Wurde das frühe Ende der Rezession zu teuer erkauft?
Global gestiegene Schuldenstände, die sich im Laufe der anhaltenden Niedrigzinsphase aufgebaut haben, drohen nun ein Ende des wirtschaftlichen Aufschwungs herbeizuführen. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich zeigt sich alarmiert. Ein gestiegenes Risikopotenzial, das sich wegen einer langanhaltenden, großen Risikobereitschaft rund um den Globus aufgebaut habe, drohe nun immense Verwerfungen herbeizuführen.
BIZ-Chefvolkswirt Claudio Borio warnt vor der breit vorherrschenden Überschuldungsgefahr. Die günstigen Finanzierungsbedingungen verleiten zu risikofreudigeren Investitionsentscheidungen. Langfristig jedoch neigen Unternehmen bei den günstigen Kreditkosten dazu immense Schuldenberge in der Bilanz anzusammeln, weil die Kosten für das geliehene Kapital niedrig sind. Dies beherbergt bei längeren Darlehenslaufzeiten die Gefahr einer Überlastung der Zahlungsfähigkeit.
Viele Risikopositionen erfordern eine Neubewertung. Doch diese birgt weitere Unwägbarkeiten.
Ein baldiger Zinsanstieg könnte einige Kreditinstitute ernsthaft in Bedrängnis bringen. Deshalb warnt die europäische Zentralbank, dass „das Risiko einer raschen Neubewertung der globalen Risikoprämien signifikant bleibt“. (finanzen.net)
In der BIZ gibt man sich jedoch schon lange keinen Illusionen mehr hin, denn dies war nicht die erste und wird nicht die letzte Warnung des Institutes bleiben, die in den Wind geschlagen wurde. So lässt sich dem Report entnehmen, dass sich Marktakteure eher von harten Fakten in Form von Kursrückgängen und Preisstürzen an den Märkten beeindrucken lassen, als von Warnungen und Vermutungen.
Warnungen vor finanziellen Risiken werden meistens erst wahrgenommen, wenn die Lage bereits gekippt ist. Dieses Phänomen ist in der Finanzwelt durchaus bekannt, doch wann die Lage akut ist, wird von der kollektiven Marktmeinung bestimmt.
Die Geldpolitik wird straffer, die Finanzierungsbedingungen lockerer – ein Erklärungsansatz fehlt
Dass die Finanzwelt ein wenig aus den Fugen geraten ist, diese Ansicht teilten viele Ökonomen als erstmals der Schritt zum Negativzins gemacht wurde. Ebenso verwundert scheinen die Experten der BIZ bezüglich der nicht abklingenden Markteuphorie, die trotz der anstehenden Beschränkung der Anleihekäufe durch die EZB auf nur noch 30 Milliarden Euro monatlich und dem steigenden Zinsniveau in den USA, ungebrochen scheint. (spiegel.de)
Ein Erklärungsansatz für die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen findet sich in der weiterhin positiven Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft. Und auch die Ankündigung, den Übergang zu einer weniger straffen Geldpolitik nur vorsichtig anzugehen, könnte erklären warum die Finanzierungsbedingungen immer lockerer werden. Doch eine adäquate Lösung des Problems ist weiterhin nicht in Sicht. (handelsblatt.com)
Die Konjunktur in Deutschland zeigt sich weiter stabil
Die Konjunktur zeigt sich in Deutschland weiter robust. Wenn auch die Exporte im Oktober 2017 leicht zurückgingen rechnen Ökonomen mit einem neuen Exportrekord in diesem Geschäftsjahr. Für das Gesamtjahr 2017 wird ein Rekordwert von 1,3 Billionen Euro erwartet. Insbesondere der Handel innerhalb der EU konnte um rund 9 Prozent zulegen. Der Handel mit nicht EU-Ländern wuchs hingegen nur um 4,1 Prozent. Saisonbereinigt ergibt sich im Oktober ein Außenhandelsüberschuss von 20 Milliarden Euro. (handelsblatt.com)
Am Arbeitsmarkt herrscht weitgehend Vollbeschäftigung, doch viele Unternehmen haben weiterhin ungedeckten Bedarf nach qualifiziertem Personal. Die Finanzierungskonditionen befinden sich weiterhin auf einem äußerst günstigen Niveau. Doch ob die Phase des stabilen Wachstums so gemütlich fortsetzen wird, darf nach den jüngsten Berichten von BIZ und EZB, durchaus kritisch hinterfragt werden.