Stärkster Rückgang seit einem Jahr – Kunden kaufen mit Preisabschlägen von bis zu 40 Prozent
Ist es nur ein kurzfristiges Phänomen? Oder schon der Silberstreif am Horizont? Noch Mitte Oktober mussten Kreditnehmer für Baufinanzierungen mit einer Laufzeit von zehn Jahren bis zu 4,5 Prozent Zinsen bezahlen. Soviel wie noch nie seit der Zinswende durch die EZB im Juli 2022. Zwar stieg mit dem Einläuten höherer Zinsen auch die Volatilität am Zinsmarkt und die Zinsen schwankten in den letzten zwölf Monaten zwischen 3,5 und eben jenen 4,5 Prozent. Doch der Trend war klar: Im Schnitt ging es immer weiter bergauf.
Im übrigen auch, weil die Staatsanleihen wegen mangelnder Nachfrage mit einem höheren Zins ausgestattet werden mussten.
Jetzt scheint sich eine Trendumkehr abzuzeichnen. Denn zuletzt sind die Baufinanzierungszinsen wieder deutlich gesunken, was wohl vor allem auf die besser als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten zurückzuführen ist. Laut Statistischem Bundesamt sank die Inflationsrate in Deutschland im Oktober im Vergleich zum Vormonat deutlich von 4,5 auf 3,8 Prozent. In den USA betrug die Inflationsrate gar nur mehr 3,2 Prozent, was an den Börsen eine wahre Kursrally auslöste.
Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Die Zinsen für Baufinanzierungen mit einer Laufzeit von 10 Jahren sanken zuletzt deutlich Richtung Vier-Prozent-Marke (in Ausnahmefällen sogar darunter) und damit auf dem niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Wobei es sich hier um Durchschnittswerte handelt, die bei einer tatsächlichen Finanzierung immer abweichen. Bei einer höheren Beleihung oder Gewerbe sowie Selbstständigkeit werden üblicherweise Zuschläge berechnet, weshalb der Durchschnittszins lediglich ein Anhaltspunkt und keine fixer Wert ist.
Sollte es sich nicht nur um einen kurzfristigen Rücksetzer handeln und die Zinsen sich auf diesem Niveau stabilisieren – oder gar weiter sinken –, wäre dies für den gebeutelten Immobiliensektor zweifellos eine gute Nachricht.
Denn: Der deutsche Wohnungsbau erlebt derzeit eine seiner größten Krisen. Die Auftragsstornierungen kletterten zuletzt laut ifo-Institut auf einen neuen Höchststand, immer mehr Projekte scheitern. Grund: Die hohen Zinsen. In einer Umfrage des ifo-Instituts berichteten im Oktober 22,2 Prozent der Unternehmen über gestrichene Projekte, im Vormonat hatte dieser Anteil noch bei 21,4 Prozent gelegen. Und fast jedes zweite Unternehmen (48,7 Prozent) klagte über Auftragsmangel gegenüber 18,7 Prozent im Oktober 2022.
Eine Entwicklung, die auch am Immobilienmarkt nicht spurlos vorüberging. Im Schnitt sanken die Wohnungspreise in Deutschland allein seit Mai um mehr als sechs Prozent. Joachim Haedke, Geschäftsführender Gesellschafter von Finanzierung.com: „Wir sehen für langfristig orientierte Investoren ganz klar Chancen für attraktive Investments. Wir haben in diesem Bereich auch tatsächlich bereits Mehrfamilienhäuser oder Portfolios mit einem enormen Preisnachlass von bis zu 40 Prozent finanziert."“
Denn während die Kaufpreise für Immobilien ganz klar nach untern deuten, entwickelt sich der Mietmarkt genau gegenläufig. So zeigt eine Studie, dass die Bruttomietrendite, also das Verhältnis der Kaltmiete zum Kaufpreis der Immobilie, allein von Anfang Januar bis Ende Juni 2023 in 30 deutschen Top-Städten um durchschnittlich 0,22 Prozentpunkte auf 3,71Prozent zulegte.
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