Spätestens die Meldung der US-Inflationsraten im Oktober von 6,2 % und damit dem höchsten Stand seit 31 Jahren, ließ vermutlich bei vielen die Alarmglocken läuten. Die Notenbanken gehen immer noch davon aus, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt, die Erwartungen der Märkte entkoppeln sich aber immer weiter von der Haltung der FED und der Europäischen Zentralbank.
Die Entscheidung, Jerome Powell als US-Notenbankchef für eine zweite Amtszeit zu behalten, wird aber als Indiz gewertet, dass mit der Zinswende im Laufe des Jahres 2022 gerechnet werden kann. Er gilt als Vertreter einer deutlich restriktiveren Geldpolitik. Bekanntlich war er zwar von Präsident Trump ernannt worden, jedoch im Laufe dessen Amtszeit immer häufiger mit ihm in Konflikt geraten. Mit der Entscheidung für die zweite Amtszeit hat Präsident Biden die FED jetzt entpolitisiert und damit versteht diese auch die notwendige Bekämpfung der Inflation als ihre wichtigste Aufgabe.
Der Wirtschaftsweise Wieland forderte zudem jetzt auch in Europa eine geldpolitische Wende (also Zinserhöhung) der EZB.
Zinsentwicklung für 10 Jahre Sollzinsbildung in den letzen fünf Jahren
Quelle: Interhyp
Nun allerdings zu unserer Erhebung:
Aktuell wird es nach Meinung der Analysten weiterhin so sein, dass die Zentralbanken still halten, da sie Angst haben, mit höheren Leitzinsen die Erholung der Wirtschaft abzuwürgen. Zusätzlich, weil angesichts der immer höheren Staatsverschuldung der politische Druck immens ist, sollen die Zinsen auf historisch niedrigem Niveau gehalten werden.
Vor diesem Hintergrund hat Finanzierung.com ein Meinungsbild
der Zinsentwicklung von mehreren Analysten aus unterschiedlichen Häusern eingeholt.
Grundlage war hier die zehnjahres Bundesanleihenrendite, wie sie in 12 Monaten erwartet wird. Grundsätzlich korrespondieren diese Erwartungen auch direkt mit den langfristigen Zinsen für Immobiliendarlehen.
Bei 15 angefragten Häusern gaben 12 ein Votum ab.
Insgesamt ergibt sich folgendes Bild:
Während nur zwei Analysten davon ausgeht, dass die Zinsen in den nächsten Quartalen fallen werden, waren sich alle anderen Analysten zumindest einig, dass es in den nächsten Quartalen eine Zinswende hin zu wieder mehr Zinsen geben wird.
Die durchschnittliche Vorhersage der Analysten war eine Veränderung um +0,3 % innerhalb eines Jahres, die höchste Vorhersage war +0,8 %. Interessanterweise gab es zwei Analysten, die von einem etwas sinkenden Zins ausgehen, nämlich um circa 0,24 %.
Die Prognose lässt sich auch bei den SWAP-Sätzen ablesen, hier wird ebenfalls ein entsprechender Zinsanstieg im zehnjährigen Bereich erwartet.
Beim kurzfristigen Zins / 3 Monats Euribor gehen wir von einem seitwärts Trend aus.
Grundsätzlich wird weiterhin eine moderate Zinserhöhung erwartet, daher empfehlen wir aktuell nach wie vor längere Zinsbindungen, um günstiges Geld zu sichern.