Factoring trotz Insolvenz: In der Krise flexibel und liquide bleiben

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13. November 2024

Insolvenz bedeutet oft das Ende der finanziellen Handlungsfähigkeit. Mit Insolvenzfactoring können Firmen auch schwierigen Zeiten ihre Liquidität sichern

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In Zeiten finanzieller Engpässe, insbesondere bei einer drohenden oder bestehenden Insolvenz, benötigen Unternehmen flexible Finanzierungslösungen, um die Betriebskosten zu decken und den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Eine Lösung, die sich hier als besonders hilfreich erweist, ist das sogenannte Insolvenzfactoring. Hier beleuchten wir, wie Factoring trotz Insolvenz funktioniert, welche Vorteile es bietet und worauf Unternehmen achten sollten.

Was ist Factoring und wie funktioniert es in der Insolvenz?

Factoring ist eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der Forderungen eines Unternehmens an einen Factor, zumeist eine Bank oder ein spezialisiertes Factoring-Unternehmen, verkauft werden. Der Factor zahlt dem Unternehmen in der Regel 80–90 % des Rechnungsbetrags sofort aus, während der Rest abzüglich einer Gebühr nach Zahlungseingang beim Factor freigegeben wird. Dieser Mechanismus schafft sofortige Liquidität und reduziert das Ausfallrisiko, da der Factor das Debitorenmanagement und oft auch das Inkasso übernimmt.

Besonders in Krisenzeiten kann das sogenannte Insolvenzfactoring eine entscheidende Rolle spielen. Beim Insolvenzfactoring prüft der Factor jedoch nicht primär die Bonität des Unternehmens, sondern die Kreditwürdigkeit der Debitoren. Auf diese Weise können auch Unternehmen mit finanziellen Problemen kurzfristig Liquidität generieren. Insolvenzfactoring wird häufig bei Unternehmen eingesetzt, die sich in einem Sanierungsprozess befinden oder bei denen eine Umstrukturierung notwendig ist.

Voraussetzungen für Insolvenzfactoring

Insolvenzfactoring ist nicht für jedes Unternehmen geeignet und erfordert eine Prüfung durch den Factor. Die wichtigsten Voraussetzungen sind:

  • Bonität der Debitoren: Der Factor prüft die Solvenz der Kunden, da hier das Ausfallrisiko getragen wird.

  • Sanierungskonzept: Das Unternehmen sollte ein glaubwürdiges Restrukturierungs- oder Sanierungskonzept vorlegen können.

  • Langfristiges Potenzial: Factoring-Gesellschaften analysieren, ob das Unternehmen langfristig überlebensfähig ist, sodass sich das Risiko für den Factor in Grenzen hält.

Viele Factoring-Gesellschaften erwarten zudem die Zusammenarbeit mit einem Insolvenzverwalter, der das Unternehmen während der Insolvenz unterstützt. Diese Voraussetzungen können je nach Anbieter variieren, daher ist es für Unternehmen wichtig, sich ausführlich über die Anforderungen des jeweiligen Factoring-Partners zu informieren.

Die Vorteile von Insolvenzfactoring für Unternehmen in der Krise

Factoring in der Insolvenz hat zahlreiche Vorteile für Unternehmen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden. Die wichtigsten Pluspunkte sind:

  1. Sofortige Liquidität: Durch den Verkauf von Forderungen erhalten Unternehmen in kürzester Zeit Zugriff auf benötigtes Kapital. Diese Liquidität kann direkt in die laufenden Betriebskosten, wie beispielsweise die Bezahlung von Lieferanten oder Gehältern, investiert werden.

  2. Ausfallschutz: Der Factor übernimmt das Risiko eines Forderungsausfalls. Dies gibt dem Unternehmen zusätzliche Sicherheit und Planungssicherheit in Krisenzeiten.

  3. Entlastung im Forderungsmanagement: Da das Inkasso und das Debitorenmanagement vom Factor übernommen werden, entlastet Insolvenzfactoring auch die internen Ressourcen des Unternehmens.

  4. Vertrauenssignal an Geschäftspartner: Eine funktionierende Finanzierung zeigt Geschäftspartnern und Lieferanten, dass das Unternehmen handlungsfähig ist und seine finanziellen Verpflichtungen weiterhin erfüllen kann.

