Crowdfarming – eine alternative Finanzierungsmöglichkeit für regionale Landwirte?

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18. November 2020

Nicht erst seit dem Einbruch der Märkte während der Corona-Krise, sondern auch schon Jahre vorher gerieten die deutschen Landwirte in eine immer bedenklichere finanzielle Lage. Die Konkurrenz des Weltmarktes, der Klimawandel und das Ausbleiben wichtiger Gelder für Förderprojekte zwang viele Bauern in die Knie.

Weinberge bei Sonnenuntergang

Dürren, sinkende Milchpreise und der Einfluss durch die ausländische Landwirtschaft machten es regionalen Bauern nahezu unmöglich in der Marktwirtschaft konkurrenzfähig zu bleiben. Auch die Neuordnung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) stellt möglicherweise nicht die notwendigen Weichen für eine Verbesserung der Situation. In Deutschland standen von 2014 bis 2020 jährlich rund 6,2 Milliarden Euro an EU-Fördermitteln zur Verfügung, davon 4,85 Milliarden Euro in Form von Direktsubventionen, die abhängig von der Größe der landwirtschaftlichen Fläche gewährt werden. Der Rest ist an bestimmte Leistungen gebunden, etwa für den Umwelt- und Naturschutz. Immer noch gehört Deutschland zu den Ländern mit einem sehr hohen Anteil an Landwirtschaft und um die hiesigen Bauern zu unterstützen, setzen moderne Finanzierungsmodelle auf das sogenannte Crowdfarming.

Was ist Crowdfarming und wie funktioniert es?

Das in Spanien (Valencia) von zwei Landwirten entwickelte Konzept ist ein Prinzip, bei dem Abnehmer direkt vom Erzeuger Produkte bestellen und erhalten. So soll die Lebensmittelproduktion transparenter werden und die Lieferkette verkürzt werden. Zu den Formen von Crowdframing gehören zum Beispiel:

  • Eine Patenschaft für Pflanzen, Bäume und bebaute Äcker,

  • Eine Adoption von Tieren und Bienenvölkern,

  • Und die direkte Partnerschaft mit Höfen und Landwirtschaftsbetrieben.

Im Gegenzug zu finanziellen Unterstützungen erhalten die Konsumenten u. a. die komplette Ernte oder Teil davon direkt vom Erzeuger und im Finanzierungsmodell auch Aktien an Höfen oder Patenschaften.

Aktuelles Beispiel, wie Crowdfarming während der Coronakrise den Ernteausfall dezimiert hat: 

Als im März 2020 das Covid- 19 Virus in seiner Verbreitung als Pandemie deklariert wurde, wurden zahlreiche Landesgrenzen zu Deutschland geschlossen. Weil Feldarbeiter aus den angrenzenden Ländern nicht mehr auf den Äckern zum Einsatz kommen konnten, standen viele Landwirte vor einer wirtschaftlichen Katastrophe. Bestellte Äcker konnten nicht mehr abgeerntet werden. Ein berühmtes Beispiel ist der bekannte Spargelhof in Beelitz bei Brandenburg. Eine einfache Art des Crowframings brachte eine Lösung, um wenigstens den schon gereiften Spargel zu ernten. Der Geschäftsinhaber des Betriebes bot Anwohnern in der Umgebung vermehrt an, Teile der Felder für den Zeitraum der Spargelsaison abzuernten, damit die Felder für das nächste Jahr wieder bestellt werden konnten. Regelmäßig 1-2 Mal in der Woche trafen sich Familien, Jugendliche und sämtliche Einwohner der Region und ernteten den Spargel. Im Gegenzug konnten die fleißigen Erntehelfer den größten Ertrag ihrer Arbeit ohne Bezahlung mit nach Hause nehmen. Der Betrieb und die Felder konnten so einen großen Teil des landwirtschaftlichen Schadens abwenden und ihren Betrieb weitestgehend am Laufen halten.

Welche Vorteile bietet Crowdfarming:

  • Die Planungssicherheit der Landwirte wird effizienter. Eine Überproduktion wird vermieden, da die Bauern und Landwirte auf eine Bestellung ihrer Felder und einer Produktion ihrer Produkte setzen, die auf Nachfrage umgesetzt werden.

  • Die Erzeuger setzen auf Qualität statt auf Massenproduktion und können angemessene Preise zur Erhaltung ihrer Wirtschaftlichkeit ansetzen.

  • Der Konsument kann im Detail komplett nachvollziehen, wo die Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden.

  • Eine kürzere Lieferkette ist umweltschonender und die Transparenz der Produktionen steigt.

  • Regionale Betriebe können unterstützt und finanzielle Entwicklungen wieder deutschlandweit gefördert werden. Gerade in Zeiten der Coronakrise, in der vielen regionalen Unternehmen das Aus droht, sind neue Verbindungen zu Anliegern der Umgebung und finanzielle Hilfen ein wahrer Segen.

Bei einem Landwirtschaften Betrieb, der transparent auf die Einhaltung und Umsetzung ökologischer Vorgaben achtet, können mit Unterstützung des Crowdfarmings Bio-Siegel garantiert, bessere Qualitätsstufen erreicht, ein lukratives Preis-Leistungs-Verhältnis auf Konsumenten- und Erzeugerseite generiert, und der biologisches Aspekt optimiert werden. So entsteht in besten Fall eine solidarische Landwirtschaft, die eine unabhängige Lebensmittelversorgung garantiert. Auf aktuellen Webseiten wie Crowdfarming.com findet man erste Modelle zum Thema.

Crowdfarming bietet weitere attraktive Finanzierungsmöglichkeiten 

Sogenannte Hofaktien, in abgewandelter Form auch als Kuhaktien erhältlich, sind Wertpapiere, die Zinsen, Naturalrenten und in gewissen Fällen auch Auszahlungen ausschütten. Anders als bei „richtigen Aktien“ haben die Anleger jedoch kein Mitbestimmungsrecht. Bei Einhaltung der Kündigungsfristen können sie aber genauso veräußert werden und sind aktuell sehr gefragt. Bei dem Modell der Patenschaften für Tiere oder Züchtungen aus einem Haltungs- oder Zuchtbetrieb werden jährlich Beiträge gezahlt, die sogar einen festgelegten Anteil an Erträgen aus der Tierhaltung beinhalten. Hofaktien und Patenschaften (abgewandelte Formen des Crowdfarmings) sind attraktive Finanzierungsmöglichkeiten für Landwirte, weil große und langfristige Investitionen so planungssicher gedeckt werden können. Bei der Anschaffung neuer Nutztiere und einer Erweiterung von Ställen und Nutzflächen zum Anbau bieten die neuen Finanzmittel eine deutliche Unterstützung. Des Weiteren wird das Verständnis für eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft gefördert und Bauern und Höfe können sich über neue Kunden freuen und ihre regionalen Beziehungen ausbauen. Der Kunde weiß, woher seine gesunden erzeugten Lebensmittel herkommen und baut eine neue Bindung zur einheimischen Produktion auf. Vorteile, die während einer weltweiten Krise entscheidend sind und im Hinblick auf die Zukunft biologisch absolut wertvoll sind.

Was wir tun können?

Schildern Sie uns gerne Ihre Situation und wir finden eine passende Finanzierungslösung für Sie – individuell auf Ihr Unternehmen zugeschnitten. Hierfür steht uns ein Netzwerk von über 400 Finanzierungspartnern zur Verfügung, aus dem wir den passenden Partner sowie das richtige Finanzierungsprodukt für Sie selektieren.


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