Forderungsankauf

Was versteht man unter Forderungsankauf?

Der Begriff Forderungsankauf bezieht sich auf den Verkauf von offenen Forderungen eines Unternehmens an einen Dritten, oft ein spezialisiertes Finanzinstitut oder einen Inkassodienstleister. Diese Transaktion wird in der Regel genutzt, um die Liquidität des verkaufenden Unternehmens zu erhöhen, ohne auf das Eintreffen der Fälligkeit der Forderungen warten zu müssen. In der Praxis bedeutet das: Ein Unternehmen hat Forderungen, die es zum Beispiel gegenüber seinen Kunden hat, und verkauft diese an einen Forderungsankäufer, auch Factor genannt, der dann die Verantwortung für das Eintreiben des ausstehenden Betrags übernimmt.

Der Forderungsankauf ist besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Wachstumsphasen für Unternehmen interessant, da er kurzfristige finanzielle Engpässe überbrücken kann, indem offene Rechnungen zu Kapital gemacht werden. Dabei handelt es sich um eine alternative Finanzierungsmethode, die nicht nur kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), sondern auch Großunternehmen zur Verfügung steht.

Wie funktioniert der Forderungsankauf?

Der Prozess des Forderungsankaufs beginnt in der Regel mit einem Vertrag zwischen dem Unternehmen, das die Forderungen verkaufen möchte, und dem Forderungsankäufer. Es gibt zwei Arten von Forderungsankauf: echter und unechter Forderungsankauf.

Beim echten Forderungsankauf übernimmt der Käufer das Risiko des Forderungsausfalls. Das bedeutet, dass das verkaufende Unternehmen nicht für den Fall haftet, dass der Kunde nicht zahlt. Der Forderungsankäufer trägt also das gesamte Ausfallrisiko. Diese Variante bietet dem Unternehmen, das seine Forderungen verkauft, eine größere Sicherheit, da es nach dem Verkauf nicht mehr für die Begleichung der Forderung verantwortlich ist.

Beim unechten Forderungsankauf bleibt das Ausfallrisiko beim Verkäufer. Sollte der Kunde die Rechnung nicht begleichen, muss das Unternehmen den Betrag erstatten, den es bereits für die Forderung erhalten hat. Diese Form des Forderungsankaufs bietet oft geringere Gebühren, da der Ankäufer weniger Risiko trägt.

Im Rahmen des Forderungsankaufs wird dem Unternehmen, das seine Forderungen verkauft, ein bestimmter Prozentsatz des Nennwerts der Forderungen gutgeschrieben. In den meisten Fällen erhalten Unternehmen zwischen 80 % und 95 % des Forderungswerts. Der Restbetrag wird als Reserve einbehalten, die freigegeben wird, sobald der Forderungsankäufer die offenen Beträge vom Schuldner eingetrieben hat.

Welche Vorteile bietet der Forderungsankauf?

Der Forderungsankauf bietet zahlreiche Vorteile für Unternehmen, die ihre Liquidität schnell und ohne Kreditaufnahme erhöhen möchten. Zu den Hauptvorteilen zählen:

  1. Schnelle Liquidität: Unternehmen erhalten unmittelbar nach dem Verkauf der Forderungen eine Zahlung, ohne darauf warten zu müssen, dass der Kunde seine Rechnung begleicht. Dies ist besonders hilfreich, wenn das Unternehmen kurzfristig Kapital benötigt, um andere Verbindlichkeiten zu decken oder Wachstumschancen zu nutzen.

  2. Schutz vor Zahlungsausfällen: Beim echten Forderungsankauf trägt der Käufer das Risiko, dass der Kunde nicht zahlt. Dies kann besonders wertvoll für Unternehmen sein, die oft mit Kunden arbeiten, deren Bonität schwer einschätzbar ist.

  3. Entlastung des Mahnwesens: Unternehmen, die ihre Forderungen verkaufen, müssen sich nicht mehr um das Eintreiben der Zahlungen kümmern. Der Forderungsankäufer übernimmt in der Regel das gesamte Debitorenbuchhaltung, was dem Unternehmen Zeit und Ressourcen spart.

