Factoring ist eine Finanzierungsform, die durch den Verkauf offener Forderungen an Dritte die Liquidität eines Unternehmens unmittelbar steigert.
Durch die Nutzung dieser Finanzierungsform können Unternehmen Liquiditätsengpässe vermeiden, die entstehen, wenn ihre Kunden bei der Begleichung von Forderungen in Verzug geraten oder Zahlungen bewusst hinauszögern. Hierbei generiert das Unternehmen einen Finanzierungsspielraum, der dem eigentlichen Umsatz entspricht und sofort zur Verfügung steht. Daher spricht man beim Factoring auch von einer umsatzkongruenten Finanzierungsform.
Während sich steigende Auflagen in Bezug auf mögliche Kredite, wie z.B. Basel II + III, negativ auf akute Investitionen auswirken, gibt Factoring einen direkten Liquiditätszuwachs, verbunden mit einem Anstieg der Eigenkapitalquote. In der Konsequenz ermöglicht Factoring, in Wachstumsphasen weiterhin geeignet zu investieren, sich kontinuierlich zu entwickeln und somit der Konkurrenz den entscheidenden Schritt voraus zu sein.
Insbesondere der Mittelstand hat Factoring in den letzten Jahren als starkes und alternatives Finanzierungsinstrument erkannt. Seitdem ist die Anzahl der Firmen, die Factoring nutzen, rapide gestiegen. Auch deshalb finden sich heute über 250 Factoring Anbieter am Markt wieder, welche durch unterschiedlichste Konditionen in Bezug auf Mindestumsatz, Zinssatz, Factoringkosten oder auch Branche deutlich differieren und dabei verschiedenste Factoring Arten anbieten. Der stetig wachsende Markt bietet Unternehmen die Möglichkeit, ein Angebot nach den individuellen Bedürfnissen einzuholen, was Factoring für viele noch attraktiver macht.
Der Ablauf eines echten Factoring Geschäfts lässt sich vereinfacht in sechs Schritten darstellen:
Ein Unternehmen generiert eine Forderung gegenüber einem Kunden durch Erbringung einer Leistung. Bei dieser Leistung kann es sich sowohl um Waren als auch um eine Dienstleistung handeln. Was für das Factoring dabei entscheidend ist, ist die Verität: Die Forderung muss existieren und an den Factor abtretbar sein, damit ein Verkauf der Forderung rechtsbeständig ist.
Neben der Verität der Forderung, die die Basis für das Factoring darstellt, ist für den Factor die Bonität des Debitors (des Kunden) von Bedeutung, da dieser nach dem Kauf der Forderung das volle Ausfallrisiko trägt. Also prüft der Factor im Anschluss die Bonität des Debitors.
Nach der Prüfung der Bonität des Kunden verkauft das Unternehmen seine Forderung an den Factor. Mit dem Verkauf der Forderung geht das Debitorenmanagement an den Factor über. Dieser ist nun Eigentümer der offenen Forderung und verantwortlich für deren Einbringung.
Spätestens 48 Stunden nach Abtretung der Forderung bekommt das Unternehmen 80-90% der Bruttoforderung vom Factor überwiesen und steigert somit seine Liquidität. Durch den Verkauf der Forderung im Rahmen des Factorings kann die Erhöhung der Eigenkapitalquote unabhängig von der Bonität des Kunden realisiert werden.
Der Factor bzw. das Factoring Unternehmen tritt an den Debitor heran und bringt die ausstehenden Forderungen ein, die das Unternehmen zuvor an den Anbieter verkauft hat.
Nachdem die Forderungen erfolgreich eingebracht wurden, überweist in einem letzten Schritt der Factor dem Unternehmen den ausstehenden Betrag der Forderungssumme. Dieser beträgt in der Regel 10 – 20 Prozent der Gesamtsumme.
