ESG im Fokus: Nachhaltigkeit und Immobilienfinanzierung

Eine Umfrage von Finanzierung.com unter Entwicklern und Kapitalgebern im Immobiliensektor zeigt: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Zinsanstiege und geopolitische Unsicherheiten beeinflussen das tägliche Geschäft, doch ESG-Kriterien sind auf dem Vormarsch. Wie stark prägen ökologische, soziale und Governance-Faktoren die Entscheidungen und Strategien der Akteure? Die Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke und zeigen Chancen sowie Herausforderungen auf

Das Wichtigste in Kürze

1. Steigende Bedeutung von ESG: 18 Prozent der Befragten sehen ESG-Kriterien als einen der größten Einflussfaktoren auf ihr tägliches Geschäft.

2. Haupttreiber für ESG: Anforderungen von Kapitalgebern und Investoren/Käufern sind für 42 Prozent die Hauptmotivationen für die Auseinandersetzung mit ESG.

3. Integration von ESG in Kreditentscheidungen: 31 Prozent der Befragten berücksichtigen ESG-Faktoren als weiche Ratingbestandteile in ihren Kreditratings, also nicht zwingend, aber willkommen.

4. Herausforderungen durch Zinsanstiege: 52 Prozent der Befragten nennen Zinsniveau und Zinsanstieg als den größten Einflussfaktor auf ihr aktuelles Geschäft.

Die Umfrage von Finanzierung.com unter rund 200 Teilnehmern des Finanzierungsprozesses im Immobiliensektor hat wichtige Einblicke in die aktuellen Trends und Herausforderungen bei der ESG-Integration gegeben, insbesondere in Bezug auf ESG (Environmental, Social, Governance) Kriterien, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Aktuelle Einflussfaktoren

Die Umfrage zeigt, dass das Zinsniveau und der Zinsanstieg mit 56 Prozent den größten Einfluss auf das tägliche Geschäft der Projektentwickler haben. Dies ist wenig überraschend, da steigende Zinsen die Finanzierungskosten erhöhen und somit die Rentabilität von Projekten beeinflussen. ESG-Anforderungen (11 Prozent) und regulatorische Anforderungen (25 Prozent) spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle und zeigen, dass Nachhaltigkeit und Compliance zunehmend in den Fokus rücken. Der Ukrainekrieg wird von 8 Prozent der Befragten als wesentlicher Einflussfaktor genannt, was die geopolitischen Unsicherheiten und ihre Auswirkungen auf den Markt widerspiegelt.

ESG: Motivation und Umsetzung

Anforderungen durch Kapitalgeber (25 Prozent) und persönliches Interesse (25 Prozent) sind aus Projektentwicklersicht die Haupttreiber hinter der Auseinandersetzung beim Thema ESG und Immobilien. Investoren- Anforderungen (42 Prozent) und Anforderungen von Mietern (8 Prozent) sind ebenfalls wichtige Motivationsfaktoren. Dies zeigt, dass sowohl externe als auch interne Faktoren eine Rolle bei der Implementierung von ESG-Strategien spielen.

ESG und Kreditentscheidungen

Ein erheblicher Teil der Befragten gibt an, dass ESG-Faktoren in ihr Kreditrating einfließen. Bei 31 Prozent der Kapitalgeber fließen ESG-Kriterien positiv in die Kreditentscheidung ein, für 19 Prozent sind diese fester Ratingbestandteil, während 28 Prozent ESG-Kriterien abfragen, diese aber keinen Einfluss auf die Finanzierung haben. 22 Prozent überprüfen ESG-Faktoren nicht, was auf eine Lücke in der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Kreditbewertung hinweist. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es noch Raum für Verbesserungen und eine stärkere Berücksichtigung von ESG-Faktoren in der Kreditentscheidung gibt.

Detaillierte ESG-Kriterien im Immobiliensektor

Die Umfrage beleuchtet verschiedene Aspekte der ESG-Kriterien im Immobiliensektor:

Ökologische Nachhaltigkeit

• Ökobilanz des Gebäudes: Die Teilnehmer betonen die Notwendigkeit einer lebenszyklusorientierten Planung, um Umweltwirkungen zu minimieren.

• Ressourcengewinnung: Es wird gefordert, Produkte zu verwenden, die ökologischen und sozialen Standards entsprechen.

• Flächeninanspruchnahme: Die Begrenzung der Bodenversiegelung und die Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen sind entscheidend.

• Wasserbedarf und Abwasseraufkommen: Die Wiederverwertung von Abwässern und Nutzung lokaler Ressourcen wird als wichtig angesehen.

• Biodiversität am Standort: Der Erhalt der biologischen Vielfalt im lokalen Kontext wird hervorgehoben.

Soziale Nachhaltigkeit

• Innenraumluftqualität und thermischer Komfort: Die Gewährleistung einer hohen Luftqualität und eines angenehmen Raumklimas ist für das Wohlbefinden der Nutzer wichtig.

• Visueller und akustischer Komfort: Tages- und Kunstlicht sowie gute raumakustische Verhältnisse fördern das Wohlbefinden und die Produktivität der Nutzer.

Barrierefreiheit: Die uneingeschränkte Zugänglichkeit für alle Menschen wird betont.

Governance

• Qualitätssicherung und Transparenz: Die Einhaltung hoher Qualitätsstandards und die Transparenz in der Eigentümer- und Kontrollstruktur sind entscheidend.

• Finanzberichterstattung: Volle Transparenz und Wirksamkeit der Prüfungs- und Rechnungslegungspraktiken sind notwendig, um das Vertrauen der Stakeholder zu gewährleisten.

• Geschäftsethik: Ein verantwortungsvoller Umgang mit geschäftsethischen Herausforderungen wie Betrug und Korruption wird als wesentlich angesehen.

Die Umfrageergebnisse bieten wertvolle Einblicke in die aktuellen Prioritäten und Herausforderungen im Immobilienfinanzierungssektor. Sie unterstreichen die Bedeutung von Zinsentwicklungen, ESG-Anforderungen und regulatorischen Änderungen. Die starke Fokussierung auf Wohnimmobilien und die Motivation durch Kapitalgeber und persönliche Interessen zur Einhaltung von ESG-Standards zeigen die Richtung, in die sich der Markt entwickelt.

Unternehmen können diese Trends nutzen, um ihre Strategien anzupassen und besser auf die sich wandelnden Marktbedingungen zu reagieren. Eine stärkere Integration von ESG-Kriterien in die Finanzierungsentscheidungen und eine proaktive Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Risiken und Chancen sind entscheidend, um nachhaltige und profitable Geschäftsmodelle zu fördern.

Haben Sie Fragen zu ESG-Kriterien und Immobilienfinanzierung? Kontaktieren Sie uns, unsere Experten helfen gerne weiter.