  4. Keine Verschuldung: Der Forderungsankauf ist keine Form der Kreditaufnahme. Das Unternehmen verschuldet sich also nicht und muss keine Zinsen zahlen. Stattdessen verkauft es lediglich Forderungen, die es ohnehin besitzt.

  5. Verbesserung der Bilanz: Da Forderungen als Vermögenswerte in der Bilanz eines Unternehmens aufgeführt werden, kann der Verkauf von Forderungen dazu führen, dass die Bilanz des Unternehmens besser aussieht. Weniger offene Forderungen bedeuten eine stärkere Liquidität und bessere Kennzahlen.

Für welche Unternehmen ist der Forderungsankauf geeignet?

Der Forderungsankauf eignet sich für eine Vielzahl von Unternehmen, insbesondere für solche, die regelmäßig mit großen Forderungen arbeiten und eine schnelle Liquidität benötigen. Er ist besonders nützlich für:

  • Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die oft auf sofortige Zahlungen angewiesen sind, um laufende Kosten zu decken.

  • Start-ups, die in der Wachstumsphase sind und möglicherweise auf unregelmäßige Zahlungseingänge angewiesen sind, um ihre Expansion zu finanzieren.

  • Großunternehmen, die viele offene Rechnungen haben und ihre Bilanz entlasten möchten.

  • Unternehmen in Saisongeschäften, die stark schwankende Umsätze haben und während umsatzschwacher Phasen auf eine stabile Liquidität angewiesen sind.

Es ist jedoch wichtig, dass Unternehmen, die einen Forderungsankauf in Betracht ziehen, die Bonität ihrer Kunden sorgfältig prüfen, insbesondere wenn sie sich für den unechten Forderungsankauf entscheiden. Schließlich trägt das Unternehmen in diesem Fall weiterhin das Risiko, dass der Kunde nicht zahlt.

Welche Nachteile hat der Forderungsankauf?

Trotz seiner Vorteile bringt der Forderungsankauf auch einige Nachteile mit sich. Zu den Hauptkritikpunkten zählen die oft hohen Kosten, da der Forderungsankäufer eine Gebühr erhebt, die von der Höhe der verkauften Forderungen abhängt. Außerdem gibt das Unternehmen die Kontrolle über das Forderungsmanagement ab, was zu Problemen führen kann, wenn der Ankäufer unangemessen Druck auf Kunden ausübt und dadurch die Kundenbeziehung belastet. Insbesondere beim unechten Forderungsankauf besteht weiterhin das Risiko, dass der Kunde nicht zahlt und das Unternehmen die Summe erstatten muss.

Wie unterscheidet sich der Forderungsankauf vom Factoring?

Der Forderungsankauf wird oft mit Factoring verwechselt, da beide Konzepte darauf abzielen, die Liquidität eines Unternehmens zu erhöhen. Der Hauptunterschied liegt jedoch darin, dass Factoring in der Regel eine laufende Beziehung zwischen dem Unternehmen und dem Factor beinhaltet. Beim Factoring werden fortlaufend Forderungen verkauft, oft sogar schon bei deren Entstehung. Beim Forderungsankauf handelt es sich hingegen meist um eine einmalige Transaktion oder den Verkauf von spezifischen Forderungen.

Zusammenfassung

Der Forderungsankauf ist eine flexible und schnelle Möglichkeit, Liquidität zu schaffen, ohne auf das Eintreffen von Zahlungseingängen warten zu müssen. Ob für kleine und mittelständische Unternehmen, Start-ups oder Großunternehmen – der Verkauf von Forderungen kann eine wertvolle Finanzierungsquelle sein. Es ist jedoch wichtig, die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen und die Art des Forderungsankaufs (echt oder unecht) je nach den spezifischen Bedürfnissen und Risiken des Unternehmens zu wählen.

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