Trotz geldpolitischer Lockerungen steigen die Finanzierungskosten für Immobilien weiter. Neue Schuldenpläne der Regierung treiben die Bauzinsen zusätzlich in die Höhe.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat kürzlich die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, um die Konjunktur im Euroraum zu stützen. Viele Immobilienkäufer hatten gehofft, dass diese Maßnahme zu sinkenden Bauzinsen führen würde – doch das Gegenteil ist der Fall. Trotz der Lockerung der Geldpolitik steigen die Finanzierungskosten für Immobilien weiter an.
Entscheidend für die Bauzinsen sind nicht nur die Leitzinsen der EZB, sondern vor allem die Renditen langfristiger Staatsanleihen. In den letzten Wochen sind diese Renditen deutlich gestiegen, da Anleger wegen gestiegener Staatsverschuldung vermehrt Kapital aus Anleihen abziehen. Ein zusätzlicher Faktor ist die geplante Aufhebung der Schuldenbremse im Rahmen der Koalitionsvorverhandlungen zwischen Union und SPD sowie die Schaffung eines neuen Sondervermögens.
Diese Entwicklungen erhöhen die Unsicherheit an den Märkten, was die Refinanzierungskosten für Banken steigen lässt – mit direkten Folgen für Immobilienkäufer.. In den letzten Wochen sind diese Renditen deutlich gestiegen, da Anleger wegen gestiegener Staatsverschuldung vermehrt Kapital aus Anleihen abziehen. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass die Refinanzierungskosten für Banken steigen – mit direkten Folgen für Immobilienkäufer.
Auch die Inflationserwartungen spielen eine Rolle: Trotz des Rückgangs der Teuerungsrate bleiben die Sorgen vor langfristig erhöhten Preisen bestehen, was die Zinsen weiter nach oben treibt. Banken reagieren darauf mit steigenden Risikoaufschlägen und strengeren Kreditvergabebedingungen.
Derzeit bewegen sich die Bauzinsen für zehnjährige Darlehen zwischen 3,5 % und 4,5 %. Experten rechnen damit, dass sich diese Werte in den kommenden Monaten in einem Korridor zwischen 3,5 % und 4 % stabilisieren werden. Eine Rückkehr zu den Niedrigzinsen der vergangenen Jahre ist jedoch nicht in Sicht.
„Wir beobachten, dass viele Immobilienkäufer durch die steigenden Zinsen unter Handlungsdruck geraten. Dennoch ist es wichtig, besonnen zu agieren und nicht überstürzt zu kaufen. Die richtige Finanzierungsstrategie kann langfristig viele Vorteile bieten“, erklärt Joachim Haedke, CEO von Finanzierung.com.
Steigende Bauzinsen setzen nicht nur Erstkäufer unter Druck, sondern auch Eigentümer mit auslaufenden Finanzierungen. Eine kluge Anschlussfinanzierung kann helfen, steigende Kosten zu minimieren. Dabei sollten Kreditnehmer frühzeitig handeln und sich die besten Konditionen sichern. Auch Brückenfinanzierungen gewinnen an Bedeutung – sie bieten kurzfristige Liquidität, um den Kauf einer neuen Immobilie zu ermöglichen, bevor die alte verkauft ist.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen sollten Käufer einige zentrale Aspekte beachten:
Langfristige Zinsbindungen sichern: Wer eine Immobilie finanzieren möchte, sollte sich frühzeitig um eine stabile Zinsbindung kümmern. Zehn oder fünfzehn Jahre sind derzeit sinnvolle Laufzeiten, um sich vor weiteren Anstiegen zu schützen.
Vergleich von Angeboten: Unterschiedliche Banken bewerten die Marktsituation unterschiedlich. Ein Vergleich kann schnell mehrere tausend Euro Ersparnis bringen.
Alternative Finanzierungsmodelle prüfen: Neben klassischen Annuitätendarlehen gibt es staatliche Förderprogramme, flexible Darlehensmodelle oder auch Tilgungszuschüsse, die helfen können, die Finanzierungskosten zu senken.
Eigenkapital gezielt einsetzen: Je höher der Eigenkapitalanteil, desto günstiger die Konditionen. Mindestens 20 % sollten als Richtwert eingeplant werden.
Die Zinssenkung der EZB hat bisher kaum positive Auswirkungen auf die Baufinanzierungskonditionen. Wer eine Immobilie kaufen möchte, sollte sich nicht auf sinkende Zinsen verlassen, sondern aktiv nach der besten Finanzierungsstrategie suchen. Eine fundierte Beratung und der gezielte Vergleich von Angeboten sind entscheidend, um in einem volatilen Markt eine sichere und tragfähige Finanzierung zu finden.