Abwarten oder zuschlagen? Wohnimmobilien sind so günstig wie lange nicht mehr - für Investoren gibt es deshalb nur eine Antwort
Zugegeben, die Goldgräberzeiten auf dem deutschen Immobilienmarkt sind vorbei. Die Zinswende hat den Immobilien- und Baufinanzierungsmarkt gehörig durcheinandergewirbelt und auf den Kopf gestellt. Der historisch steile Anstieg der Zinsen hat Investoren in eine Schockstarre versetzt.
So verständlich das ist, so fahrlässig wäre es, den Markt aus den Augen zu verlieren – und sich aus der Krise entstehende Opportunitäten entgehen zu lassen. Denn selten waren die Chancen, günstig zu investieren, so gut wie derzeit.
Denn die Angebotspreise für Eigentumswohnungen kennen seit geraumer Zeit nur eine Richtung: abwärts. Das belegt eine Studie des Immobilienbewerters Value. Sie zeigt, dass die Angebotspreise für Eigentumswohnungen sowohl in A- wie auch in B-Lagen bundesweit das dritte Quartal in Folge gefallen sind – und das zum Teil deutlich.
So lag das Minus im ersten Quartal 2023 in Hamburg im Vergleich zum Vorjahresquartal bei 6,9 Prozent, in Frankfurt waren es 8,1 Prozent, in Düsseldorf 8,7 Prozent, in Stuttgart 9,6 Prozent und in München sogar 9,9 Prozent.
Das gilt auch für größere Portfolios. Bestandswohnungen werden derzeit für die 22- bis 25-fache Jahresmiete gehandelt – zwei bis drei Jahresmieten weniger als noch Anfang 2022. Bei Neubauwohnungen liegt der Abschlag sogar bei vier Jahresmieten.
Joachim Haedke, Geschäftsführender Gesellschafter von Finanzierung.com: „Auch wir beobachten bereits erhebliche Preisabschläge, wer jetzt verkaufen muss, hat einfach kaum Verhandlungsoptionen.“ Und: Die Abschläge kompensierten den Zinsaufschlag. „Wer die richtige Konstellation findet, kann gerade wirklich ein Schnäppchen machen. Wir finanzieren hier jedenfalls derzeit sehr erfolgreich.“
Doch wie lange bleibt das so? Gerade zeichnet sich am Zinsmarkt eine Entspannung ab. Kein Wunder, dass bei vielen Investoren inzwischen die Angst umgeht, die wirklich guten Angebote zu verpassen.
Das sieht auch Fabian von Pigenot, Leiter Real Estate von Finanzierung.com so: „Mit einer Stabilisierung auf dem Zinsmarkt erwarten wir auch stabilisierte Immobilienpreise.“ Die Abschläge aufgrund der unsicheren Marktlage werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2023 zurückgehen.
Bei größeren Investments kann sich eine variable Finanzierung für ein bis zwei Jahre und dann eine Umfinanzierung in eine langfristige Zinsbindung (zu dann niedrigeren Konditionen) lohnen. Vorausgesetzt die langfristige Zinsentwicklung tritt so ein, wie Experten dies prognostizieren.
Von Pigenot weist allerdings darauf hin: „Bei Immobilieninvestments sollten allerdings Nachhaltigkeitskriterien (ESG) nicht außer Acht gelassen werden, da in diesen Bereichen zukünftig strengere Auflagen erwartet werden und dadurch hohe Investitionen notwendig werden.“
Wie Sie die derzeitige Marktlage am besten nutzen können und die beste Finanzierung finden – fragen Sie unsere Experten!