Die Baubranche befindet sich wie der Rest der Wirtschaft in einer schweren Krise. Der Umsatz ist im Keller und die Kunden lassen sich mit der Überweisung ihrer Abschlagszahlungen Zeit. Für Bauhandwerker bedeutet dies, dass sie derzeit besonders gut auf ihren Cashflow achten müssen. VOB-Factoring hilft ihnen, einen Liquiditätsengpass zu vermeiden.
Handwerk hat goldenen Boden, weiß der Volksmund zu sagen. Leider stimmt dieses Sprichwort nicht immer. In finanzieller Hinsicht ist der Boden für manchen Handwerksbetrieb momentan eher steinig. Gerade im Bau- und Ausbaugewerbe müssen Handwerker oft lange auf ihr Geld warten. Der durchschnittliche Zahlungsverzug liegt gemäß Creditreform bei über 14 Tagen. Vier von fünf Betrieben aus dem Bauhandwerk litten innerhalb des letzten Jahres unter Zahlungsausfällen. Bei jedem zehnten Unternehmen machten die Forderungsverluste sogar mehr als ein Prozent des Umsatzes aus. Die schlechte Zahlungsmoral der Kunden drückt auf die Liquidität, was im Hinblick auf die angespannte Geschäftslage schnell gefährlich werden kann.
Aktuelle Krise erfordert solide Finanzierung
Unternehmen aus dem Baubereich sind mithin auf eine solide Finanzierung angewiesen. Ein bewährtes Mittel, Liquiditätsengpässe trotz sinkender Zahlungsmoral zu verhindern, ist das Factoring. Im Handels- und Dienstleistungssektor und im verarbeitenden Gewerbe ist der Forderungsverkauf weit verbreitet. Im Baugewerbe hingegen fristet diese Finanzierungsmethode noch ein Nischendasein.
Das hat mit der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) zu tun, nach deren Regeln sich die meisten Verträge in der Baubranche richten. Obwohl die Verjährungsfrist für Mängelansprüche erst mit der Bauabnahme beginnt, erlaubt die VOB Bauhandwerkern, bereits vorher Abschlagszahlungen in Rechnung zu stellen. Folglich besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Bauherren Mängel geltend machen und gestützt darauf einen Teil der Rechnungssumme einbehalten werden. Für den Factoringanbieter birgt dies ein erhebliches Kosten- und Rechtsrisiko. Deshalb sind auf dem deutschen Markt nur wenige spezialisierte Factoringinstitute im VOB-Geschäft tätig.
VOB-Factoring lohnt sich
Daraus zu schließen, dass sich Factoring für das Baugewerbe nicht lohnt, wäre jedoch grundfalsch. Vielmehr haben Dachdecker, Fassadenbauer oder Klempner, die auf VOB-Factoring setzen, stets genügend flüssige Mittel, um aktuelle Aufträge ausführen und neue Aufträge annehmen zu können. Denn durch den Forderungsverkauf erhalten sie ihr Geld innerhalb von 24 Stunden nach der Rechnungsstellung.
Sobald der Factoringanbieter die Forderung angekauft hat, muss sich der Handwerker um einen eventuellen Zahlungsausfall keine Sorgen mehr machen. Wie andere Factoringvarianten enthält das VOB-Factoring nämlich einen Ausfallschutz, der das Delkredererisiko zu hundert Prozent abdeckt. Nicht abgedeckt ist allerdings das Veritätsrisiko. Macht der Debitor erfolgreich eine Mängeleinrede geltend, haftet weiterhin der Factoringnehmer.
Factoringanbieter übernimmt lästigen Papierkram
Kleine Unternehmen entscheiden sich mehrheitlich für die Full-Service-Variante des VOB-Factorings. Full-Service-Factoring bedeutet: Die Factoringgesellschaft übernimmt neben dem Ausfallschutz das gesamte Debitorenmanagement. Das Outsourcing von Debitorenbuchhaltung, Inkasso- und Mahnwesen erlaubt Handwerksbetrieben, sich ganz auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Davon abgesehen hat der Factoringdienstleister oft eine höhere Erfolgsrate beim Eintreiben überfälliger Forderungen.