Neben dem echten Factoring gibt es heute, auch durch die Vielzahl der Anbieter, verschiedene Variationen dieser Finanzierungsform. Gerne zeigen wir Ihnen Möglichkeiten auf, Factoring bestmöglich in Ihre Unternehmung einzubringen. Zur Kontaktaufnahme für eine Factoring Beratung nutzen Sie bitte das Anfrageformular.
Für die Zusammenarbeit mit einem Factoring-Anbieter fallen unterschiedliche Factoring Kosten an. Die Höhe dieser Kosten wird dabei durch folgende Faktoren bestimmt:
Die Edelholz GmbH veräußert ein monatliches Forderungsvolumen von 100.000 € an eine Factoring-Gesellschaft (Factor). Dafür zahlt sie eine pauschale Factoringgebühr auf jede Rechnung von 1 %, was einer monatlichen Summe von 1.000 € entspricht. Zudem fällt ein Factoringzins von 2 % p. a. an. Das heißt: Je schneller ein Kunde der Edelholz GmbH die Rechnung beim Factor begleicht, desto niedriger sind die Gebühren, die durch den Factoringzins anfallen. Da die Kunden der Edelholz GmbH im Durchschnitt nach einem Monat zahlen, fallen für die Edelholz GmbH lediglich 170 € weitere Kosten durch den Factoringzins an.
Insgesamt zahlt das Unternehmen 1.170 € monatlich für die Leistungen des Factors. Von den ursprünglichen 100.000 € bekommt die Edelholz GmbH 98.830 € vom Factor ausgezahlt. Dafür übernimmt dieser das gesamte Rechnungsmanagement, inklusive Mahn- und Inkassowesen sowie Rechnungsausfallrisiko.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Faktoren, die die individuellen Factoring Kosten sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Diese reichen vom Rating des Unternehmens über den Umsatz bis hin zur Anzahl und Qualität der Debitoren. Die Auswahl des passenden Anbieters ist dabei entscheidend, um den größten finanziellen Mehrwert aus dem Factoring zu erhalten.
Eine ausführliche Darstellung der Factoring-Kosten finden Sie in unserer Rubrik Factoring Kosten und Gebühren.
Anhand des obigen Kosten-Beispiels haben wir eine realistische Berechnung des Factoring-Prozesses erstellt.
Monatl. Liquiditätszufluss | 100.000 € |
Factoringgebühr | 1 % |
Monatl. Factoringgebühr | 1.000 € |
Factoringzins | 2 % p. a. |
Monatl. Kosten (Ø Zahlungsdauer 1 Monat) | 170 € |
Gebühr gesamt (%) | 1,17 % |
Gebühr gesamt (abs.) | 1.170 € |
Liquiditätsgewinn | 98.830 € |
Indem Unternehmen zur Finanzierung auf Factoring zurückgreifen, können sie unterschiedliche kurz- und langfristige Vorteile für sich nutzen:
In der Regel überweisen Factoring Anbieter 80-90 Prozent der Gesamtsumme der erworbenen Forderungen unmittelbar nach der Bonitätsprüfung an das beauftragende Unternehmen. Diese finanziellen Mittel stehen nun unmittelbar zur Verfügung und stärken die Eigenkapitalquote, ohne dass dafür weitere Bedingungen zu erfüllen sind. Damit können Unternehmen ohne Verzögerungen weitere Handelsgeschäfte durchführen oder Investitionen tätigen.
Das Factoring verschafft Unternehmen zusätzliche Liquidität und ermöglicht gleichzeitig eine Bilanzverkürzung. Dies liegt daran, dass die verkauften Forderungen nicht mehr in der Unternehmensbilanz aufgeführt werden müssen, die finanziellen Mittel aber dennoch in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Darüber können Unternehmen ihre Bonität verbessern, wodurch sie potenziell bessere Konditionen bei der Aufnahme von Krediten und Finanzierungen erreichen können.
