Factoring erfreut sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Eine Studie der Universität zu Köln zeigt, weshalb.
Fast jeder zehnte Euro des Bruttoinlandsprodukts wird durch Factoring finanziert. 2019 lag die Factoringquote, der Anteil des Factoringvolumens an der deutschen Wirtschaftsleistung, nach Angaben des Deutschen Factoring-Verbands bei acht Prozent – 0,9 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Der Factoringumsatz legte im letzten Jahr um 14 Prozent auf 276 Milliarden Euro zu.
Insgesamt machten rund 90.000 Unternehmen vom Forderungsverkauf Gebrauch. Mit einem Fünftel des gesamten Factoringvolumens waren Unternehmen aus der Handelsbranche die wichtigsten Nutzer dieser Finanzierungsvariante. Das Gesundheitswesen folgte mit einem Anteil von 13 Prozent. Andere wichtige Nutzer des Factorings waren die Dienstleistungsbranche, die Metallindustrie, die Autoindustrie und die Maschinenbauer.
Stabilisierung der Finanzierungsbasis
Aber warum verkaufen immer mehr Unternehmen ihre offenen Rechnungsforderungen an einen Factor? Eine Studie, die die Universität zu Köln letztes Jahr im Auftrag des Branchenverbands der Factoringanbieter durchführte, geht dieser Frage auf den Grund. Die Forscher befragten dazu eine Gruppe von 836 Unternehmen, die sich je zur Hälfte aus Factoringnutzern und Nichtnutzern zusammensetzte.
Der Forderungsverkauf sorgt für einen raschen Zahlungseingang. Daher überrascht es nicht, dass neun von zehn Factoringnehmern angaben, sie verwendeten dieses Finanzierungsinstrument hauptsächlich zur Sicherung ihrer Liquidität und zur Stabilisierung der Finanzierungsbasis. Die Hälfte der Nutzer schätzt am Factoring zudem die Delkrederefunktion, das heißt die Übernahme des Zahlungsausfallrisikos durch den Factor. Angesichts der verschlechterten Zahlungsmoral und der befürchteten Insolvenzwelle dürfte die Bedeutung des Ausfallschutzes derzeit noch größer sein.
Wichtigste Gründe für Factoring
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Verringerung der Bankenabhängigkeit
Vier von zehn Unternehmen verwenden das Factoring für die Wachstumsfinanzierung, ein knappes Drittel nutzt es zur Working-Capital-Optimierung. Die Verringerung der Abhängigkeit von den Banken ist ein weiterer Grund, weshalb Unternehmen ihre Rechnungsforderungen verkaufen. Zu diesem Punkt passt, dass Factoringnehmer typischerweise über ein breiter aufgestelltes Finanzierungsportfolio verfügen als die übrigen Umfrageteilnehmer und im Durchschnitt bis zu vier verschiedene Bankverbindungen nutzen.
Die Kölner Studie enthält auch Angaben zur Verteilung der unterschiedlichen Factoringarten. Größte Verbreitung genießt mit 42 Prozent das sogenannte Inhouse- oder Bulk-Factoring. Beim Inhouse-Factoring kümmert sich der Factoringnehmer selbst um Rechnungsstellung und Inkasso. Der Kunde wird meist nicht über die Forderungsabtretung informiert. Diese Variante des Factorings wird vor allem von größeren Unternehmen bevorzugt.
Administrative Entlastung beim Debitorenmanagement
Kleineren Unternehmen fehlen oft die administrativen Ressourcen, um das Debitorenmanagement selbst zu bewältigen. Darum setzen 36 Prozent aller Factoringkunden auf das Full-Service-Factoring, bei dem der Factor neben der Forderungsfinanzierung auch Kundenprüfung, Debitorenbuchhaltung, Inkasso und Mahnwesen übernimmt. Für jedes fünfte Unternehmen sind diese Leistungen sogar ein entscheidendes Motiv für den Forderungsverkauf.
Dass das Factoring eine erhebliche Entlastungswirkung hat, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Factoringnutzer weniger häufig auf die Dienste Dritter angewiesen sind. Während bei den Nichtnutzern mehr als die Hälfte mit Auskunfteien und ein Drittel mit Inkassobüros zusammenarbeitet, müssen nur 27 Prozent respektive 15 Prozent der Factoringnehmer auf solche Dienstleister zurückgreifen.
Verbreitung der wichtigsten Factoringarten | |
Inhouse-Factoring | 42 % |
Full-Service-Factoring | 36 % |
Factoring von Einzelforderungen | 17 % |
Fälligkeitsfactoring | 5 % |
Import- und Exportfactoring | 5 % |
Reverse-Factoring | 5 % |
Zunehmende Verbreitung bei KMU
Die Verteilung zwischen Inhouse- und Full-Service-Factoring deutet darauf hin, dass es mehrheitlich größere Unternehmen sind, die den Forderungsverkauf in Anspruch nehmen. Doch KMU holen auf. Bei den Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als zehn Millionen Euro gibt es mehr als doppelt so viele Neukunden wie bei den größeren Unternehmen.
Insgesamt setzen die meisten Firmen das Factoring langfristig ein. Lediglich eine kleine Minderheit verwendet das Instrument zur kurzfristigen Bilanzaufbesserung. Im Gegensatz zu früher stößt der Forderungsverkauf heute kaum noch auf Vorurteile. 58 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Meinung, das Factoring genieße ein gutes oder sehr gutes Image. Negative Erfahrungen haben nur wenige gemacht.
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Bevor sich Firmen für das Factoring entscheiden, setzen sie sich auch mit anderen Finanzierungsalternativen auseinander. In die engere Auswahl kommen insbesondere Bankkredite und Kreditversicherungen. Asset-backed Securities, Forfaitierung, Supply-Chain-Finanzierungen, Finetrading und Crowdfunding spielen im Evaluationsprozess ebenfalls eine Rolle. Die Mehrheit der Factoringkunden unter den Befragten prüfte vor Vertragsschluss verschiedene Factoringangebote. Vier von zehn Firmen holten drei Angebote ein, derweil bloß 12 Prozent sich mit einem Angebot begnügten.
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