Zurzeit haben viele KMU Mühe, Kredite für Digitalisierungs- und Innovationsprojekte zu erhalten. Auf wichtige Investitionen zu verzichten, bis sich die wirtschaftliche Lage entspannt, wäre jedoch gefährlich. Sale-and-Lease-back bietet in dieser verzwickten Situation einen Ausweg. Durch den Verkauf von Anlagegütern gelangen Unternehmen an frische Liquidität, die sie in ihre Zukunft investieren können.
„Ich glaube, weltweit gibt es einen Markt für vielleicht fünf Computer.“ Diese Aussage, die Thomas J. Watson, der Gründer von IBM, 1943 machte, scheint uns heute geradezu absurd. Sie steht sinnbildlich für die zahlreichen Versäumnisse und Fehlprognosen, die den Weg der Digitalisierung pflastern. Beispielsweise setzten Branchengrößen wie IBM und DEC zu lange auf Großrechner und verpassten Ende der Siebzigerjahre den Einstieg ins lukrative PC-Geschäft. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren es vor allem das Internet und die damit verbundene Entstehung neuer Geschäftsmodelle und Vertriebskanäle, die viele Unternehmen auf dem falschen Fuß erwischten.
Die digitale Transformation zählt nach wie vor zu den größten Herausforderungen für die Wirtschaft. So sehen sich gemäß einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom drei von fünf deutschen Unternehmen als Nachzügler in Sachen Digitalisierung. Lediglich 38 Prozent der befragten Firmen verfügen über eine unternehmensweite Digitalisierungsstrategie. Besonders der KMU-Sektor tut sich schwer mit dem digitalen Wandel: Von den Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern haben 28 Prozent gar keine Digitalisierungsstrategie. Dies ist gefährlich. Wer nicht schnell in die Digitalisierung seines Geschäfts investiert, riskiert, zu den Verlierern des Transformationsprozesses zu gehören.
Bloß: Für Investitionskredite ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt. Denn nach dem wochenlangen Lockdown im Frühjahr kämpft der Mittelstand mit einer angespannten Liquiditätssituation, die das Kreditranking belastet. Dass die Kunden ebenfalls unter erschwerten Bedingungen leiden und ihre Rechnungen im Schnitt elf Tage zu spät zahlen, macht die Sache nicht einfacher. Die Bundesregierung hat überdies beschlossen, die bis zum 30. September geltende Insolvenzaussetzung lediglich für überschuldete, nicht aber für zahlungsunfähige Unternehmen zu verlängern. Dadurch dürfte es ab Herbst zu einem Anstieg der Firmenpleiten kommen, was für die Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe nichts Gutes verheißt.
Deshalb wichtige Investitionen auf die lange Bank zu schieben, wäre indessen der falsche Ansatz. Vielmehr empfiehlt es sich, von den Möglichkeiten der Innenfinanzierung Gebrauch zu machen. Beispielsweise besitzt der typische Mittelständler ein beträchtliches Anlagevermögen. Der Verkauf von Bürogebäuden, Werkhallen, Grundstücken, Maschinen, IT-Infrastruktur und Fahrzeugen würde erkleckliche Summen in die Kasse spülen, die sich für Zukunftsprojekte verwenden ließen. Bei einem Großteil der Anlagegüter kommt ein Verkauf allerdings nicht infrage, da sie zum Produktionskapital gehören.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet das Sale-and-Lease-back. Beim Sale-and-Lease-back veräußert ein Unternehmen Vermögensgegenstände an einen Investor, behält jedoch, indem es sie sogleich wieder zurückleast, das Nutzungsrecht. Anders als bei einem Kredit ist eine eingeschränkte Bonität bei dieser Finanzierungsvariante kein Hindernis. Sogar Firmen, die sich in einem Insolvenzverfahren befinden, können mittels Sale-and-Lease-back frisches Kapital beschaffen.
