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Was kann der Mittelstand aus der Coronakrise lernen?

Die Coronakrise hat den deutschen Mittelstand kräftig durchgeschüttelt. Doch wer litt besonders unter der Krise und was lässt sich für zukünftige Krisen lernen? Eine Studie liefert Hinweise.

Endlich ist Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Die skandinavischen Länder haben bereits das Ende der Pandemie ausgerufen. Je nach Impffortschritt dürfte auch in Deutschland das Gröbste bald vorüber sein. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um ein Zwischenfazit zu ziehen und zu schauen, was der Mittelstand aus der Krise lernen kann. Erste Anhaltspunkte bietet eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau, die die Entwicklung der Eigenkapitalquote mittelständischer Unternehmen während der Krisenzeit untersucht.

Mittelstand kommt mit blauem Auge davon

Die Coronakrise unterscheidet sich im Ausmaß deutlich von früheren Krisen. Während sich zum Beispiel die Finanzkrise von 2008 und 2009 auf den Finanzsektor und die Exportindustrie beschränkte, betrifft Corona die gesamte Wirtschaft. Mit einem Umsatzrückgang von 57 Prozent erlitt der Handel den größten Schaden. Im Dienstleistungsbereich und dem verarbeitenden Gewerbe ging der Erlös um 40 respektive 38 Prozent zurück. Lediglich der Bausektor kam mit einer Umsatzeinbuße von neun Prozent einigermaßen glimpflich davon.

Im Einzelhandel, im Gastgewerbe und bei den persönlichen Dienstleistungen sind die Umsatzeinbrüche vor allem auf den Lockdown und die strengen Maßnahmen zur Unterbrechung der Ansteckungsketten zurückzuführen. Der Groß- und Außenhandel, das verarbeitende Gewerbe und die Anbieter von unternehmensnahen Dienstleistungen litten dagegen unter dem weltweiten Nachfrageeinbruch und der Störung globaler Lieferketten.

Angesichts der gewaltigen Umsatzausfälle hat sich der Mittelstand erstaunlich gut geschlagen. Bei fast der Hälfte aller deutschen KMU hatte die Krise bisher keine Auswirkung auf das Eigenkapital. Einen Rückgang der Eigenkapitalquote verzeichneten bloß 24 Prozent der Mittelständler. 17 Prozent bauten ihre Eigenkapitalquote während der Krise sogar aus.

Größere Mittelständler weniger krisenanfällig

Die KfW-Studie zeigt allerdings auch, dass es Unterschiede zwischen größeren und kleineren Unternehmen gibt. So konnten 30 Prozent der Firmen mit mindestens 50 Mitarbeitern ihre Eigenkapitalquote im Krisenverlauf verbessern, aber nur 15 Prozent der Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten. Bei den Betrieben mit weniger als fünf Beschäftigten musste jeder vierte einen Rückschlag beim Eigenkapital hinnehmen, bei den Betrieben mit zehn bis 49 Mitarbeitern hingegen bloß jeder fünfte.

Die Studienautoren erklären die schlechtere Entwicklung bei den kleinen Unternehmen damit, dass diese typischerweise geringere Reserven aufweisen. Erleiden sie einen Umsatzausfall, müssen sie deswegen schneller auf Kredite zurückgreifen. Im Übrigen waren die kleinsten Betriebe am häufigsten von Umsatzverlusten betroffen.

Gute Bonität zahlt sich aus

Neben der Größe spielt – wenig überraschend – die Bonität eine wichtige Rolle. Von den Unternehmen, die vor der Krise gut dastanden, verzeichnete während der Pandemie jedes fünfte eine Verschlechterung der Eigenkapitalquote. Bei den Unternehmen, die bereits vor Corona Probleme hatten, waren es doppelt so viele. Zur Beurteilung der Bonität greift die KfW-Studie auf das Rating von Creditreform zurück. Dieses basiert sowohl auf dem Finanzstatus als auch auf einer Einschätzung weicher Faktoren.

Dass Unternehmen mit höherer Bonitätseinstufung während der Krise besser abschnitten, lässt sich daher auf verschiedene Ursachen zurückführen. Einer der wichtigsten Gründe ist sicherlich in den starken Liquiditätskennzahlen zu suchen, die Voraussetzung für ein gutes Rating sind. Ein weiterer Faktor, der in die Berechnung der Ratingnote einfließt, ist die Qualität des Managements. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die höhere Krisenresilienz bonitätsstarker Unternehmen auch das Resultat einer kompetenteren Führung ist.

