichern, ohne das Abhängigkeitsverhältnis zu den Banken weiter auszubauen. Vor allem aber schonen sie das Eigenkapital und stärken dadurch die Widerstandsfähigkeit des Mittelstands.
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