Insolvenzfactoring im Sanierungsprozess: Stabilität und Vertrauen schaffen

Insolvenzfactoring kann im Rahmen eines umfassenden Sanierungsplans als Teilstrategie fungieren. Neben der akuten Liquiditätssicherung trägt Factoring dazu bei, die Finanzlage zu stabilisieren und Gläubiger zu beruhigen. Es ermöglicht, dass Unternehmen ohne zusätzliche Schulden oder Kredite liquide bleiben.

Gerade in Verhandlungen mit Gläubigern und Geschäftspartnern ist dies von entscheidender Bedeutung. Unternehmen in Insolvenz oder Restrukturierung müssen oft mit Lieferanten über verlängerte Zahlungsziele oder neue Liefervereinbarungen verhandeln. Insolvenzfactoring kann hier als Argumentationshilfe dienen, da es zeigt, dass das Unternehmen an einem fortlaufenden Geschäftsbetrieb interessiert und in der Lage ist, liquide zu bleiben.

Risiken und Herausforderungen des Insolvenzfactorings

Obwohl Insolvenzfactoring zahlreiche Vorteile bietet, gibt es auch Herausforderungen und Risiken, die Unternehmen beachten sollten. Der Factor muss davon überzeugt sein, dass die Forderungen des Unternehmens „werthaltig“ sind, also von Debitoren stammen, die als kreditwürdig und zahlungsfähig gelten. Zudem bedeutet Insolvenzfactoring zusätzliche Kosten, da der Factor eine Gebühr für seine Leistungen verlangt. Diese Gebühr kann höher sein als bei herkömmlichem Factoring, da das Risiko für den Factor in der Insolvenzlage ebenfalls höher ist.

Ein weiterer potenzieller Nachteil besteht darin, dass nicht alle Forderungen für Insolvenzfactoring geeignet sind. In der Regel fokussieren sich Factoring-Gesellschaften auf Forderungen, die schnell und sicher beglichen werden können. Zahlungen, die unsicher oder stark verzögert eingehen, werden in der Regel nicht angekauft.

Restrukturierungsberatung: Den Weg aus der Krise finden

Wenn ein Unternehmen in finanzielle Schieflage gerät, ist schnelles und zielgerichtetes Handeln gefragt. Eine professionelle Restrukturierungsberatung hilft dabei, das Unternehmen wieder auf stabile Beine zu stellen und langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Finanzierung.com analysieret die aktuelle Finanz- und Ertragslage, entwickelt maßgeschneiderte Sanierungspläne und begleitet das Management bei der Umsetzung. Von der Kostensenkung bis zur Liquiditätssicherung – eine fundierte Restrukturierungsberatung sorgt für klare Strategien und schafft Vertrauen bei Gläubigern und Partnern. So wird eine stabile Zukunft gesichert und neue Wachstumschancen eröffnet.

Insolvenzfactoring vs. andere Finanzierungsmöglichkeiten

Für Unternehmen in der Insolvenz gibt es verschiedene Optionen zur Liquiditätssicherung, darunter Überbrückungskredite, Darlehen oder auch staatliche Förderungen. Insolvenzfactoring bietet jedoch einen entscheidenden Vorteil gegenüber diesen Finanzierungsmethoden: Es belastet die Bilanz des Unternehmens nicht zusätzlich mit Schulden. Stattdessen wird auf bestehende Forderungen zurückgegriffen, wodurch das Risiko und die Abhängigkeit von externen Krediten reduziert wird.

Insolvenzfactoring als flexible Liquiditätslösung in der Krise

Insolvenzfactoring kann für Unternehmen in Krisenzeiten eine wertvolle Finanzierungsquelle sein. Durch den sofortigen Verkauf von Forderungen und die Übernahme des Forderungsmanagements bietet diese Finanzierungsmethode die Möglichkeit, dringend benötigte Liquidität zu generieren und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Gerade in Verbindung mit einem umfassenden Sanierungsplan kann Insolvenzfactoring als ein wichtiger Baustein dienen, um das Vertrauen von Gläubigern und Geschäftspartnern wiederherzustellen und die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu wahren.

Unternehmen, die Insolvenzfactoring in Betracht ziehen, sollten sich jedoch gründlich über die Anforderungen und Gebühren der Factoring-Gesellschaften informieren. Nicht alle Forderungen sind für Factoring geeignet, und Unternehmen sollten die zusätzlichen Kosten sorgfältig abwägen. Dennoch ist Insolvenzfactoring eine lohnende Alternative zu klassischen Kreditlösungen und kann wesentlich dazu beitragen, finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Haben Sie Fragen? Unsere Experten beraten Sie gern zum Thema Factoring in der Insolvenz


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