Innovation erhöht Widerstandsfähigkeit

Die KfW-Studie zeigt zudem, dass Firmen, die vor der Pandemie in Innovationsprojekte investiert hatten, besser durch die Krise kamen. Wegen ihrer stärkeren Abhängigkeit vom Exportgeschäft litten sie zwar etwas häufiger unter Umsatzverlusten als weniger innovationsfreudige Betriebe. Trotzdem waren sie seltener auf zusätzliches Fremdkapital angewiesen, was sich nach Ansicht der Studienverfasser mit ihrer größeren Flexibilität im Umgang mit krisenbedingten Problemen erklärt.

Ein noch deutlicheres Bild ergibt sich bei den Digitalisierungsinvestitionen. Von den Unternehmen, die vor der Pandemie in Online-Verkaufskanäle, bargeldlose Zahlungsverfahren, virtuelle Kommunikationssysteme oder Homeoffice-Infrastruktur investiert hatten, hatten nur 20 Prozent einen Rückgang der Eigenkapitalquote zu beklagen. Bei den Unternehmen, die vor der Krise keine Digitalisierungsprojekte am Laufen hatten, waren es sechs Prozent mehr.

Bonitätsverbesserung und Zukunftsinvestitionen – ein Zielkonflikt?

Zusammengefasst führt die Untersuchung der KfW zu folgenden Erkenntnissen:

  • Große Unternehmen sind weniger krisenanfällig als kleine.
  • In der Krise ist eine hohe Managementqualität wichtig.
  • Unternehmen mit schlechter Bonität sind in Krisensituationen stärker gefährdet.
  • Investitionen in Innovation und Digitalisierung stärken die Krisenresilienz.

Leider bergen die letzten beiden Punkte einen Zielkonflikt: Um die Bonität zu verbessern, muss ein Unternehmen seine Eigenkapitalquote erhöhen und den Liquiditätspuffer ausbauen. Aus eigener Kraft gelingt das oft nur durch einen Investitionsverzicht. Doch zum Glück ist dieser Zielkonflikt nicht in Stein gemeißelt! Denn es gibt innovative Finanzierungsmethoden, die einem KMU erlauben, sowohl Eigenkapital und Liquiditätspuffer zu verbessern als auch wichtige Zukunftsinvestitionen zu tätigen.

Innovative Finanzierungslösungen erhöhen Krisentauglichkeit

Dazu gehören insbesondere Mezzanine-Finanzierungen. Mezzanine-Finanzierungen sind eine interessante Alternative zur Erhöhung des Grund- oder Stammkapitals. Sie verbessern die Eigenkapitalquote, ohne dass es zu einer Veränderung der bestehenden Stimmenverhältnisse oder zu einem Verwässerungseffekt kommt. Steuerlich zählen Mezzanine-Finanzierungen zum Fremdkapital, weshalb sich die Zinszahlungen an die Kapitalgeber als Betriebsaufwand absetzen lassen.

Eine andere Finanzierungsmöglichkeit, die kleine und mittlere Unternehmen zur Verbesserung ihrer Bonität in Betracht ziehen sollten, ist das Factoring. Der fortwährende Verkauf der Rechnungsforderungen führt zu einem stetigen Liquiditätszufluss. Dies ermöglicht dem Factoringnehmer, seine offenen Verbindlichkeiten schneller zurückzuführen, wodurch er in den Genuss von Skonti und Rabatten kommt. Gleichzeitig verkürzt sich seine Bilanz, was sich positiv auf die Eigenkapitalquote auswirkt. Davon abgesehen schützt Factoring gegen Zahlungsausfälle.

Vor der Anschaffung von Maschinen, Produktionsanlagen, Fahrzeugen, IT-Geräten oder Immobilien empfiehlt es sich, ein Leasing zu prüfen. Da Leasingobjekte nicht in der Bilanz des Leasingnehmers erscheinen, hat das Leasing im Gegensatz zu einem kreditfinanzierten Kauf keine negativen Auswirkungen auf die Eigenkapitalquote. Außerdem schont es die Liquidität, denn die Leasingraten lassen sich aus dem mit der Nutzung des Leasingguts erwirtschafteten Ertrag begleichen. Last, but not least bietet Leasing im Vergleich zu einer Fremdfinanzierung Steuervorteile.

Gerne erörtern die erfahrenen Mitarbeiter von Finanzierung.com im persönlichen Kontakt mit Ihnen weitere Möglichkeiten, wie Sie eine starke Bonität mit wichtigen Zukunftsinvestitionen in Einklang bringen. Wir freuen uns, zusammen mit Ihnen Ihr Unternehmen für die nächste Krise fit zu machen.

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