Factoring gibt Unternehmen die Möglichkeit, die finanziellen Risiken durch ausfallende Zahlungen auf ein Minimum zu reduzieren. Mit der Veräußerung der Forderungen an den Factor geht (in der Regel) das volle Ausfallrisiko auf den Factoring Anbieter über. Durch eine Delkredere-Versicherung besteht dieser Ausfallschutz auch im Falle einer Insolvenz des Debitors.
Die Tatsache, dass die eigenen Forderungen in jedem Fall gedeckt sind, versetzt Unternehmen in die Lage, ihren Kunden längere Zahlungsziele einräumen zu können. Gleichzeitig kann die gesteigerte Liquidität des Unternehmens dazu eingesetzt werden, selber Skonto-Vorteile bei anderen Händlern in Anspruch zu nehmen.
Indem Unternehmen ihre Rechnungen verkaufen und diese Forderungen durch einen Factor eintreiben lassen, können sie personelle und finanzielle Ressourcen aus dem Bereich des Forderungsmanagements zukünftig anderweitig einplanen. Der Factoring Anbieter kann diese Leistungen in der Regel deutlich effizienter anbieten und verfügt zudem über mehr Erfahrung in diesem Bereich.
Was bedeutet Factoring? Wie genau profitieren Unternehmen davon, wenn sie ihre Forderungen an einen Factoring Anbieter verkaufen? Kompakte Infos über das Factoring und seine Vorteile erhalten Sie in unserem Erklär-Video.
Unternehmen, die die Vorteile des Factorings für sich nutzen möchten, können zwischen einer Vielzahl unterschiedlicher Modelle wählen. Welche dieser Factoring-Arten für das eigene Unternehmen die beste Lösung darstellt, muss jedoch individuell bewertet werden:
Das Ausfallrisiko der Forderungen geht zu 100% an den Factor über. Der Factoring-Kunde hat die Sicherheit, sein Geld vollständig und pünktlich zu erhalten.
Trotz Verkauf der Forderungen liegt das Ausfallrisiko weiterhin beim Factoring-Kunden. Bei einer Geschäftspleite des Debitors erhält er keinerlei Geld.
Die Debitoren des Factoring-Kunden werden darüber informiert, dass ihre Forderungen an einen Factor verkauft wurden.
Die Debitoren des Factoring-Kunden werden nicht darüber informiert, dass ihre Forderungen an einen Factor verkauft wurden.
Unternehmen übertragen ihr gesamtes Debitorenmangement an ein spezialisiertes Factoring-Unternehmen. Diese Form des Factoring ist bei kleinen und mittelständischen Unternehmen gefragt.
Unternehmen übertragen Teile ihres Debitorenmangement an ein spezialisiertes Factoring-Unternehmen. Gefragt bei Großunternehmen.
Ein Unternehmen aus dem Land A verkauft Forderungen gegenüber einem Debitor aus dem Land B an einen Factoring-Anbieter aus dem Land A.
Ein Unternehmen aus dem Land B verkauft Forderungen gegenüber einem Debitor aus dem Land A an einen Factoring-Anbieter aus dem Land A.
Einige Factoring-Unternehmen bieten außerdem auch Reverse- oder B2C-Factoring an. Wenn Sie ermitteln möchten, welche Factoring Variante für Ihr Unternehmen die beste Finanzierungsform darstellt und welcher Anbieter sich dafür anbietet, unterstützen unsere Finanzierungs-Experten Sie gerne mit einer individuellen Beratung. Hier finden Sie eine ausführliche Übersicht der wichtigsten Factoring Arten.
Unser Ziel ist es, Unternehmern den schnellen Zugang zu günstigen Finanzierungen zu ermöglichen. Um das zu erreichen, arbeiten wir unabhängig und beraten jeden Unternehmer individuell, um den besten Finanzierungspartner zu finden.
Als einer von Deutschlands führenden Experten zum Thema Factoring beraten wir sie gerne persönlich oder auch hier auf unserer Internetseite.