Während kurzfristige Kredite noch günstig sind, steigen die langfristigen Zinsen – wohin führt das? Der Zinskommentar von Joachim Haedke
Liebe Leser,
herzlich willkommen im Zinsjahr 2025! Das neue Jahr ist noch jung und trotzdem zeichnet sich bereits ab, wie es in den nächsten Monaten weitergehen könnte. Eine Woche vor der mit Spannung erwarteten Amtseinführung von Donald Trump, zeigen die aktuellen Entwicklungen auf den Finanzmärkten bereits ein ebenso spannendes Wechselspiel zwischen den USA und Europa, das nicht nur Investoren, sondern auch Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt.
Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten für Dezember 2024 übertrafen alle Erwartungen. Mit einem Zuwachs von 256.000 neuen Stellen und einer gesunkenen Arbeitslosenquote von 4,2 % auf 4,1 % unterstreicht die US-Wirtschaft ihre Robustheit.
Was heißt das? Dies beeindruckenden US-Zahlen könnten die Federal Reserve dazu bewegen, ihre Zinspolitik restriktiver als erwartet zu gestalten oder geplante Zinssenkungen hinauszuzögern, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden.
In Europa zeigt sich dagegen ein anderes Bild: Während die Inflation im Euroraum im Dezember auf 2,3 % angestiegen ist, hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,0 % gesenkt. Diese Maßnahme soll die Konjunktur in der Eurozone stützen. Allerdings ist der EZB-Rat uneins über das Tempo und den Umfang weiterer Zinssenkungen, was Unsicherheit auf den Märkten schürt.
Für die deutsche Wirtschaft sind diese Entwicklungen von besonderer Bedeutung. Die Bauzinsen in Deutschland sind im Januar 2025 bereits wieder gestiegen. Aktuell liegen sie für 10-jährige Darlehen mit optimalen Konditionen bei rund 3,2 %. Auch die langfristigen Zinsen, beispielsweise für Staatsanleihen oder Pfandbriefe, sind gestiegen. In den USA erreichen die Renditen für langfristige Staatsanleihen derzeit etwa 4,8 %.
Gleichzeitig bleibt der Euribor, der als Referenzzinssatz für kurzfristige Kredite dient, auf einem sehr niedrigen Niveau (2,79 %), das heißt, kurzfristige Finanzierungen sind nach wie vor relativ günstig.
Diese divergierenden Zinsentwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Börsen. Höhere langfristige Zinsen machen Anleihen attraktiver, was zu Kapitalabflüssen aus Aktienmärkten führen kann. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass die Börsen zuletzt unter Druck geraten sind.
Hinzu kommen internationale Einflüsse, insbesondere aus China. Die chinesische Zentralbank, die People's Bank of China (PBOC), hat angekündigt, im laufenden Monat ihre Käufe von Staatsanleihen auszusetzen. Noch weiß niemand, welche Auswirkungen dies nach sich ziehen wird.
Diese Maßnahme zielt darauf ab, den Druck durch Wetten auf ein schwaches Wirtschaftswachstum zu mildern, welche die Währung untergraben und das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern erschüttert haben.
Für Unternehmen und Investoren in Deutschland bedeutet dieses Umfeld, dass eine sorgfältige Analyse und Anpassung der Finanzierungsstrategien unerlässlich sind. Es empfiehlt sich, sowohl kurzfristige als auch langfristige Zinsentwicklungen genau zu beobachten und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um sich gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern.
Weitere Informationen und die wichtigsten Zinsen finden Sie tagesaktuell auf der Zinsseite auf unserer Webseite www.finanzierung.com. Reinschauen und informiert bleiben!
Ihr Joachim Haedke