Besteht der Bauherr auf einem Abtretungsverbot, ist es indes besser, wenn er nichts vom Forderungsverkauf erfährt. In einem solchen Fall empfiehlt sich das stille Factoring, bei dem der Factor nach außen nicht in Erscheinung tritt. Factoring trotz eines Abtretungsverbots zu nutzen, ist kein Vertragsbruch. Denn gemäß § 354a des Handelsgesetzbuches sind Zessionsverbote bei Handelsgeschäften oder bei Geschäften mit öffentlich-rechtlichen Auftraggebern unwirksam.
Vorzüge des VOB-Factorings Schneller Zahlungseingang nach RechnungsstellungAbsicherung gegen ZahlungsausfälleAuslagerung des ForderungsmanagementsBessere Planbarkeit des CashflowsSchonung teurer KreditlinienMöglichkeit zur Realisierung von Skontoerträgen |
Besonderheiten des VOB-Factorings
Aufgrund des erhöhten Risikos für den Factor haben sich beim VOB-Factoring einige Besonderheiten durchgesetzt. So verlangen viele Anbieter, dass der Factoringkunde zur Absicherung eventueller Rückvergütungen 2,5 bis 6 Prozent des Factoringumsatzes auf ein Sperrkonto einzahlt. Die Einzahlung erfolgt meist über eine Verrechnung mit den ersten Auszahlungen. Alternativ sichern sich die Factoringgesellschaften ab, indem sie ausschließlich Rechnungen vergüten, für die ein vom Auftraggeber unterzeichnetes (Teil-)Abnahmeprotokoll vorliegt.
Das VOB-Factoring ist etwas teurer als vergleichbare Factoringlösungen für andere Branchen. Die Kosten bestehend aus Factoringgebühr, Zinsen und Debitorenprüfgebühren liegen bei 1,5 bis 4 Prozent des Factoringumsatzes. Je höher der Factoringumsatz ausfällt, desto tiefer sind die Kosten. Positive Auswirkungen auf die Factoringkosten haben überdies folgende Faktoren:
- gute Bonitätskennzahlen
- eine gute Debitorenstruktur
- wenige Rechnungskürzungen und Forderungsausfälle in der Vergangenheit
- kurze Zahlungsziele
Factoringvergleich durch Finanzierung.com senkt Finanzierungskosten
Um die Kosten weiter zu senken, lohnt es sich, die durch das Factoring gewonnene Liquidität konsequent für die Realisierung von Skontoerträgen oder für die Ablösung teurer Kontokorrentkredite einzusetzen. Fließt ein Teil der zusätzlichen Liquidität in den Abbau der langfristigen Verschuldung, erhöht sich außerdem die Eigenkapitalquote, was die Kosten künftger Finanzierungen verringert. Apropos Kosten: Die Gebühren für das VOB-Factoring variieren je nach Anbieter erheblich. Die Preisspanne zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot beträgt bis zu 30 Prozent. Darum ist es wichtig, vor Abschluss eines Factoringvertrags einen detaillierten Angebotsvergleich vorzunehmen.
Gerne unterstützen Sie unsere Experten bei dieser Aufgabe. Finanzierung.com zählt bundesweit zu den führenden Vermittlern für Mittelstands- und Gewerbefinanzierungen. Die langjährige Zusammenarbeit mit über 400 Finanzierungspartnern aus unterschiedlichen Sparten erlaubt uns, für jeden Handwerker ein passendes Angebot zu finden. Abgesehen von VOB-Factoring vermitteln wir auch Waren- und Lagerfinanzierungen, Leasingangebote, Kredite und Fördergelder. Haben Sie Fragen? Dann empfehlen wir Ihnen, unser umfassendes und kostenfreies Beratungsangebot zu nutzen.