Donald Trump und die Geldpolitik – was bedeutet das für Unternehmen?

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27. November 2024

Zinskommentar von CEO Joachim Haedke zu den Auswirkungen der Wiederwahl Donald Trumps

Joachim Haedke

Nach der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten rücken die Auswirkungen seiner Politik auf die Zinsen und damit auf die internationale Wirtschaft in den Fokus. Aus der Perspektive von Unternehmen sind die Entwicklungen der Zinspolitik von entscheidender Bedeutung – sowohl für Finanzierungen als auch für strategische Investitionen. Doch welche Veränderungen stehen uns bevor? 

Einfluss der Trump-Politik auf die US-Notenbank

Trump hat in seiner ersten Amtszeit bereits gezeigt, dass er die Unabhängigkeit der Federal Reserve (Fed) infrage stellt. Seine Vorliebe für niedrige Zinsen ist kein Geheimnis. Günstige Kredite erleichtern nicht nur staatliche Investitionen, sondern fördern auch Wachstumsinitiativen. Unternehmen könnten auf den ersten Blick profitieren, da eine lockere Geldpolitik Investitionen und Kapitalbeschaffung erleichtert. 

Doch die Mittel, die Trump einsetzen könnte, um seine Ziele zu erreichen, bergen Risiken. Denkbar ist, dass er nach Ablauf der Amtszeit von Jerome Powell 2026 einen Fed-Vorsitzenden einsetzt, der seiner Linie stärker folgt. Sollte er jedoch versuchen, Powell vorzeitig zu entlassen oder die Unabhängigkeit der Fed durch Gesetzesänderungen zu beschränken, drohen rechtliche und institutionelle Konflikte, die die Stabilität der Märkte gefährden könnten. 

Wirtschaftspolitik versus Inflationsrisiko

Ironischerweise könnte Trumps Wirtschaftspolitik den gewünschten Niedrigzinsen zuwiderlaufen. Beispielsweise würden die von ihm angekündigten Handelszölle auf Importe – etwa auf europäische Autos – die Inflation anheizen. Höhere Importkosten führen zu steigenden Verbraucherpreisen, was wiederum die Fed dazu zwingen könnte, die Zinsen zu erhöhen, um die Inflation einzudämmen. Ein solcher Handelskrieg hätte auch in Europa spürbare Folgen. Amerikanische Produkte könnten durch Gegenmaßnahmen verteuert werden, was die Inflation auch hier antreiben würde. 

Für Unternehmen bedeutet dies: Planungsunsicherheit. Während kurzfristig von niedrigeren Zinsen ausgegangen werden könnte, sind mittelfristig inflationsbedingte Gegenmaßnahmen nicht auszuschließen. 

Zinsprognosen: USA und Europa im Vergleich 

Die Fed hat kürzlich den Zinskorridor auf 4,5 bis 4,75 Prozent gesenkt. Marktbeobachter erwarten für die USA bis 2025 drei weitere Zinssenkungen – ein Zeichen dafür, dass sich die Notenbank vorsichtig auf ein moderates Zinsniveau zubewegt. Doch dieser Kurs könnte durch Trumps Politik ausgebremst werden, insbesondere durch die wachsende Staatsverschuldung, die den Kapitalmarkt unter Druck setzt und steigende Renditen nach sich ziehen könnte. 

Interessant ist die Prognose für Europa: Hier werden derzeit bis zu sechs Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) eingepreist. Für europäische Unternehmen könnte dies ein Signal sein, Finanzierungsstrategien frühzeitig anzupassen, um von möglichen Zinssenkungen zu profitieren. 

Was bedeutet das für Unternehmen? 

Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die auf Fremdkapital angewiesen sind, ist eine klare Strategie gefragt. Während niedrigere Zinsen grundsätzlich positiv wirken, sollten die potenziellen Auswirkungen von Trumps Politik auf die Inflation und die Kapitalmärkte nicht unterschätzt werden. Gerade in Zeiten von Unsicherheiten sind flexible Finanzierungsmodelle gefragt. Unternehmen sollten überlegen, wie sie ihre Liquidität auch bei steigenden Kapitalkosten sichern können. 

Zudem könnte eine stärkere Einmischung Trumps in die Geldpolitik langfristig Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems untergraben. Für europäische Unternehmen, die im internationalen Handel tätig sind, sind mögliche Handelskonflikte ein weiterer Faktor, der in die strategische Planung einbezogen werden muss. 

Fazit: Vorbereitung ist alles 

Die Politik von Donald Trump wird die Geldpolitik sowohl in den USA als auch in Europa beeinflussen. Für Unternehmen bleibt entscheidend, frühzeitig auf mögliche Szenarien zu reagieren. Ob es um die Optimierung von Finanzierungsstrukturen, die Sicherung gegen Wechselkursrisiken oder die Planung von Investitionen geht – wer vorbereitet ist, kann auch in unsicheren Zeiten erfolgreich agieren. 

Denn eins ist sicher bei Donald Trump – dass nämlich nichts sicher ist...

Joachim Haedke 

CEO, Finanzierung.com 

 


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