Bonitätsunabhängige Alternative zum Bankkredit
Verschafft schnelle Liquidität
Verbessert Bilanzstruktur
Auflösung stiller Reserven
Reallokation von Kapital in renditeträchtigere Bereiche
Senkung der Steuerlast
Verwendet der Leasingnehmer einen Teil des Verkaufserlöses zur Rückzahlung von Verbindlichkeiten, verringert sich zudem seine Bilanzsumme. Dadurch steigt die Eigenkapitalquote, was wiederum zu einem besseren Rating und damit zu einem erleichterten Kreditzugang verhilft. Beim Sale-and-Lease-back besteht im Gegensatz zu einem Darlehen oder Kredit keine Zweckbindung. Folglich ist der Leasingnehmer weitgehend frei in der Mittelverwendung. Im Übrigen verlangen die Leasinggesellschaften keine Sicherheiten, zumal ihre Forderungen bereits durch die Leasingobjekte gesichert sind.
Für ein Sale-and-Lease-back eignen sich zweitmarktfähige Güter wie Universalmaschinen, IT-Equipment oder Fahrzeuge. Spezialanfertigungen, Eigenbauten und Anlagen, die mit dem Betriebsgelände fest verbunden sind, kommen dagegen meist nicht infrage. Ein beliebter Gegenstand von Sale-and-Lease-back-Transaktionen sind Immobilien und Grundstücke. Im Immobilienvermögen schlummern aufgrund der geltenden Rechnungslegungsstandards häufig erhebliche stille Reserven. Der aktuelle Zeitpunkt ist perfekt für den Verkauf von Immobilien. Dank tiefer Zinsen und langjährigen Wirtschaftswachstums ist der Kapitalwert von Büroimmobilien während der letzten zehn Jahre um über 70 Prozent gestiegen. Gleichzeitig lässt das mittlerweile sehr hohe Preisniveau für die nächsten Jahre ein wesentlich tieferes Wertsteigerungspotenzial erwarten.
Die Leasingraten richten sich nach dem Marktwert der Leasingobjekte und dessen voraussichtlicher Entwicklung während der Vertragsdauer. Entscheidend sind auch die Höhe eines eventuell vereinbarten Rückkaufpreises, das Zinsumfeld und die Bonität des Leasingnehmers. Im Normalfall bewegen sich die Kosten für ein Sale-and-Lease-back zwischen den Aufwendungen für einen Betriebsmittelkredit und den Kosten einer Beteiligungsfinanzierung.
Bei oberflächlicher Betrachtung scheint dies ein hoher Preis zu sein. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass eine Investition ins Kerngeschäft langfristig oft deutlich mehr Rendite abwirft als die personalintensive Bewirtschaftung des eigenen Immobilien-, Fuhr- oder Maschinenparks. Das gilt insbesondere dann, wenn das Unternehmen den Verkaufserlös dazu nutzt, sich für die digitale Zukunft zu rüsten. Davon abgesehen bringt ein Sale-and-Lease-back bei geschickter Vertragsgestaltung steuerliche Vorteile.
Im Unterschied zu 1943, als Thomas Watson seine berühmte Fehlprognose machte, zweifelt heute niemand mehr an der Bedeutung des digitalen Wandels. Dass die Digitalisierung im Mittelstand trotzdem nur schleppend vorankommt, liegt nicht zuletzt an den Banken, die sich mit der Finanzierung innovativer Projekte zurückhalten. Angesichts der unsicheren Aussichten und der angespannten Finanzlage vieler Unternehmen ist derzeit keine Besserung in Sicht. Dies darf indes keine Ausrede sein, Digitalisierungsinvestitionen auf unbestimmte Zeit zurückzustellen. Es gibt genügend Alternativen zum Bankkredit, die kleinen und mittleren Unternehmen die notwendigen Mittel verschaffen. Eine davon ist das oben vorgestellte Sale-and-Lease-back.
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