Die Autoindustrie ist das Flaggschiff der deutschen Wirtschaft. Mit einem Umsatz von über 425 Milliarden Euro ist sie der bedeutendste Sektor im verarbeitenden Gewerbe. Knapp vier Fünftel des Branchenumsatzes gehen auf das Konto der Fahrzeughersteller mit ihren 485.000 Angestellten. Zulieferbetriebe und Hersteller von Anhängern und Aufbauten beschäftigen zusammen 350.000 Mitarbeiter und erwirtschaften 22 Prozent des Gesamtumsatzes der Automobilindustrie. Abgesehen von einigen Kleinserienherstellern ist der Fahrzeugbau weitgehend in den Händen von Großkonzernen wie Volkswagen, Daimler und BMW. Bei den Zulieferern ist die Branchenstruktur deutlich heterogener mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen.
Autos und Autoteile sind die wichtigsten Exportgüter der deutschen Wirtschaft. Von den fünf Millionen Pkws, die in Deutschland hergestellt wurden, gingen 2018 78 Prozent in den Export. Dazu kamen weitere elf Millionen Fahrzeuge, die deutsche Autohersteller im Ausland fertigten. Die Zulieferer agieren ebenfalls zunehmend global. 2018 erwirtschafteten sie bereits 41 Prozent ihres Erlöses im Ausland.
Ein wesentliches Merkmal der Automobilindustrie ist die Komplexität ihrer Wertschöpfungskette. Neben den klassischen Autozulieferern sind auch Unternehmen aus der Chemie-, Textil-, Maschinen-, Elektro- und Metallbranche an der Herstellung von Fahrzeugen beteiligt. Von der Automobilproduktion hängen im Übrigen viele nachgelagerte Dienstleister wie Autohäuser, Werkstätten, Tankstellenbetreiber, Autovermieter und Finanzierer ab. Erfolg und Misserfolg der Autoindustrie haben mithin einen viel größeren Einfluss auf die Gesamtwirtschaft, als der Wertschöpfungsanteil von 4,7 Prozent vermuten ließe.
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Die Autoindustrie steht vor erheblichen Herausforderungen. In den kommenden Jahren sind die Kfz-Hersteller und ihre Zulieferer gleich an mehreren Fronten mit einem Wandel konfrontiert, der hohe Investitionen erfordert.
Die wichtigsten Treiber dieses Wandels sind:
strengere Umweltvorschriften
neue Technologien
Veränderungen beim Verbraucherverhalten
stärkerer Wettbewerbsdruck
Der Straßenverkehr verursacht europaweit rund ein Fünftel der klimaschädlichen CO2-Emissionen. Deshalb hat die Europäische Union beschlossen, den CO2-Ausstoß im Verkehr bis 2050 um 60 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren. Dieses Ziel lässt sich nur mit neuen Antriebstechnologien erreichen. Schon heute befinden sich Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb auf dem Vormarsch. Die Consultingfirma Oliver Wyman prognostiziert in einer aktuellen Studie, dass alternative Antriebstechnologien bei den Neuwagen zwischen 2020 und 2030 weltweit von 16 auf 62 Prozent zulegen werden. Der Dieselmotor hingegen wird nach Ansicht der meisten Experten aus dem Pkw-Segment nahezu verschwinden.
Anteil der Antriebstechnologien bei Neufahrzeugen
2020 | 2030 | |
Verbrennungsmotor | 84 % | 38 % |
Hybridantrieb | 13 % | 37 % |
Elektroantrieb | 3 % | 25 % |
Der Antriebsstrang eines Autos mit Verbrennungsmotor besteht aus über tausend Einzelteilen. Ein Elektroantrieb kommt mit einem Zehntel davon aus. Das bedeutet weniger und zugleich andere Aufträge für die Zulieferindustrie. Statt Abgassysteme sind künftig beispielsweise leistungsfähige Akkus gefragt. Unter Druck stehen die Zulieferer außerdem wegen der Digitalisierung. Wo früher spezifische Hardware notwendig war, kommen bei modernen Fahrzeugen vermehrt Softwarelösungen zum Einsatz. Doch der technische Fortschritt ist nicht bloß eine Bedrohung, er bietet auch Chancen. So nimmt die Zahl der Fahrassistenzsysteme laufend zu. Bei den fahrzeugbezogenen Online-Dienstleistungen bestehen ebenfalls gute Wachstumsaussichten. Darüber hinaus ermöglichen Digitalisierung und Industrie 4.0 Effizienzgewinne im Produktionsprozess.
Im Wandel befindet sich auch das Verbraucherverhalten. Besonders in den Städten, wo die Mobilität zunehmend an ihre Grenzen stößt, setzen immer mehr Menschen auf Carsharing. Zusätzlichen Schub wird dieser Trend erhalten, sobald das autonome Fahren, das sich zurzeit in der Testphase befindet, Realität wird. Darunter wird nicht zuletzt das lukrative Aftermarket-Geschäft leiden.
Eine weitere Herausforderung, die die Autoindustrie in den nächsten Jahren beschäftigen wird, ist der steigende Konkurrenzdruck. Angesichts der technischen Umwälzungen besteht die Gefahr, dass Technologiekonzerne und Start-ups etablierte Anbieter aus ihrem angestammten Geschäftsfeld verdrängen werden. Ein Beispiel dafür ist das kalifornische Start-up Tesla, das sich innerhalb kurzer Zeit einen erheblichen Vorsprung in der Akkutechnologie aufgebaute. Konkurrenz kommt auch aus China, wo der Staat Elektroautohersteller gezielt fördert.