Zinsralley ­– was uns der historische Vergleich lehrt

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13. März 2023

Die Wirtschaft, vor allem der Immobilien-Sektor, stöhnt unter dem Druck hoher Zinsen. Gleichzeitig verunsichern zwei Bankenpleiten in den USA die Märkte. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch, dass der Peak bald erreicht sein dürfte

Wolkenkratzer in Manhattan

Vor allem der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) sorgt für große Unruhe. Viele Start-ups hatten in den vergangenen Jahren hohe Einlagen bei der SVB geparkt, mussten diese aber aufgrund der immer höheren Zinsen vorzeitig auflösen.

In New York wurde zudem von den Behörden die Signature Bank geschlossen, die vor allem im Kryptogeschäft tätig war und nach einigen spektakulären Pleiten im Kryptobereich in Schieflage geraten war.

Die Auswirkungen der beiden Groß-Pleiten auf den deutschen und internationalen Bankensektor werden dennoch als gering betrachtet. Die US-Regierung hatte versichert, dass alle Einlagen geschützt werden sollen und Kunden auf ihre Guthaben zugreifen können sollen. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) gibt sich gelassen: „Die deutschen Banken sind robust, stabil und widerstandsfähig“, so ein Sprecher. Die deutsche Einlagensicherung sei nicht gefragt.

Sollte es am Markt in den USA aber weitere Ansteckungen geben, käme es zu einer Flucht in Staatsanleihen und die langfristigen Anleihezinsen würden fallen. Dies lässt sich schon heute im Bund Future ablesen. Demnach müssten die Zinsen ganz kurzfristig für Immobilienprojekte etwas fallen. Aber dies ist wirklich nur eine Momentaufnahme.

Entscheidend ist der Fortgang in den nächsten Tagen. Bisher sieht es so aus, als würde die FED sehr verantwortungsvoll agieren. Dann würde das Banken-Thema wieder in den Hintergrund treten und die Inflation würde wieder Thema Nr. 1.

Wie aber geht es mit den Zinsen weiter? Ist der Peak schon erreicht? Die Aussichten sind düster. Robert Holzmann, Chef der Österreichischen Nationalbank, prognostizierte gerade: Die EZB wird 2023 noch vier Zinsschritte von jeweils einem halben Prozentpunkt beschließen müssen!

Grund: Die anhaltend hohe Inflation! Dann läge der Leitzins bei fünf Prozent!

Andererseits: In den USA deutet eine inzwischen inverse Zinsstruktur auf eine Rezession hin. Das würde bedeuten: Die Zinsen müssen runter!

Wir von Finanzierung.com haben uns die Zinshistorie angesehen. Auffällig: Die EZB hinkte der FED stets hinterher und reagierte zögerlicher. Deshalb: Es wird, wie Robert Holzmann befürchtet, wohl noch weiter hochgehen.

Joachim Haedke, Geschäftsführender Gesellschafter von Finanzierung.com: „Wenn man sich charttechnisch orientiert, ist eine weitere Erhöhung von ca. einem Prozent  sowohl in den USA wie in Europa sehr wahrscheinlich und dürfte dann aber auch den Peak darstellen.“

Was heißt das für die Bauzinsen? Generell sind kurzfristige Finanzierungen nun teurer als langfristige. Die weitere Entwicklung der wichtigen 10-Jahres-Kondition hängt nun von der konjunkturellen Entwicklung ab.

Die letzten zwei Monate gab es so gut wie keine Frühindikatoren für ein rezessives Szenario, lediglich der Ausblick einiger Unternehmen war schwächer.

Deshalb sind nun die Zinsen für zehnjährige Immobilienfinanzierungen nochmals auf knapp vier Prozent gesprungen.

Joachim Haedke: „Erst mit einem nachhaltig sichtbaren Rezessions-Szenario ist mit wieder sinkenden Zinsen zu rechnen.“

Leitzins Eurozone / USA


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